Oberhausen. Das Fernziel des Oberhauseners ist die Aufnahme seines Sports ins olympische Programm. Doch Squash hat viel von seiner Popularität eingebüßt.
Oliver Pettke hatte gerade seine Reise nach New York beendet, da ging es schon wieder in die USA. Der Oberhausener flog in dieser Woche nach Chicago. Allerdings hält sich Pettke nicht als Tourist in den Vereinigten Staaten auf. Er geht jenseits des Atlantiks seinem Beruf nach: Der 43-Jährige ist der deutsche Squash-Bundestrainer.
Sportart von Ägyptern dominiert
Und in Chicago geht es wenige Wochen nach dem „Tournament of Champions“ in New York um die Weltmeistertitel. Der Deutsche Simon Rösner steht in der Setzliste an Nummer drei. Eine Medaille ist drin, auch wenn Pettke die Chancen seines Spielers relativiert. „Wir sind hierzulande so gut besetzt wie noch nie“, sagte der Bundestrainer vor dem Abflug nach Chicago. „Aber angesichts der starken Konkurrenz wird es nicht einfach, bis ins Halbfinale zu kommen.“ Dass in der von den Ägyptern dominierten Rückschlag-Sportart auch ein Deutscher zu den Topathleten gehört, stimmt Pettke erstmal positiv. Und in Raphael Kandra gibt es noch einen zweiten Spieler, der zu den 20 besten der Welt gehört.
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Als Pettke selber noch aktiv war, hatte Squash in Deutschland einen anderen Stellenwert. Die Sportler mit dem Bundesadler-Trikot gehörten zwar nicht zur W eltspitze. Dafür spielten die Deutschen in ihrer Freizeit gerne Squash. „Damals sah man in den Autos auf jeder Hutablage noch einen Squash-Schläger“, erzählt Oliver Pettke. Er stand wie viele seiner Schulfreunde aber auch auf dem Tennisplatz. Die Jungs wollten ihrem Idol Boris Becker nacheifern. Gegen Ende der 1980er-Jahre konzentrierte sich Pettke aber auf Squash. Er drosch die Gummikugel gegen die Stirn- und Seitenwände des Courts, ließ seine Kontrahenten vergeblich zum Ball rennen und hatte bald Erfolge.
Karriere-Höhepunkt: World-Games-Teilnahme 1997
Pettke schaffte es in den Nationalkader. „Für Deutschland zu spielen, war für mich immer das Größte“, erzählt der Bundestrainer. 1992 flog Pettke zur Junioren-WM nach Hongkong. Auch wenn der große Erfolg ausblieb, erinnert er sich gerne an das Turnier in der Millionenstadt am südchinesischen Meer. „Ich hatte meinen Eltern versprochen, mich mal aus Hongkong zu melden“, erzählt Pettke. „Nach zwei Wochen vor Ort habe ich das auch geschafft.“ Umgerechnet 25 D-Mark kostete ihn das kurze Telefonat in die Heimat damals. Die Teilnahme an den World Games 1997 im finnischen Lathi zählt Pettke ebenfalls zu seinen großen Karriere-Höhepunkten.
Ab 2000 ging es dann nicht mehr mit dem Squash-Schläger auf Reisen. Pettke gewann in diesem Jahr noch die Deutsche Meisterschaft, fortan konzentrierte er sich auf seine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann. Doch Pettke fand schnell zum Sport zurück. Er übernahm als Geschäftsführer eine Squashhalle in Mülheim an der Ruhr, organisierte dort große Turniere. 2007 schrieb der Deutsche Squash-Verband die Stelle des Bundestrainers aus. Pettke reizte die Aufgabe sofort. Trotzdem kam der Familienvater ins Grübeln. „Mir war klar, dass ich als Bundestrainer wieder viel unterwegs sein würde“, erzählt Pettke. Nach einem Gespräch mit seiner Frau fiel der Entschluss, sich trotzdem zu bewerben. Es folgte die Zusage – und mittlerweile ist der Oberhausener schon im 13. Jahr Bundestrainer. Pettke hat das Squashhallen-Sterben in der Vergangenheit nicht entmutigt. Die Erfolge von Rösner und Kandra zeigen ihm, dass die Sportart in Deutschland weiter Potenzial hat.
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Mit der Unterstützung seiner Honorartrainer fördert Pettke aktuell rund 30 Sportler im Damen-, Herren- und Nachwuchsbereich. Er plant Reisen für den Nationalkader, koordiniert Trainingspläne, betreut die Athleten bei internationalen Turnieren, fährt zu Bundesliga-Spielen und besucht Konferenzen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Ich bin weit entfernt von einer 40-Stunden-Woche“, sagt Pettke. „Aber der Zeitaufwand ist es mir wert.“
Mehrere Bewerbungen
Wie gerne würde er noch zig Stunden in die Vorbereitung auf Olympia stecken. Allerdings gehört Squash nicht zum Programm der Sommerspiele. Der Weltverband hat bereits mehrere Bewerbungen eingereicht – bislang vergeblich.
Im Frühjahr wird festgelegt, in welchen Sportarten es 2024 in Paris um Medaillen geht. Squash gehört wieder zu den Bewerbern. Pettke ist zuversichtlich, dass die Sportart in der französischen Hauptstadt dabei ist. „Squash mit seiner Dynamik und der gleichzeitigen Lockerheit würde Olympia mit Sicherheit guttun“, sagt er.