198 Fahrer. 22 Teams. 23 Tage. 3360 Kilometer – heute beginnt auf Korsika die Tour de France 2013, die einhundertste Ausgabe der „Großen Schleifen“, wie die Franzosen die Tour liebevoll umgangssprachlich nennen.
Marcel Sieberg aus Castrop-Rauxel wird zusammen mit den 197 anderen um etwa 12 Uhr auf die 213 Kilometer von Porto-Veccio nach Bastia gehen. Die erste Etappe scheint Sieberg und seinem Teamkapitän André Greipel wie auf den Leib geschneidert: Die Etappe ist fast komplett flach, es gibt nur eine Bergwertung der niedrigsten Kategorie früh auf der Strecke.Aufgrund dieses Profils wird die erste Etappe, voraussichtlich nach etwa fünf Stunden auf der Strecke im Massensprint entschieden – der Paradedisziplin von Sieberg und Greipel. Lotto Belisol-Manager Marc Sergeant ist optimistisch: „Die Strecke ist für Sprinter wie gemalt. Alle Fans freuen sich auf den Kampf zwischen Greipel, Cavendish, Kittel, Goss und Sagan.“ Diese vier sind wohl Greipels Hauptkonkurrenten im Kampf um das Grüne Trikot. Der Zwischensprint etwa 60 Kilometer vor dem Ziel der ersten Etappe ist eine gute Möglichkeit für die beiden Lotto Belisol-Fahrer, die ersten Punkte für die Sprintwertung zu sammeln, das Trikot vielleicht sogar zu übernehmen.
Noch lieber würde Sieberg seinen Rostocker Mannschaftskameraden allerdings natürlich in einer anderen Farbe sehen – dem Gelb des Gesamtführenden. Derjenige, der als erster in Bastia über die Ziellinie wird, ist selbstverständlich der erste Anführer des Klassements und daher auch der erste Träger des Gelben Trikots.
Unabhängig ob in Gelb, Grün oder allen Mühen zum Trotz im blau-weiß-roten Trikot ihres belgischen Rennstalls (beziehungsweise bei Greipel dem weißen Trikot des deutschen Meisters) beginnt um 13.25 Uhr die zweite Etappe von Bastia nach Ajaccio. Diese ist zwar deutlich kürzer (156 Kilometer) als die erste, dafür allerdings auch deutlich anspruchsvoller. Nach einem Sprint fast direkt am Anfang wird die Etappe für die beiden Hünen aber schon zu einem ersten Vorgeschmack auf die Qualen, die in den nächsten Wochen mit den Anstiegen in den Pyrenäen und Alpen auf sie warten. Gleich vier Bergwertungen gibt es, eine davon in der zweiten Kategorie, der 4,6 Kilometer auf den 1163 Meter hohen Col de Vizzavona.
Wichtiger als dieser Anstieg für die Sprinter ist allerdings, dass sie sich beim letzten Anstieg nicht abhängen lassen – ein Fahrer, der hier eine Attacke startet und sich vor dem Pass einen Vorsprung herausfahren kann, hat auch gute Chancen, die Etappe zu gewinnen – danach kommt nämlich eine äußerst kurze Abfahrt, 12 Kilometern hinter dem Pass sind die Fahrer dann bereits im Ziel.
Gleich zum Auftakt gibt es also zwei durchaus anspruchsvolle Aufgaben für Sieberg, Greipel und das gesamte Team Lotto Belisol. Auch ohne dass Greipel sich eines der begehrten Trikots überstreifen darf, bunt wird es im Zielsprint auf jeden Fall – vielleicht sogar zu bunt für Marcel Sieberg. Auf André Greipels Internetseite wird er mit Blick auf die vielen nationalen Meistertrikots, die die Topsprinter tragen, in der Rubrik „Sibi sagt“ folgendermaßen scherzhaft zitiert: „André ist deutscher Meister, Mark Cavendish britischer Meister, Peter Sagan slowakischer Meister, dazu die neuen Trikots des Teams Belkin. Hoffentlich wird mir das nicht zu bunt in den Sprintfinals ...“