Bochum. Der VfL Bochum steht nach dem 5:1 gegen Regensburg kurz vor dem Bundesliga-Aufstieg. Die Euphorie ist riesig, der Trainer ist voll des Lobes.
Draußen vor den Toren des Ruhrstadions, auf der Castroper Straße, wurde das Hupkonzert der Fans immer lauter, in seiner Coaching Zone riss Trainer Thomas Reis beide Arme in den strahlend blauen Himmel, der in den letzten Jahren selten so gut passte zur Stimmungslage beim VfL Bochum wie an diesem Sonntag, 9. Mai 2021. Der eingewechselte Silvere Ganvoula hatte per Elfmeter das 5:1 erzielt, der Schiedsrichter pfiff die in der zweiten Halbzeit einseitige Partie des Spitzenreiters gegen den SSV Jahn Regensburg ab. Bochum hat Rang drei sicher und ist dem Aufstieg ganz nah.
Die 90 Minuten waren fast „ein Spiegelbild der Saison, es war wieder alles drin“, meinte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz hinterher. 0:1 lag Bochum zurück. Mit einem Tor des Monats des erneut formidablen Robert Tesche und einem Eigentor nach Tesches Flanke drehte der VfL die Partie noch vor der Pause. In Durchgang zwei spielte nur noch der Bochum, nach einer Roten Karte gegen Regensburgs Saller eine halbe Stunde lang in Überzahl. Gerrit Holtmann, Robert Zulj und Ganvoula drückten die Dominanz in Toren aus - und entlockten Trainer Reis sowohl dicke Komplimente als auch einen optimistischen Blick nach vorne.
Fans feiern ihren VfL Bochum
„Es war heute wieder alles drin, was die Mannschaft auszeichnet“, sagte Reis. „Wir sind wieder aufgestanden nach der Niederlage in Darmstadt, wir haben einen Rückstand aufgeholt, uns nicht durcheinander bringen lassen. Darauf kann man stolz sein, dass wir das über fast die gesamte Saison hinbekommen haben. Die Mannschaft hat Mentalität gezeigt, hat sich nicht verrückt gemacht. Wie sie dann die zweite Halbzeit gespielt hat, war grandios. Die Truppe war heiß darauf, weiter Tore zu schießen.“ Vorab hatte er ihnen den Druck verbal genommen. „Unser Motto war: Lust statt Muss“, erklärte Reis.
VfL Bochum: Erster Matchball Sonntag in Nürnberg
Die Tordifferenz, sie könnte bei Punktgleichheit ja auch noch entscheidend sein. Doch Reis will das Ziel anders erreichen, es fehlen nur noch zwei Punkte. „Wir dürfen uns heute und morgen freuen, dann wollen wir uns ganz gezielt auf Nürnberg vorbereiten“, sagte der Trainer. In der Kabine dürften „die Jungs“ feiern, ab Dienstag soll dann Selbstvertrauen und Konzentration vorherrschen. „Die Tür ist auf, jetzt müssen wir durchgehen. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, wir müssen auf dem Teppich bleiben. Aber die Chancen sind sehr groß“, so Reis. So sieht es auch Sebastian Schindzielorz: „Das war ein wichtiger Schritt. Jetzt wollen wir in den letzten zwei Spielen noch einmal alles reinlegen, eine hohe Intensität fahren, um den Haken dranzukriegen.“
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Mann des Tages war wieder einmal Robert Tesche, und der kühle Blonde geriet für seine Verhältnisse geradezu ins Schwärmen: „Das ist ein geiles Gefühl heute“, sagte der 33-Jährige. Das Hupkonzert der Fans bekam er bei seiner Auswechslung mit - eine Vorsichtsmaßnahme. Denn Anthony Losilla fehlt nach seiner zehnten Gelben Karte in Nürnberg gesperrt. Der zweite Mittelfeld-Stratege steht bei vier Gelben, er wird in Nürnberg also dabei sein. „Wir freuen uns für die Fans, schade, dass keiner hier sein kann“, so Tesche. Sein Ziel: „Wir wollen auf jeden Fall die nächsten zwei Spiele gewinnen.“
Neben Losilla werden in Nürnberg definitiv auch Danny Blum und Manuel Riemann weiterhin fehlen. Blum ist derzeit wegen einer Wadenverletzung in Mannheim in der Reha. Torwart Riemann nahm nach seinem Mittelhandbruch auf der Tribüne Platz. Der Stammkeeper hofft trotz weiterhin geschwollener Hand, in dieser Saison noch einmal spielen zu können, er habe Verletzungen bisher immer etwas schneller verkraftet als prognostiziert und auch keine Schmerzen, sagte er bei Sky. Riemann trainiert bereits individuell, ohne die lädierte Hand ins Spiel zu bringen allerdings. Am kommenden Mittwoch wird er mit ins von der DFL verordnete Quarantäne-Trainingslager in einem Bochumer Hotel einziehen bis zum Saisonfinale am Pfingstsonntag, 23. Mai, dem Heimspiel gegen Sandhausen.
Dagegen könnte Cristian Gamboa schnell zurückkehren. Den Rechtsverteidiger plagten „leichte muskuläre“ Probleme, so Reis. Er wollte kein Risiko eingehen und nur Spieler ins Rennen schicken, die hundertprozentig fit sind. Wahrscheinlich werde Gamboa bald wieder ins Training zurückkehren.
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Für ihn spielte Herbert Bockhorn Rechtsverteidiger, und zwar bärenstark. Überraschend gab als Außenstürmer Tarsis Bonga sein Startelf-Debüt. 34 Minuten hatte der 24-Jährige Neuzugang erst gespielt, fehlte zwischenzeitlich auch verletzt. Ausschlaggebend seien seine „Trainingsleistungen, Dynamik, Kopfballstärke und ein Schuss Unbekümmertheit“ gewesen, erklärte Reis. „Ich bin mit ihm sehr zufrieden. Am Ende war der Akku etwas leer, aber die Jungs, die reingekommen sind, haben es auch gut gemacht.“
Während Reis in der Pressekonferenz saß, ging das Hupkonzert weiter, hunderte Anhänger kamen zur Castroper Straße. Die meisten hielten sich an die Coronaregeln. „Es ist sehr schön, wenn die Fans sich freuen“, sagte Reis. „Es ist leider aber auch bitter, dass keiner ins Stadion darf. Das wäre normalerweise heute bestimmt zweimal ausverkauft gewesen“, so der Coach. „Wir versuchen, den Fans etwas Freude nach draußen zu zaubern.“ Vielleicht könne man ja nächste Saison wieder gemeinsam feiern. In der Bundesliga. Reis: „Wir werden dafür jedenfalls alles tun.“