Sinsheim. Trainer Zeidler überraschte in Hoffenheim mit seiner Aufstellung. Besser wurde das Spiel nicht. Bochum enttäuschte zunächst komplett.

Die Chance auf den zweiten Punkt war da. Bei der TSG Hoffenheim hatte der VfL Bochum den nächsten Versuch unternommen, den ersten Saisonsieg zu schaffen und eine Trainerdiskussion erst einmal zu beenden oder wenigstens eine Punkt mitzunehmen.

Nach komplett enttäuschenden, fast schon erschreckend schwachen 75 Minuten und einem 0:2-Rückstand, verpassten die Bochumer am Ende knapp einen Punkt. Lukas Daschner vergab in der Schlussphase einen Foulelfmeter. Bochum bleibt nach dem 1:3 Letzter.

Dabei gab es gleich mehrere Überraschungen oder zumindest Neuigkeiten. So spielten die Bochumer das erste Mal in dieser Saison in ihren roten Ausweichtrikots.

Als Glückstrikots werden die roten Jerseys nicht in die VfL-Club-Geschichte eingehen.

VfL Bochum: Neben Bernardo und Bero fällt auch Boadu aus

Zeidler musste bei der wichtigen Partie neben dem Langzeitverletzten Bernardo auch auf Matus Bero verzichten. Er hatte sich im Training bei der slowakischen Nationalmannschaft am Knie verletzt, fällt vorerst aus. Auch Myron Boadu, der in der Woche zunächst individuell trainiert hatte, war nicht dabei. Bei ihm hatte Zeidler bis zuletzt darauf gehofft, dass er es zumindest in den Kader schaffen würde.

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Ibrahima Sissoko, der spät von seiner Länderspielreise zurückgekehrt war, war im Gegensatz zu Aliou Balde, der ebenfalls auf Länderspielreise war, dagegen zumindest im Kader.

VfL Bochum: Masovic rückt für Medic in die Startelf

Zeidler musste sich also personelle Alternativen überlegen. Welche er fand, überraschte nicht auf jeder Position zwingend. Die erste Überraschung aber gab es bei der Besetzung der Abwehr. Vor Torwart Patrick Drewes setzte Zeidler auf Felix Passlack und Maxi Wittek auf Außen.

Neben Ivan Ordets spielte diesmal aber nicht Jakov Medic, der bisher alle Partien absolviert hatte, von Beginn an, sondern Erhan Masovic. Ihn hatte Zeidler beim 2:2 gegen Aufsteiger Kiel nach einer Viertelstunde ausgewechselt, weil er in seinen Augen zu oft quer oder hinten herum gespielt hatte.

Pannewig mit Startelfdebüt für den VfL Bochum

Die nächste Überraschung gab es im Mittelfeld. Neben Anthony Losilla und Dani de Wit, mit denen zu rechnen war, brachte Zeidler Mats Pannewig. Der Jungprofi kam damit zu seinem Startelfdebüt in der Bundesliga.

Im Angriff kam Zeidler durch den Ausfall von Boadu an Philipp Hofmann als zentralen Angreifer nicht vorbei. Dazu schickte er von Beginn an Moritz Broschinski und Koji Miyoshi aus das Feld. Die beiden hatten zuletzt am dritten Spieltag, dem 1:2 beim SC Freiburg, zusammen in der Startelf gestanden. Auch das war eine Überraschung.

Hoffenheim profitiert vom schlechten Spiel des VfL Bochum

Wenig überraschend hatte Hoffenheim die ersten Chancen. In den ersten zehn Minuten hatten die Bochumer mit dem direkten, schnellen Spiel in die Spitze so ihre Schwierigkeiten. Mit ein bisschen mehr Genauigkeit hätte es früh 1:0 für Hoffenheim stehen können.

Nach elf Minuten war es dann allerdings doch passiert. De Wit versuchte im Mittelfeld zu klären, das ging aber im wahrsten Wortsinn nach hinten los. Er spielte den Ball direkt auf Andrej Kramaric. Der hatte plötzlich ganz zunächst ganz viel Wiese und dann nur Drewes vor sich - schon hieß es 1:0.

