Bochum. Lukas Daschner geht in seine zweite Saison beim VfL. Der Angreifer war in der Vorsaison der Spieler, der am häufigsten eingewechselt wurde. Nun will er deutlich mehr spielen.
Geduldig schreibt Lukas Daschner Autogramme, klatscht junge und ganz junge Fans des VfL Bochum ab, stellt sich für Selfies auf, lächelt, lächelt und lächelt. Der VfL hat gerade mit 5:1 beim Oberligisten SSVg. Velbert gewonnen, die VfL-Profis zeigen sich wie gewohnt Fan-nah. Im zweiten Abschnitt hatte der Bundesligist aus einem 1:1 den verdienten Sieg gemacht. Daschner hatte dazu beigetragen, hatte Spielfreude gezeigt, hatte ein Tor mit einem Freistoß vorbereitet. Daschner hatte als Einwechselspieler überzeugt. Er kennt das.
Kein Spieler des VfL Bochum wurde in der vergangenen Saison häufiger eingewechselt. 20 Mal erschien in der regulären Saison auf der elektronischen Tafel, auf der die Nummern der Spieler, die aus-, beziehungsweise eingewechselt werden, die Nummer 13, die von Daschner.
17 Mal wurde eingewechselt, dreimal stand er in der Startelf, nur dreimal muss es wohl heißen, dreimal wurde er dann auch vorzeitig ausgewechselt. Er machte keine Partie über 90 Minuten. Daschner, vom Zweitligisten St. Pauli nach Bochum gewechselt, konnte sich nicht festspielen im Team.
Daschner kann beim VfL Bochum sofort Impulse setzen
So blieb ihm nur die Rolle des Ergänzungsspielers, der zumeist spät ins Spiel kommend noch einmal für eine Veränderung im Spiel sorgen soll. Im besten Fall mit einem Tor, einem Pass, der zu einem Tor führt. Die Schwierigkeit bei dieser Aufgabe: der eingewechselte Spieler hat a) zumeist nur noch wenig Zeit, um Entscheidendes zu tun und er muss b) dennoch geduldig genug sein, um auf den richtigen Moment für seinen Auftritt warten zu können.
Einwechselspieler begleitet immer auch die Hoffnung, dass sie sofort liefern, sofort treffen, sofort etwas ändern.
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Daschner hat immer nach seinen Einwechslungen versucht, Impulse zu setzen. Das ist sein Spiel. Er kann mit dem Ball am Fuß Akzente setzen, er kann Pässe in Schnittstellen und tiefe offene Räume spielen, er ist auch torgefährlich. Zeigen konnte er das aber eben nur in 539 von 2970 möglichen Minuten. Daschner musste in der vergangenen Saison auf seine Einsätze warten, er musste daher vor allem eins sein: geduldig.
Daschner wechselte vom FC St. Pauli zum VfL Bochum
Er kennt das. Durch eine Verletzung wurde er zum Beispiel im zweiten Jahr bei St. Pauli ausgebremst und musste nach eigener Aussage hart arbeiten, um zurückzukommen. Bei einem Trainingsunfall hatte er sich im August 2020 am linken Knie verletzt, stand FC St. Pauli mehrere Wochen nicht zur Verfügung. Bei einer Untersuchung waren bei ihm Schäden am Kapsel- und Band-Apparat des Knies festgestellt worden.
Als er wieder fit war, war er unter dem damaligen Trainer Fabian Hürzeler gesetzt. Er spielte in der zweiten Hälfte der Saison 2022/2023 als Mittelstürmer in einem 3-4-2-1-System. Mit neun Toren und sieben Vorbereitungen war er Paulis bester Torschütze und auch Vorbereiter. Seit 2020 hatte der gebürtige Duisburger bei St. Pauli gespielt.
Vor seiner Zeit beim VfL Bochum spielte Daschner auch für Duisburg und Schalke
Die drei Jahre beim FC St. Pauli hätten ihm „echt gut getan von der Weiterentwicklung und Erfahrung. Ich war das erste Mal weg von Familie und Freunden. Es war eine extrem wichtige und prägende Zeit für mich“, sagte er vor der vergangenen Saison. Er freue sich, wieder im Ruhrgebiet zu spielen.
