Doha. Leere Ränge beim 100-Meter-Lauf, unzumutbares Klima für Ausdauersportler: Das ist die Leichtathletik-WM in Katar. Ein Kommentar.
Zum Glück haben sie das Licht ausgemacht. Durch das verdunkelte und nur mit Effekten beleuchtete Stadion mussten die Sprintstars nicht sehen, dass die Kulisse vor ihrem WM-Finale eher spärlich war. Als Christian Coleman sich als neuer schnellster Mann der Welt mit einer USA-Fahne auf die Ehrenrunde begab, waren die meisten der nur ohnehin wenigen Zuschauer schon wieder weg.
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Die Stimmung bei der Leichtathletik-WM in Doha ist schwer zu greifen. Wie soll man etwas beschreiben, das nicht da ist?
Zum 100-Meter-Finale der Männer, dem Höhepunkt einer jeden WM, kamen gerade einmal 10.000 Zuschauer ins Khalifa-Stadion. Einzig in einer Kurve ist da immer etwas los. Nämlich da, wo die Fans aus Afrika sitzen, wo Kenia- und Äthiopien-Fahnen wehen. Dort wird getanzt, gejubelt, angefeuert.
Gespenstische WM-Atmosphäre beim Marathon und beim Gehen
Bei den Mitternachts-Wettbewerben an Dohas Uferpromenade ist die Atmosphäre allerdings gespenstisch. Nur eine Handvoll Zuschauer verirrte sich zu den Wettbewerben der Marathon-Läuferinnen und Geher. Bei Temperaturen von 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit bis zu 73 Prozent brachen die Athleten reihenweise zusammen. Bei den Marathon-Männern treten Stars wie Kenenisa Bekele und Eliud Kipchoge lieber gleich in Berlin und Wien als in der Wüste an.
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Einer Leichtathletik-WM ist das nicht würdig. Diese Weltmeisterschaft ist erst drei Tage alt und schon ein Skandal. Sollten Veranstalter und Gastgeber gedacht haben, die WM würde eine Werbeveranstaltung für die Sportart und den Standort, dann haben sie sich geirrt. Sie ist ein abschreckendes Beispiel. Denn hier zeigt sich, was passiert, wenn ein Verband sich verkauft. Wenn er den Profit über das Interesse des Sports und auch der Athleten stellt. Wenn er ein Großereignis in ein Land vergibt, das nicht dafür geeignet ist.
Schöne Aussichten für die Fußball-WM 2022. Ebenfalls in Katar.