Bochum. Der Jubel kannte kaum Grenzen beim VfL Bochum: Die Zweitliga-Fußballerinnen treffen beim Favoriten HSV in der Nachspielzeit, siegen 1:0 - trotz Verletzungsseuche.
Der Weg war lang vom Platz zur Kabine auf der Anlage des Hamburger SV. Mit Genugtuung hörten die Fußballerinnen des VfL Bochum daher in der Pause die Spielerinnen des haushohen Favoriten verzweifelt fluchen. Sie kamen nicht durch gegen den Aufsteiger.
Der Frust beim HSV steigerte sich noch - und der Jubel beim VfL kannte in der Nachspielzeit keine Grenzen.
Wilhelm bereitet das Siegtor für Bochum vor
Mara Wilhelm schickte mit einem starken Pass Nina Kerkhof ins Eins-gegen-Eins gegen Hamburgs Torhüterin Inga Schuldt. Kerkhof blieb ganz cool, netzte zum 1:0 ein. „Überragend“, fasste Trainerin Kyra Malinowski die geschlossene Mannschaftsleistung ihres Teams spontan mit einem Wort vor der Rückfahrt ins Revier zusammen.
Der Superlativ passte umso mehr, weil der VfL eine Seuchenwoche hinter sich hatte. Topstürmerin Nina Lange fällt mit einem Kreuzbandriss, den sie sich beim 2:1 gegen Freiburg II zugezogen hatte, womöglich bis zum Saisonende aus. Die Knieprobleme von Angreiferin Dörthe Hoppius lassen weiter kein Training zu.
Stammtorhüterin Doege fällt verletzt aus
Damit nicht genug. Stammtorhüterin Leonie Doege verletzte sich im Training am Innenband, droht drei Wochen auszufallen. Auch Amelie Fölsing fehlte angeschlagen, und Torhüterin Svea Resing war ebenfalls nicht einsatzfähig (Fingerproblematik). „Wie die Mannschaft das zusammen weggesteckt und gespielt hat, verdient höchsten Respekt“, schwärmte Malinowski.
Kari Närdemann kam im Tor zu ihrem Saisondebüt. Die Stammtorhüterin der meisterlichen Regionalliga-Vorsaison fehlte in der Vorbereitung nach einem Zehenbruch verletzt, hat sich wieder herangekämpft - und bestand ihre Zweitliga-Feuertaufe beim hoch ambitionierten HSV mit Bravour. Sie parierte zwei-, dreimal stark, mehr ließ die VfL-Defensive kaum zu. Sie pflückte Flanken sicher herunter, „sie hat viel Sicherheit ausgestrahlt“ ,lobte Malinowski.
VfL Bochum überzeugt mit und gegen den Ball
Erstaunlich viel Ballbesitz hatte ihr Team im ersten Durchgang, machte die Räume geschickt eng, ließ im gesamten Spiel nur eine klare Chance des sicht- und hörbar überraschten HSV zu, hatte umgekehrt allerdings auch keine Topmöglichkeiten. Malinowski sah „mit und gegen den Ball eine ganz starke“ erste Halbzeit.
Nach der Pause war dann noch mehr „Feuer“ drin, entwickelte sich eine äußerst kampfbetonte Partie mit einem HSV, der es mit Macht versuchte, Lücken zu finden - und sie doch selten fand. Bochum krönte dann seine Leistung mit dem späten Treffer, nutzte die erste klare Chance zum Sieg.
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Eine Effektivität, die Bochum den ersten Auswärtssieg nach zuvor zwei Heimerfolgen und einem 1:5 in Gütersloh bescherte. Der VfL zählt damit zur Spitzengruppe der 2. Liga - und reist weiter munter durch Deutschland. Bereits am Mittwoch geht es in den Süden. Nach München, wo der VfL am Donnerstag (3. Oktober, 11 Uhr) sein Nachholspiel beim noch punktlosen FC Bayern II bestreitet.
Bis dahin steht vor allem Regeneration an. „Wir freuen uns auf das Spiel bei einem großen Namen, sind selbstbewusst und topmotiviert“, sagte Malinowski.
Hamburger SV - VfL Bochum 0:1 (0:0)
Tor: Nina Kerkhof (90. +3).
VfL: Närdemann - Haase, Huber (84. Karwatzki), Wenzel, Wilhelm, Freutel, Moczarski, Angerer, Angrick, Figueira-Marques (90. Vogel), Kerkhof
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