Daschner wechselte in der Jugend von Heimatverein Hamborn über den FC Schalke 04, wo er drei Jahre spielte, mit 15 Jahren zum MSV Duisburg. Dort spielte er für die U17 und die U19 und kam schließlich 56 Mal für die Profis zum Einsatz. Dann wechselte er zum FC St. Pauli und kam mit etwas Startschwierigkeiten immer besser in Tritt. Beim VfL Bochum wollte und will er die nächsten Schritte gehen.
Dass er sich beim VfL Bochum einem anderen, deutlich schweren Konkurrenzkampf stellen musste und muss, war und ist ihm klar. Das Selbstvertrauen und das Können, sich durchzusetzen hat er. Helfen kann ihm auch in der kommenden Saison unter Neu-Trainer Peter Zeidler unter anderen, dass er variabel einsetzbar ist, nicht nur wie beispielsweise Philipp Hofmann, auf eine Position festgelegt ist. Dass er bereit ist, jede Position zu spielen, war und ist zunächst aber nur eine grundlegende Voraussetzung, um es ins Team zu schaffen.
VfL Bochums Daschner: „Die vergangene Saison war für mich nicht zufriedenstellend“
„Die vergangene Saison war für mich nicht zufriedenstellend“, sagte er nun nach dem Velbert-Spiel. „Unterm Strich aber ging sie mit dem Spiel in Düsseldorf auch für mich positiv zu Ende. Ich habe mein erstes Tor in der Bundesliga gemacht, meine erste Vorlage in der Bundesliga gegeben. Ich habe jetzt ein Jahr gebraucht, um Fuß zu fassen. Für mich hätte es schneller gehen können. Aber vielleicht ist es auch ganz gut. Ich musste bei all meinen Stationen lernen geduldig zu bleiben. Am Ende wird man dafür belohnt.“ Auch deshalb freue er sich auf die neue Saison.
Bis die beginnt, dauert es. Am 18. August steht mit der Partie der ersten Runde im DFB-Pokal beim Zweitligisten Jahn Regensburg das erste Pflichtspiel an. Bis dahin heißt es Vorbereitung, Training, Training, Training.
Gegen Düsseldorf war Daschner ein Überraschungsfaktor im Spiel des VfL Bochum
Die vielen Einheiten spürt auch Daschner. Gegen Velbert machte er dennoch einen frischen, spielfreudigen Eindruck. „Ich habe mich gut erholt im Urlaub“, sagte er dazu. „Ich versuche jetzt in der Vorbereitung mir die nötige Fitness für die kommende Saison zu holen.“ In den ersten drei Spielen gegen Ahlen, Velbert und zuletzt auch beim Drittligisten Alemannia Aachen, wechselte Trainer Zeidler zur Halbzeit jeweils komplett alle Feldspieler aus. „Wir spielen Halbzeit, Halbzeit“, sagte Daschner. „Von daher kann man noch ein bisschen mehr rauspowern.“
Die vergangene Saison konnte er, so sagt er zumindest, mit dem Abpfiff in Düsseldorf abhaken. Fast schon überraschend hatte er beim wichtigesten Spiel der Saison in der Startelf gestanden. Ob er das tat, weil mit Christopher Antwi-Adjei und Moritz Broschinski zwei Offensivkräfte fehlten, oder ob er auch angefangen hätte, wenn die beiden einsatzbereit gewesen wären, ist eine Frage, die bisher nicht gestellt und daher nicht beantwortet wurde.
Er war in jedem Fall so etwas wie der Überraschungsfaktor im Bochumer Spiel. Er belebte das Angriffsspiel mit seinen Ideen und seiner Ruhe am Ball. Früh im zweiten Abschnitt hatte er die Chance zum 2:0, sein Schuss wurde geblockt. Am Ende setzte sich Bochum im Elfmeterschießen durch.
„Es war dann pure Feierlaune, wir haben mit den Fans bis früh morgens den Klassenerhalt gefeiert“, sagte Daschner. „Eine Woche später hatte ich meine Hochzeit, ich hatte also viele gute Aspekte.“ Weitere sollen folgen. Möglichst als Startelfspieler.
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