Gelsenkirchen. Großer Sport bei unwinterlichen Temperaturen auf Schalke. Im Mittelpunkt des Biathlon-Abends steht Ausnahmesportler Ole Einar Björndalen.
Jeder, der eine Steigerung der Lautstärke in der Arena auf Schalke für unmöglich hielt, wurde am Samstagabend eines besseren belehrt. Als Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen ins Ziel kam, pfiff es und kreischte es aus den Kehlen der 46.412 Zuschauer, dass man es in Castrop-Rauxel, vielleicht auch in Björndalens Heimatland Norwegen hören musste. Es war das letzte Rennen des 44-Jährigen. Nur ein Sieg blieb ihm bei seinem Abschiedsrennen verwehrt.
Dritter Platz für Björndalen und Darja Domratschewa
Den Sieg fuhr das italienische Paar Dorothea Wierer und Lukas Hofer vor dem deutschen Paar Simon Schempp und Franziska Preuß ein. Dritter wurde Björndalen mit seiner Frau Darja Domratschewa. Die 32-jährige Weißrussin beendet ebenfalls ihre außergewöhnliche Karriere. Den vierten Platz belegte das zweite deutsche Team Benedikt Doll und Denise Herrmann.
„Vielen vielen Dank für eure Unterstützung“, war Domratschewa gerührt. „Davon kann man gar nicht träumen, das ist unglaublich“, sagte Björndalen neben ihr. „So gute Fans habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt.“
Ole Einar Björndalen: nach acht Goldmedaillen, 20 WM-Titeln und 94 Weltcup-Siegen konnte der Norweger vor seiner wohlverdienten Biathlon-Rente nur noch einen Sieg holen – den auf Schalke. Björndalen wusste wie es geht, er hatte Anfang des Jahrtausends gleich vier in Folge geholt. Er wusste mit Darja Domratschewa eine starke Partnerin an seiner Seite. Die 32-Jährige blickt selbst auf eine beeindruckende Karriere zurück, in der sie vier olympischen Goldmedaillen holte.
Empfang wie für einen Rockstar
Björndalen musste an diesem Abend nicht viel tun, um die Fans auf seine Seite zu ziehen. Er musste einfach da sein, bevor er geht. Wann immer der 44-Jährige nach dem außen liegenden Teil in die Arena kam, flippten die Zuschauer aus. Ohnehin wird in der Schalker Arena jeder Biathlet empfangen wie ein Rockstar, aber bei Björndalen zitterten die rund 2500 Tannen, die der Veranstalter im Innenraum aufgestellt hatte. „Es ist einfach eine grandiose Stimmung. Es macht unglaublich Spaß, hier zu laufen“, staunte auch Simon Schempp und Dorothea Wierer fühlte sich „wie eine Fußballerin“.
Zum Schluss seiner langen Karriere musste sich Björndalen mit Konkurrenten wie den Weltmeistern Schempp und Doll oder dem Russen Anton Schipulin (31) messen, für den es ebenfalls das letzte Rennen war. Schempp sorgte mit seiner Freundin Franziska Preuß beim ersten Teil, dem Massenstart, für Tempo. Aber Björndalen holte mit Domratschewa auf. Die derzeit verletzte Biathletin Maren Hammerschmidt war beeindruckt, „wie rasant Ole noch aufgeholt hat“. Bjröndalen/Domratschewa landeten auf Platz drei hinter Wierer/ Hofer und Anais Bescond und Emilien Jacquelin aus Frankreich.
Schlagereinlage und Schlusssprint auf Schalke
Nach der Schlagereinlage der weiblichen Band Lichtblick – auch das gehört auf Schalke dazu – blieb Kommentator und Chef-Organisator Herbert Fritzenwenger nichts anderes übrig, bei jeder sich bietenden Gelegenheit den „besten Biathleten aller Zeiten“ anzukündigen -- es war die letzte Möglichkeit. Björndalen wurde davon beflügelt, gab noch einmal alles. Nur zum Sieg reichte es nicht. Der gelang beinahe Simon Schempp im packenden Schlusssprint, der schon 2016 mit Vanessa Hinz gewonnen hatte.
Die Fans waren auch ohne einen Sieg von Ole Einar Björndalen im siebten Winter-Himmel. Im Stadion des Bundesligisten Schalke 04 herrschten eisige Temperaturen, aber die Zuschauer machten es sich warm, draußen im Winterdorf bei Bratwurst und Glühwein, oder drinnen, mit Jubel und dem Steigerlied, dass sie vor dem Beginn rührend sangen. Oder mit „Ole, Ole, Ole“-Rufen. Die wird man so schnell nicht mehr hören.