Östersund. . Die deutsche Medaillengarantin der Biathleten hat ihre Karriere beendet. Nun muss das deutsche Biathlon ohne ihren Star Magdalena Neuner neu durchstarten – und ist dabei nur vorsichtig optimistisch.
Schon bei der Anreise nach Mittelschweden gaben Deutschlands Skijägerinnen und Skijäger ein inhomogenes Bild ab. Am Sonntag beginnt in Östersund mit der gemischten Staffel die neue Weltcupsaison – doch nur die weiblichen Starterinnen Andrea Henkel und Tina Bachmann machten sich am Mittwoch vom Trainingslehrgang in Nordfinnland direkt auf den Weg an den Storsjön-See. Mit dem Auto. Arnd Peiffer und Erik Lesser, die das gemischte DSV-Quartett in Östersund komplettieren sollten, flogen dagegen noch einmal zurück nach Deutschland. Und Pfeiffer zog sich einen schweren Schnupfen zu. Das Rennen am Sonntag (15.30 Uhr/ZDF) wird für Peiffer nun Simon Schempp bestreiten.
Standortbestimmung für die DSV-Frauen
Drei Tage Heimaturlaub für die Herren – und als zusätzliches Bonbon gibt es einen Sack voller Vorschusslorbeeren. Zum Beispiel von Gerald Hönig. „Beim Neuaufbau einer jungen Mannschaft ist da in den letzten Jahren richtig viel passiert. Ich denke, das Männerteam wird uns in nächster Zeit viel Freude machen und natürlich auch die Mixed-Staffel in Östersund maßgeblich mitverstärken“, sagt der Disziplintrainer der deutschen Biathletinnen, der nach dem Karriere-Ende von Medaillengarantin Magdalena Neuner auf den eigenen Laden zurzeit ansonsten skeptisch blickt.
Denn nach Olympia 2010 sagte bereits das Top-Trio Kati Wilhelm, Martina Beck und Simone Hauswald Adieu – so dass Spartenchef Hönig nun heilfroh ist, dass zumindest Andrea Henkel noch bis zu den Winterspielen im russischen Sotschi weitermacht. Mit der 34-jährigen Doppelolympiasiegerin von 2002 haben Miriam Gössner und Tina Bachmann, die verbliebenen Hoffnungsträgerinnen, immerhin einen Orientierungspunkt. Doch prinzipiell findet Hönig: „Unsere Situation ist momentan nicht ganz einfach.“
"Kompakte, leistungsstarke Mannschaft" bei den Männern
Gut also, dass es da noch Mitstreiter wie Peiffer und Lesser, wie Andreas Birnbacher und Simon Schempp oder Florian Graf gibt. „Bei den Männern haben wir eine kompakte, leistungsstarke Mannschaft“, applaudiert auch Bundestrainer Uwe Müssiggang vorab fleißig, die Weiblichkeit beurteilt der Chef vorsichtiger. „Bei den Frauen wird Östersund die erste richtige Standortbestimmung sein.“
Immerhin: Mit Evi Sachenbacher-Stehle (31) haben die deutschen Biathletinnen zumindest ein bekanntes Gesicht dazu gewonnen. In ihrer neuen Sportart muss sich die Frau, die als Langläuferin Gold in Salt Lake City und Vancouver gewann, allerdings noch ihre Sporen verdienen – und an diesem und am nächsten Wochenende zunächst im zweitklassigen IBU-Cup starten. „Wir sind mit ihrer Entwicklung sehr zufrieden – auch wenn uns allen klar ist, dass wir beim Schießen immer wieder mit schwankenden Leistungen rechnen müssen“, benennt Boss Müssiggang die Tücken einer solchen Umschulung.
Evi Sachenbacher-Stehle soll langsam weiter aufgebaut werden
Bei den IBU-Cups in Idre (Schweden) und Beitostolen (Norwegen) soll die Neu-Biathletin aus Reit im Winkl laut Plan die Qualifikationskriterien für den Weltcup erfüllen und Mitte Dezember dann bei der dritten Weltcup-Station in Pokljuka mit von der Partie sein. „Sollten bei den Frauen die Ergebnisse, die viele über viele Jahre gewohnt waren, nicht so kommen, können ihnen“, meint Gerald Hönig, „die deutschen Männer mit ihren Ergebnissen ja ein bisschen Rückendeckung geben, etwas Schatten spenden.“ Denn: „Zum Teil war es jahrelang ja auch umgekehrt.“