New York. . Boris Becker litt auf der Tribüne mit - weniger wegen der extremen Hitze, sondern weil sein Schützling Novak Djokovic im Halbfinale der US Open scheiterte. Der Weltranglisten-Erste verlor gegen den Japaner Kei Nishikori - ein historisches Ereignis im Herren-Tennis.
Der Japaner Kei Nishikori hat als erster asiatischer Tennisspieler das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Der 24-Jährige setzte sich am Samstag in New York gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic nach einer Gala-Vorstellung überraschend deutlich mit 6:4, 1:6, 7:6 (7:4), 6:3 durch und zog verdient ins Finale der US Open an diesem Montag ein.
Dort trifft der neue Weltranglisten-Achte auf den fünfmaligen Turniersieger und 17-maligen Grand-Slam-Champion Roger Federer aus der Schweiz oder den Kroaten Marin Cilic. Der von Boris Becker trainierte Djokovic dagegen verpasste sein fünftes US-Open-Endspiel in Serie und die Chance auf den zweiten Titel nach 2011.
Bei den Damen stehen sich am Sonntag Serena Williams aus den USA und die Dänin Caroline Wozniacki im Endspiel gegenüber. Williams strebt ihren sechsten US-Open-Sieg und den 18. Titel bei einem der vier wichtigsten Turniere an. Damit würde sie in der Grand-Slam-Rangliste mit Martina Navratilova und Chris Evert (je 18) gleichziehen.
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Bei Temperaturen von knapp 35 Grad Celsius litt auf der Tribüne Djokovic-Coach Becker sichtlich mit. Nach 2:52 Stunden im Arthur-Ashe-Stadium musste der dreimalige Wimbledonsieger mitansehen, wie Nishikori seinen zweiten Matchball verwandelte und sein Coach Michael Chang von seinem Sitz aufsprang. "Es ist ein großartiges Gefühl, die Nummer eins geschlagen zu haben. Ich bin so happy. Ich hoffe, das sind große Neuigkeiten in Japan", sagte Nishikori noch auf dem Platz. "Ich habe versucht, konzentriert zu bleiben nach dem zweiten Satz. Es waren schwere Bedingungen, sehr heiß, sehr feucht."
Djokovic konnte Nishikori sein Spiel nicht aufzwingen
Im dritten Vergleich mit Djokovic erwischte Nishikori einen perfekten Start: Gleich das erste Aufschlagsspiel nahm er dem siebenmaligen Grand-Slam-Turniersieger ab. Er kassierte zwar sofort das Re-Break zum 2:2, doch nach 39 Minuten entschied er den ersten Satz für sich. Mit einem Eisbeutel auf dem Kopf und im Nacken versuchte sich der Grand-Slam-Halbfinal-Debütant während des Seitenwechsels abzukühlen.
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Den zweiten Satz gab Nishikori in nur 30 Minuten ab und wirkte dabei kurzzeitig etwas müde und unkonzentriert. In den beiden Runden zuvor hatte er insgesamt mehr als achteinhalb Stunden auf dem Platz gestanden und sich gegen den an Nummer fünf gesetzten Milos Raonic im Achtelfinale und gegen Australian-Open-Sieger Stan Wawrinka im Viertelfinale jeweils über fünf Sätze gequält.
"Hoffentlich kann ich noch einmal hundert Prozent abrufen", hatte der Außenseiter vor der Partie gegen Djokovic gesagt. Er konnte. Im Tiebreak des dritten Satzes führte er 4:0 und 5:2, Djokovic kam noch einmal auf 5:4 heran, doch Nishikori nutzte die fünf unerzwungenen Fehler seines Kontrahenten im Tiebreak aus und entschied Durchgang drei in 66 Minuten für sich. Im vierten Satz nahm Nishikori seinem Gegner gleich das Aufschlagsspiel zum 1:0 an und wehrte im darauffolgenden Spiel drei Breakbälle Djokovics ab. Der Serbe konnte seinem Kontrahenten nie sein druckvolles Spiel aufzwingen und musste sich nach knapp drei Stunden geschlagen geben. (dpa)