Gelsenkirchen. Biathlon-Legende Ole Einar Bjöndalen wird am Samstag auf Schalke verabschiedet. Weltmeister Simon Schempp erinnert sich an das erste Treffen.
Etwas überrascht war Simon Schempp schon, als Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen das Angebot aus Deutschland annahm. Der letzte Lauf einer langen, goldbehangenen Karriere sollte nicht in Norwegen, sondern im Fußball-Tempel von Schalke 04 stattfinden. „Andererseits“ sagt Schempp im Gespräch mit dieser Zeitung, „hat er ein großes Spektakel verdient.“
Das ist garantiert am Samstag (ab 17.50 Uhr/ZDF) bei der World Team Challenge in Gelsenkirchen. Zum ersten Mal seit dem Abschiedsrennen von Magdalena Neuner 2012 ist die Arena wieder ausverkauft, 46.412 Karten sind verteilt. Mit dem heute 44-jährigen Björndalen geht ein Idol, der erfolgreichste männliche Wintersportler der Geschichte.
„Ich bin nicht nur durch ihn zum Biathlon gekommen, aber ich habe ihn in meiner Jugend bewundert“, sagt Weltmeister Schempp. „Er war damals derjenige, der den Biathlon-Sport dominiert hat. Von ihm konnte sich jeder etwas abschauen.“ Björndalens Bilanz: acht Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, 20 WM-Titel und 94 Weltcup-Siege.
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In Zukunft wird der Norweger vor allem seiner zweijährigen Tochter Xenia ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Seine Frau Darja Domratschewa wird dann ebenfalls mehr Zeit für die Familie haben. Die 32-jährige Weißrussin verabschiedet sich an der Seite von Björndalen nach vier Goldmedaillen bei Olympia von der Sportbühne.
Auf ein Abschiedsgeschenk der Konkurrenz in Form eines Sieges darf das Traumpaar nicht hoffen. „Wir werden versuchen, das zu verhindern“, sagt Schempp, der mit seiner Freundin Franziska Preuß (24) an den Start geht. „Aber er wird sich sicher auf das Rennen vorbereitet haben – und das Schießen wird er nicht verlernt haben.“
Als der heute 30-jährige Schempp das Schießen lernte, war Björndalen längst treffsicher. 1998 holte der Norweger in Nagano sein erstes Olympia-Gold im Sprint. Schempp war da gerade zehn Jahre alt. Zwölf Jahre später hielt der Mutlanger seine erste Goldmedaille in der Hand, bei der WM in Chanty-Mansijsk. Im gleichen Jahr traf er sein Vorbild zum ersten Mal bei einem Wettkampf in Hochfilzen. „Ich stand in der Umkleidekabine, und er kam rein. Er hat einfach mit mir über das Rennen gesprochen, hat gefragt, wie es für mich lief, wie ein ganz normaler Athlet“, erinnert sich Schempp. „Das war schon cool.“
Schempp startet auf Schalke mit Franziska Preuß
Heute wären nicht wenige stolz, Schempp zu treffen. Bei Olympia in Pyeongchang gewann er Silber im Massenstart und Bronze in der Staffel mit Erik Lesser, Arnd Peiffer und Benedikt Doll. Weil der Thüringer Lesser für das Rennen auf Schalke absagen musste, rückte Weltmeister Doll nach. Der 28-Jährige bildet mit Denise Herrmann (30) das zweite deutsche Team.
Schempp sollte mit Herrmann starten. Doch nach der Absage von Vanessa Hinz wurden die Teams neu zusammengestellt – mit nicht den schlechtesten Folgen für Schempp. „Für uns beide ist es etwas Besonderes, dass wir jetzt sogar in einem Team laufen können“, sagt Schempp, der seit rund drei Jahren mit Franziska Preuß zusammen ist.
Eine Extra-Portion Motivation sei das allerdings nicht. „Motiviert bin ich eigentlich immer, wenn ich am Start stehe. Auf Schalke gibt es vielleicht eher die Gefahr, dass man übermotiviert ist.“