Kamen. . Bei einem Lehrgang in Kamen bereitet Dagur Sigurdsson den Europameister auf die WM vor. Zwei Spieler muss er vor dem Turnier noch streichen.

Vor Kurzem hat Dagur Sigurdsson seine Biografie vorgestellt. Sie handelt von einem Isländer, den wenige im Jahre 2014 als Bundestrainerkandidaten auf dem Zettel hatten. Von einer deutschen Handball-Nationalmannschaft, der nur wenige bei der Europameisterschaft 2016 viel zugetraut hatten. Vom Titelgewinn bei eben dieser EM in Polen, von Olympia-Bronze wenige Monate später in Rio.

Das letzte Kapitel aber fehlt eigentlich. Und wenn, wird es möglicherweise nur auf japanisch erscheinen. Das finale Kapitel ist die WM 2017 in Frankreich (11. bis 29. Januar). Es ist Sigurdssons letztes Turnier als Deutschlands Trainer, bevor er im Anschluss Japan zu Olympia 2020 führen will.

Zwei Spieler werden gestrichen

Abschiedsschmerz aber ist noch nicht zu spüren. Eher Wiedersehensfreude, als sich die Nationalspieler am Mittwoch zum Auftakt der Vorbereitung in der Sportschule in Kamen-Kaiserau treffen. Umarmungen, Frotzeleien – es geht zu wie auf einem Familientreffen. 18 Spieler gehören derzeit noch zu dieser großen Handball-Familie, bis zur Reise nach Frankreich muss der Kader um zwei Spieler verkleinert werden. Die Zeit drängt, und so kann Sigurdsson keine Rücksicht darauf nehmen, dass die meisten Spieler noch am Vortag in der Bundesliga gespielt haben, viele mit ihren Klubs zusätzlich auf internationaler Ebene ran mussten. Dass sie eigentlich regenerieren müssten. „Es ist die kürzeste Vorbereitung, die wir je hatten. Über Silvester gibt es eine kurze Pause. Aber bis dahin müssen wir noch an Spielsystemen und an der Athletik arbeiten. Ein paar Sprints müssen noch sein.“

Tests in Krefeld und in Kassel

Nach einer kurzen Pause über den Jahreswechsel wird sich das Team um Kapitän Uwe Gensheimer am 2. Januar erneut in Kamen treffen. In den Testspielen gegen Rumänien (3. Januar) in Krefeld und gegen Österreich (9. Januar) in Kassel wollen sich die deutschen Handballer dann in Form bringen. Am 13. Januar geht es im ersten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft gegen Ungarn, es folgen als Gegner Chile, Saudi Arabien, Weißrussland und Kroatien.

Gute Stimmung, ein gesundes Selbstvertrauen – eigentlich ist alles so wie immer in den Jahren unter Sigurdsson. Ebenfalls konstant: die große Zahl an Absagen. Sigurdsson bleibt gelassen, längst treiben ihm Personal-Engpässe keine Sorgenfalten auf die Stirn. Wohl wissend, dass er auch bei der EM und bei Olympia improvisieren musste. Deutschland zählt bei der WM neben Gastgeber Frankreich und Olympiasieger Dänemark zum Kreis der Favoriten. „Das ist okay“, sagt Sigurdsson. Sein Torhüter Andreas Wolff drückt es nicht ganz so zurückhaltend aus. „Keine falsche Bescheidenheit: Wir wollen Weltmeister werden.“