Essen. . Am Samstag startet auf Korsika die 100. Ausgabe der Tour de France. Wie sauber ist die Rundfahrt? Wer sind die Favoriten und welche Chancen haben die deutschen Fahrer? Wie schwer ist die Tour 2013? Die wichtigsten Antworten lesen Sie hier.

Die Tour de France feiert Jubiläum. Wenn die Große Schleife am Samstag erstmals auf Korsika gestartet wird, dann geht das weltweit größte Spektakel des Radsports bereits zum 100. Mal über die Bühne. Die Tour lieferte nicht nur Geschichten von rasanten Sprints sowie spannenden Duellen in den Alpen und Pyrenäen, sondern auch von Betrug und tragischen Todesfällen.

Wie am 13. Juli 1967, als der Brite Tom Simpson am Mont Ventoux durch einen Cocktail aus Dopingmitteln und Alkohol einen Herzstillstand erlitt und verstarb. Oder am 18. Juli 1995, als der italienische Olympiasieger Fabio Casartelli bei einer Abfahrt ohne Helm mit dem Kopf gegen einen Begrenzungsstein knallte und seinen Verletzungen erlag. Wie gefährlich ist die Jubiläums-Tour? Diese und andere Fragen beantworten wir.

In den vergangenen Jahren hat die Tour de France durch unzählige Doping-Skandale für Schlagzeilen gesorgt. Wie sauber ist die Rundfahrt in diesem Jahr?

Der Mann, der erst mit sieben Tour-Triumphen zum erfolgreichsten Fahrer und dann zum größten Betrüger der Radsport-Geschichte wurde, meldete sich jetzt zu Wort. „Es war unmöglich, ohne Doping zu gewinnen“, erklärte Lance Armstrong in einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Monde“. Ist es heute anders, wird nicht mehr gedopt? „Wir haben jetzt eine neue Generation von Fahrern“, sagt der 24-jährige Marcel Kittel.

Es gilt auch für Radprofis die Unschuldsvermutung, doch die Zweifel an der Sauberkeit des Sports sind durch die vielen Skandale natürlich groß. Die Glaubwürdigkeit wird auch nicht größer, wenn immer noch dopingbelastete Ex-Profis in den Rennställen die Fäden ziehen oder überführte Betrüger wie Alberto Contador zu den Favoriten der Tour 2013 zählen.

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass der französische Radsport-Held Laurent Jalabert 1998 gedopt haben soll. Ist mit weiteren Enthüllungen zu rechnen?

Das ist gut möglich. Die drei Wochen der Tour sind wegen des großen Interesses der Öffentlichkeit der ideale Zeitpunkt für investigative Journalisten, ihre Recherchen zu veröffentlichen. Oder für (Ex-)Profis, um publikumswirksam ihre verseuchte Vergangenheit zu gestehen.

Wer sind die Favoriten?

Der Top-Favorit ist der Brite Christopher Froome. Der 28-Jährige begnügte sich vor einem Jahr als Edelhelfer mit Platz zwei und führte seinen Sky-Kapitän Bradley Wiggins zum Sieg. Da Wiggins nicht am Start ist, droht dem gebürtigen Kenianer Froome eigentlich im Kampf um den Gesamtsieg nur Gefahr von Alberto Contador. Der Spanier war im Vorjahr gesperrt, der Tour-Erfolg 2010 wurde ihm wegen eines Dopingfalls (Clenbuterol) aberkannt.

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Wie schwer ist die Tour 2013?

Im Gegensatz zur Rundfahrt 2012 sind diesmal die Kletterer gegenüber den Zeitfahr-Spezialisten bevorteilt. Sechs Bergetappen mit vier Bergankünften, die legendären Spitzkehren nach Alpe d’Huez stehen an einem Tag gleich zweimal auf dem Programm: Die Belastungen gehen an die Grenzen. Oder darüber hinaus. „Ich finde das total übertrieben“, sagt Dietrich Thurau, der 1977 das Gelbe Trikot trug und später Doping zugegeben hatte, „dann muss man sich auch nicht wundern, wenn der eine oder andere Fahrer dabei ist, der sich was reinhaut.“

Wie gefährlich ist die Streckenführung?

Auch wenn die Profis längst Helme tragen, gehen sie große Risiken ein. Vor allem die Abfahrt von Alpe d’Huez ins Tal birgt gewaltige Gefahren. „Mein Leben ist mir lieber“, sagt Tony Martin, der deshalb nicht Vollgas geben will.

Wie viele Deutsche sind am Start?

Zehn. Alle in ausländischen Teams.

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Welche Chancen haben sie?

In der Gesamtwertung spielen sie keine Rolle. Dennoch könnte gleich zum Auftakt ein Deutscher ins Gelbe Trikot schlüpfen. Erstmals seit 1966 – damals gewann Rudi Altig – gibt es zum Auftakt eine Flachetappe. Mit Marcel Kittel. John Degenkolb und vor allem Andre Greipel zählen drei Deutsche zu den besten Sprintern unter den 198 Fahrern. Allerdings müssen sie erst einmal den vermeintlich schnellsten Mann des Pelotons, den Briten Mark Cavendish, abhängen. Tony Martin ist Favorit für die beiden Zeitfahr-Etappen. Auch das Revier ist vertreten: Der Castrop-Rauxeler Marcel Sieberg fährt für das Lotto-Team.

Welche TV-Sender übertragen?

ARD und ZDF bleiben bei ihrem Boykott. Eurosport berichtet täglich ab 14 Uhr. Am Samstag beginnt bereits um 9.45 Uhr der Eurosport-Countdown zur Jubiläums-Tour. Der erste Etappensieger wird gegen 17 Uhr im Ziel erwartet.