Bochum. Zweitligist VfL Bochum hat sein ganz großes Ziel fast erreicht. Am Sonntag gab es einen souveränen 5:1-Heimsieg gegen Jahn Regensburg.
Simon Zoller sprang wie entfesselt in die Luft und rannte danach zu den anderen jubelnden Bochumern, die sich feiernd in den Armen lagen. Der Treffer von Gerrit Holtmann schickte den VfL Bochum in einem nervenaufreibenden Spiel in Richtung Aufstieg. Noch ist der Sprung ins Oberhaus nach elf Jahren Zweitklassigkeit nicht unter Dach und Fach, doch die Relegationsspiele sind dem Spitzenreiter nach dem 5:1 (2:1)-Heimsieg gegen den SSV Jahn Regensburg nicht mehr zu nehmen.
Schon am Donnerstag könnte der VfL im Quarantäne-Trainingslager aufsteigen, wenn Verfolger Holstein Kiel die nächsten zwei Spiele verliert. Der zweite, direkte Weg: Ein Auswärtssieg kommenden Sonntag beim 1. FC Nürnberg. Allerdings muss der VfL dann auf Kapitän Anthony Losilla verzichten, der gegen Regensburg die fünfte gelbe Karte sah.
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VfL Bochum gerät in Rückstand
Der Sieg gegen Regensburg war ein hartes Stück Arbeit. Robert Tesche (29.) nach dem 0:1 durch Andreas Albers (26.) und ein Eigentor von Regensburgs Jan Niklas-Beste (38.) brachten den VfL vor dem Seitenwechsel auf Aufstiegskurs. Holtmann (61.) und Robert Zulj (78.) vollendeten in Überzahl nach dem Platzverweis gegen Benedikt Saller den so wichtigen Erfolg. Der eingewechselte Silvere Ganvoula setzte den Schlusspunkt per Foulelfmeter (90.+2).
Der Schlussspurt ist für den VfL Bochum auch ein Nervenspiel. Neben Torhüter Manuel Riemann und Flügelspieler Danny Blum musste Trainer Thomas Reis gegen Regensburg einen weiteren Stammspieler ersetzen. Rechtsverteidiger Cristian Gamboa fiel verletzt aus. Wie lange er pausieren muss, war zunächst nicht bekannt. Reis griff auf in Herbert Bockhorn auf eine bewährte Alternative zurück. Doch mit seinem zweiten Griff landete der VfL-Coach eine Überraschung: Tarsis Bonga, der vor dem Spiel gerade mal insgesamt 32 Einsatzminuten kam, wurde zum ersten Mal in die Startelf beordert. Beim 1:3 gegen Darmstadt vor der Länderspielpause gehörte der 24-Jährige nicht mal dem Kader an.
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Es gibt leichtere Spiele für ein Startelf-Debüt. Ohne drei Stammspieler, mit der Darmstadt-Niederlage im Rücken, war dem VfL die Anspannung anzusehen. „Nach 31 Spieltagen ist jedes Spiel eine Drucksituation“, hatte Reis vor dem Spiel gesagt. Doch Bonga schüttelte den Druck schnell ab. In der 15. Minute schickte ihn Spielmacher Robert Zulj. Bongas Pass fand Kapitän Anthony Losilla, der mit einem Flachschuss Regensburg-Torwart Alexander Meyer herausforderte.
Manuel Riemann zitterte neben Danny Blum auf der Tribüne mit. Mit seiner lauten Stimme schaltete sich der verletzte Stammtorwart ein. Er dürfte gespürt haben, dass der VfL nervös war, dass dieser sonnige Tag einen ganz anderen Ausgang nehmen könnte. Die Ahnung wurde in der 26. Minute bestätigt: Torjäger Andreas Albers köpfte nach einer Flanke von Jan Niklas-Beste den Ball ins Tor. Ersatzkeeper Patrick Drewes war machtlos.
Fans feiern ihren VfL Bochum
Eigentor vor der Pause bringt VfL Bochum in Führung
Das Zittern wurde größer, aber der VfL kann sich in dieser Saison auf seine erfahrenen Spieler verlassen. Nur drei Minuten später zog Robert Tesche von der Strafraumgrenze ab und stellte ausgeglichene Verhältnisse her. Für den defensiven Mittelfeldspieler war es der fünfte Treffer im vierten Spiel in Folge. Und Tesche hatte noch eine Überraschung auf Lager: Kurz vor der Pause schickte der 33-jährige Routinier eine gefährliche Flanke in den Strafraum, die Regensburgs Beste ins eigene Tor steuerte.
Vor dem Stadion erklang ein Hupkonzert. Der Verein hatte die Fans gebeten, trotz aller Euphorie dem Stadion fernzubleiben. Doch einige weigerten sich, dieser Bitte nachzukommen. Für VfL-Fans eine fast unaushaltbare Situation: Nach elf Jahren Zweitliga-Zugehörigkeit kann der VfL steht der VfL vor der Bundesliga-Rückkehr. Die Fans müssen zuhören und zusehen.
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Die Regensburger konnten dem VfL den Weg schwer machen. Sie tüftelten in der Kabine offenbar einen größeren Plan aus. Der Wiederbeginn verzögerte sich. Doch egal, was die Regensburger beschlossen hatten, es war eine Viertelstunde später hinfällig: Schiedsrichter Sascha Stegemann unterbrach die Partie und schaute sich ein Foul von Benedikt Saller am Anstoßpunkt gegen Gerrit Holtmann zu sehen. Unschwer zu erkennen: Saller trifft ihn mit der Sohle an der Wade – Rot (59.).
Die Überzahl löste der VfL sofort. Zoller, der nach einer Offensiv-Aktion mit bandagiertem Oberschenkel spielen musste, steckte durch zu Zulj. Der Spielmacher sah den freien Holtmann, und der Ex-Paderborner tunnelte Regensburg-Torwart Meyer zum vorentscheidenden 3:1. Kurz danach erhöhte Zulj selbst auf 4:1 (78.). Das Hupkonzert wurde lauter und lauter. Der verwandelte Elfmeter des eingewechselten Silvere Ganvoula (90.+2) wurde von der Auto-Party der Fans übertönt.