Essen/Bochum. Dieter Hecking hat dem VfL Bochum Leben eingehaucht. Das 1:1 gegen Leverkusen darf aber nur der Anfang sein. Bis Mitte Januar ist viel möglich.
Wer hätte gedacht, dass sich Dieter Hecking mal in den Sport1-Doppelpass setzen und die Euphorie rund um den VfL Bochum bremsen müsste. Glatte vier Wochen bevor dieses Ereignis am vergangenen Sonntag tatsächlich eingetreten ist, vermutlich niemand. Zum einen, weil der VfL Bochum da mausetot am Tabellenende gestanden und gerade hochdramatisch mit 1:3 bei der TSG 1899 Hoffenheim verloren hatte, anstatt durch einen verwandelten Elfmeter von Lukas Daschner in der 89. Minute ein 2:2 mitzunehmen. Und zum anderen, weil da der Trainer noch Peter Zeidler hieß.
Doch über einen Monat später hat sich die Lage spürbar verändert. Das im Nachhinein als Missverständnis zu bewertende Kapitel Zeidler wurde geschlossen, Hecking Anfang November als sein Nachfolger installiert. Sein Debüt gab er im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen, das, wenn der VfL Pech gehabt hätte, auch mit 1:4 hätte verloren gehen können. Doch es kam anders. Mit ein bisschen Glück, Wille und spitzem Winkel erzielte Koyi Miyoshi in der 89. Minute das 1:1 und sicherte Bochum den zweiten Saisonpunkt.
VfL Bochum: Hecking bremst die Euphorie, doch jetzt ist einiges möglich
Und so musste sich Hecking, der teils schon als Wunderheiler und Retter gefeiert wurde, eben in den Doppelpass setzen und gleich mal kräftig auf die Bremse treten. „Das, was nach Leverkusen über uns mich berichtet wurde, geht viel zu schnell. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, vorher lag alles in Schutt und Asche. Da kommt jetzt einer, der anscheinend Halt gibt, aber da werden auch Überraschungen auf mich warten, mit denen ich nicht rechne“, sagte er.
Sicher, der 60-Jährige tut gut daran, den unverhofften Erfolg jetzt erst einmal zu relativieren. Denn die harten Fakten lauten auch nach dem glücklichen Zähler gegen die Werkself: zwei Punkte, Rang 18, sechs Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz. Dazu hat der VfL Bochum mit dem VfB Stuttgart am Samstag, 23. November, 15:30 Uhr, den amtierenden Vizemeister vor der Brust. Und doch schlummern in den kommenden sieben Spielen bis Mitte Januar große Chancen, die der VfL als Tabellenletzter nutzen muss.
VfL Bochum: Schwere Aufgabe in Stuttgart, zwei Dinge machen Mut
Angefangen beim anstehenden Auswärtsspiel in Stuttgart. Denn auch beim VfB ist deutlich mehr drin, als so mancher auf den ersten Blick vermuten mag. Die Formkurve der Schwaben zeigt klar nach unten. Seit dem furiosen 5:1-Heimsieg gegen Borussia Dortmund am vierten Spieltag Ende September ist lediglich noch ein Dreier (2:1 gegen Holstein Kiel) hinzugekommen. Von den jüngsten sechs Bundesligaspielen hat der VfB nur eins gewonnen.
Dazu kommen Verletzungssorgen. Gegen den VfL Bochum wird mit Deniz Undav der, neben Enzo Millot, wichtigste Offensivspieler definitiv ausfallen. Und auch der junge Franzose wird voraussichtlich nicht in der offensiven Dreierreihe, sondern vielmehr im defensiven Zentrum gefordert sein. Denn mit Angelo Stiller steht auch die absolute Schaltzentrale im VfB-Spiel auf der Kippe.
Der 23-Jährige ist ein Gesicht des neuen VfB Stuttgart. In der Vorsaison war er als absoluter Wunschspieler von Trainer Sebastian Hoeneß aus Hoffenheim gekommen. Hatte er im Kraichgau noch keine Rolle gespielt, wurde er beim VfB sofort Stammkraft und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft. Nun stehe sein Einsatz aber auf der Kippe und Millot rücke im Zweifel an seine Stelle, sagte Hoeneß zuletzt. Mit El Bilal Touré und Jamie Leweling fallen zwei weitere, zuletzt formstarke, Offensivkräfte aus.
VfL Bochum nach Stuttgart: Machbare Gegner bis Mitte Januar
Ein Punktgewinn beim VfB Stuttgart wäre trotz allem zweifellos die nächste Überraschung. Danach kommen dann die Gegner, mit denen sich Bochum auch auf Augenhöhe messen können sollte: FC Augsburg (A), Werder Bremen (H), 1. FC Union Berlin (A), 1. FC Heidenheim (H), 1. FSV Mainz 05 (A), FC St. Pauli (H). Bis auf Union dümpeln all diese Teams in Tabellenregionen herum, in denen sich auch die Bochumer gerne aufhalten würden.
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Klar: Alle sechs Spiele wird der VfL Bochum nicht gewinnen. Damit zu kalkulieren wäre ob der bisher gezeigten Leistungen doch sehr vermessen. Aber mit zehn bis zwölf Punkten wäre bis Mitte Januar schonmal ein großer Schritt getan. Zwölf bis 14 Zähler hätte der VfL dann, nach der Hinrunde eigentlich ein kümmerliches Ergebnis. Doch in der laufenden Saison zeichnet sich ab, dass, mit Blick auf die schwache Konkurrenz im Keller, 30, 35 Punkte durchaus für die Relegation reichen könnten.
So weit wollen es die Bochumer sicher nicht noch einmal kommen lassen, wobei sie in der vergangenen Saison spätestens in Düsseldorf unmissverständlich demonstriert haben: Wenn es ernst wird, sind sie da. Das muss das Team von Dieter Hecking nun in den kommenden Wochen in der Liga unter Beweis stellen. Denn klar ist auch: Holt der VfL die angesprochenen zehn bis zwölf Zähler bis Mitte Januar nicht, sieht es ganz, ganz düster aus.
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