VfL Bochum bekommt erneut Kramaric nicht in den Griff

Wie schon in den früheren Vergleichen bekamen die Bochumer vor allem Kramaric nicht zu fassen. Und viel hätte nicht gefehlt, es hätte kurz nach dem 0:1 aus Bochumer Sicht bereits 0:2 geheißen. Kramaric bediente Valentin Gendrey, der brachte den Ball aus kurzer Distanz nicht im Tor unter.

Nach 20 Minuten setzte Kramaric einen Ball aus sieben Metern auch noch an die Latte. Nach 38 Minuten hätte er dann zwingend auf 2:0 stellen müssen. Aus einem Einwurf für Bochum weit in der Hoffenheimer Hälfte entstand ein Konter. Kramaric war erneut völlig frei vor Drewes, diesmal gewann der Bochumer Torwart den Vergleich.

VfL Bochum hätte auch 0:2 zurückliegen können

Längst konnten die Bochumer froh sein, dass es nur 0:1 hieß. Sie fanden auch in der Folgezeit überhaupt nicht in die Zweikämpfe und damit auch nicht ins Spiel. Nahezu alle Bochumer Akteure agierten auch gedanklich deutlich langsamer als ihre Gegenspieler. Zu zu wenig intensiv geführten Zweikämpfen kamen Stellungsfehler, reichlich Fehlpässe und Stockfehler.

Die Hoffenheimer mussten wenig investieren, wirkten dennoch komplett überlegen und hatten das Spiel im Griff. Bei Bochum ging eben auch nach vorne nichts. Für den ersten Abschluss zeichnete nach einer halben Stunde Wittek verantwortlich. Sein Schuss aus 25 Metern sah aber früh im Spiel eher nach einer Verzweiflungstat aus.

Miyoshi hatte die erste Torchance für den VfL Bochum

Und dann kam sie plötzlich doch, eine richtige Bochumer Torchance. Nach einer der wenigen schnellen Balleroberungen schickte Hofmann Miyoshi ins Eins-zu-Eins gegen Neu-Nationaltorwart Oliver Baumann. Da musste Baumann seine Klasse zeigen, um den Ausgleich zu verhindern.

Torwart Patrick Drewes (h.) war bester Akteur des VfL Bochum.
Torwart Patrick Drewes (h.) war bester Akteur des VfL Bochum. © dpa | Uwe Anspach

Trotz der guten Chance von Miyoshi zeigte Bochum den schwächsten Durchgang der bisherigen Saison. Irgendwelche Fortschritte im Vergleich zu den Leistungen an den ersten sechs Spieltagen gab es aus Bochumer Sicht nicht zu sehen.

Drei Wechsel zur Halbzeit beim VfL Bochum

Zeidler reagiert, nahm den komplett enttäuschenden de Wit, den überfordert wirkenden Pannewig sowie überraschend auch Miyoshi runter. Der Japaner hatte im ersten Abschnitt zumindest - wenn auch spät - für etwas Belebung gesorgt. Zeidler brachte Lukas Daschner, Sissoko und Moritz Kwarteng.

Besser wurde das Bochumer Spiel dadurch nicht. Der VAR musste helfen, um nach 50 Minuten das 0:2 als knappe Abseitsstellung zu erkennen. Das fiel dann nach 65 Minuten. Erneut wurden die Bochumer in der Vorwärtsbewegung erwischt. Ein Pass reichte, Marius Bülter war frei vor Drewes, ließ ihm keine Chance.

Das Spiel schien gelaufen, die Körpersprache der Bochumer sah komplett nach dem Akzeptieren der Niederlage aus. Eine Aktion änderte das komplett. Der eingewechselte Cristian Gamboa stellte nach 76 Minuten auf 1:2.

Plötzlich waren die Hoffenheimer nicht mehr so dominant, die Bochumer schienen plötzlich an ihre Chance zu glauben. Und sie bekamen ihre Chance. Kwarteng wurde im Strafraum gefoult, es gab Elfmeter. Den aber verschoss Daschner, beziehungsweise Baumann hielt. Mit dem 3:1 durch Haris Tabokovic in der Nachspielzeit war das Spiel entschieden.

VfL Bochum: Drewes - Passlack (67. Gamboa), Masovic, Ordets, Wittek - Losilla, Pannewig (46. Sissoko), de Wit (46. Daschner) - Miyoshi (46. Kwarteng), Hofmann, Broschinski (77. Holtmann)

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