Pokljuka. Evi Sachenbacher-Stehle fiebert ihrem Einstieg in den Biathlon-Weltcup entgegen: “Die Vorfreude ist riesengroß, aber die Nervosität macht sich langsam auch bemerkbar“, sagt die Ex-Langläuferin vor ihrem ersten Sprint-Rennen in Pokljuka. Im Laufen habe Sachenbacher-Stehle bereits ein hohes Niveau, im Schießen schwanken die Leistungen noch.

Nach dem enttäuschenden Auftakt der Biathlon-Männer im Sprint-Rennen im slowenischen Pokljuka gehen am Freitag die Damen den Start - mit einer besonderen Premiere: Bei den Damen gibt Evi Sachenbacher-Stehle am Freitag (14.20 Uhr/ARD und Eurosport) ihr Weltcup-Debüt.

"Die Vorfreude ist riesengroß, aber die Nervosität macht sich langsam auch bemerkbar", bekannte die 32-Jährige nach dem Abschlusstraining. Da machte die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin einen starken Eindruck. "Heute war es echt gut. Das Schießen hat zuletzt eh ganz gut funktioniert. Ich hoffe, dass es auch unter Wettkampfbedingungen genauso geht", meinte die Bayerin optimistisch.

Bei Evi-Sachenbacher-Stehle kribbelt es vor ihrem Weltcup-Debüt im Biathlon

Atmen, anlegen, anvisieren, abdrücken: Hunderte Male hat Evi Sachenbacher-Stehle die Abläufe am Schießstand trainiert, Tausende Male den Film in ihrem Kopf ablaufen lassen. Doch wenn am Freitag erstmals alle Augen auf die Biathlon-Umsteigerin gerichtet sind, wird wohl alles anders sein. 'Das Kribbeln wird größer', sagt die Doppel-Olympiasiegerin im Langlauf vor ihrem Weltcup-Debüt bei den Skijägern. Im slowenischen Pokljuka wird die 32-Jährige im Sprint antreten. Ihr Ziel? 'Möglichst gut durchkommen. Aber Wunderdinge kann man zu dem Zeitpunkt sicher nicht erwarten.'

Doch der Druck ist enorm. In den letzten Wochen wurde die frühere Weltmeisterin aus Reit im Winkl mit Interviewanfragen überhäuft, mit dem Gewehr auf dem Rücken macht sie keinen Schritt unbeobachtet. Selbst im zweitklassigen IBU-Cup hatte sie bei ihrer internationalen Premiere im November keine ruhige Sekunde. 'Sie kann mit dieser Situation umgehen, aber natürlich ist es eine Belastung', sagt Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig und dämpft die Erwartungen: 'Von Evi erwarte ich nichts, es ist eher Lerntraining.'

Bei Tora Berger schaut "Gold-Evi" genau hin

Allerdings auf der großen Bühne, vor Millionen Fans live im Fernsehen. Und den Biathlon-Weltcup kennt Sachenbacher-Stehle bisher eben auch nur aus dem TV. Erstmals muss sie sich in Slowenien mit den Besten der Szene messen. Mit der Gesamtweltcup-Führenden Tora Berger aus Norwegen zum Beispiel, oder Darja Domratschewa und Kaisa Mäkäräinen. 'Ein echtes Vorbild habe ich zwar nicht, aber Tora Berger macht zur Zeit anscheinend ziemlich viel richtig. Da schaue ich dann logischerweise ganz besonders genau hin', sagte Sachenbacher-Stehle, die die letzten Rennen in Östersund und Hochfilzen genau analysiert hat.

'Wer atmet wie oft zwischen den einzelnen Schüssen? Wie sind die Abläufe? Wer macht was auf der Strecke oder am Schießstand? Das alles sind Dinge, auf die ich bis vor kurzem natürlich nie geachtet habe. Jetzt schon...', sagte Sachenbacher-Stehle.

Hohes Niveau im Laufen - beim Schießen schwankt es noch

Im Laufen habe sie bereits ein hohes Niveau, im Schießen schwanken die Leistungen. Das verwundert allerdings nicht. 'Man kann in einem halben Jahr das Schießen nicht so lernen, dass es konstant funktioniert', sagt Teamkollegin Miriam Gössner: 'Ich merke es ja selber bei mir, dass es Höhen und Tiefen gibt. Und ich mache das schon ein paar Jahre länger.'

In der Mannschaft wurde 'die Evi' nach dem Rücktritt von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner jedenfalls gut aufgenommen. 'Sie hat 'ne Riesenfreude daran, sie ist top motiviert und ihr macht das Riesenspaß. Was Besseres als motivierte Sportlerinnen kann doch unserem Sport gar nicht passieren', sagt Gössner.

Fernziel für Sachenbacher-Stehle ist Olympia 2014 in Sotschi

Mit dem Auto machte sich Sachenbacher-Stehle am Dienstag auf den Weg nach Slowenien. 'Noch hält sich die Nervosität in Grenzen', sagte sie. Doch bereits bei ihren Starts im IBU-Cup sei sie kurz vorher 'ganz schön angespannt' gewesen, 'deshalb lief es im Schießen sicher noch nicht so, wie es schon sein könnte.'

Das soll sich innerhalb der nächsten 14 Monate ändern, denn das Fernziel der bayerischen Frohnatur sind die Olympischen Spiele 2014 im russischen Sotschi. 'Da will ich gern im Biathlon dabei sein, dafür arbeite ich', sagte Sachenbacher-Stehle, die im Langlauf bereits zwei olympische Gold-Medaillen gewonnen hat. Und aufgeben kommt nicht in Frage: 'Ich ziehe es auf jeden Fall durch. Von heute auf morgen funktioniert das nicht. Man muss geduldig sein, und das bin ich.' (dpa/sid)