Hamburg. . Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck hat sich als Boxer weiterentwickelt. Am Samstag tritt er im WM-Kampf gegen den Ukrainer Dmytro Kucher an.

Manchmal ist es notwendig, Dinge laut auszusprechen, damit sie ankommen, wo sie ankommen sollen. Im eigenen Bewusstsein ebenso wie im Herzen derjenigen, denen sie gelten. Marco Huck hat einen solchen Moment kürzlich im Trainingslager erlebt. Im idyllischen Harzer Bergort Braunlage, wo sich der Cruisergewichts-Boxprofi sechs Wochen lang auf die Verteidigung seines IBO-WM-Titels vorbereitete, die ihn an diesem Samstag (22.30 Uhr/RTL) in der TUI-Arena in Hannover mit dem Ukrainer Dmytro Kucher zusammenführt, brach es unvermittelt aus ihm heraus.

Freude am gelungenen Haken

„Nach einem gelungenen Aufwärtshaken im Sparring habe ich gespürt, wie viel Spaß mir die Arbeit macht und wie dankbar ich meinem Team bin, dass es mich auf meinem Weg begleitet. Und das habe ich dann auch ganz deutlich ausgesprochen“, sagt Huck, und er grinst dabei so schelmisch, wie er es immer tut, wenn er Dinge sagt, von denen sein Gegenüber nicht genau weiß, wie ernst sie gemeint sind. „Am Ende habe ich mich aber vor allem selbst gelobt“, schiebt er nach und lacht. Huck liebt solche Späße. Aber wer ihn beobachtete in den vergangenen Wochen, der kann erahnen, wie viel Ernst in der Anekdote steckt.

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Tatsächlich hatte der Mann, der an mangelndem Selbstbewusstsein noch nie litt, die schwerste Phase seiner Karriere zu überwinden, seit er im August 2015 im ersten Kampf nach der Trennung vom Berliner Sauerland-Team in den USA gegen den Polen Krzysztof Glowacki verloren hatte. Huck wusste nicht, ob ihm die Rückkehr nach Deutschland glücken würde.

Er trennte sich zunächst von seinem US-Coach Don House, den er extra für das Amerika-Abenteuer angeheuert hatte, fand mit RTL den für ihn optimalen Fernsehpartner in Deutschland und mit der Klitschko Management Group einen wichtigen Berater, feuerte dann noch kurz vor seinem Comeback im Februar dieses Jahres House-Nachfolger Conny Mittermeier und setzte auf den im Profibereich als Trainer völlig unerfahrenen Berliner Varol Vekiloglu (33). Doch trotz all dem Hin und Her gelang ihm mit einem Abbruchsieg über den Nigerianer Ola Afolabi eine triumphale Rückkehr, die alle Zweifel zerschlug.

Wieder Spaß am Training

Seitdem hatte der in Serbien geborene Bielefelder viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie er den Neustart seiner Karriere gestalten könnte. Und er hat diese Zeit genutzt, um eine Wandlung anzuschieben, an deren Ende ein anderer, besserer Marco Huck stehen soll. „Vor allem habe ich wieder gespürt, dass das Boxen meine große Liebe ist“, sagt er, „die Reaktion der Fans, ihre Unterstützung und Liebe haben mir viel Mut zurückgegeben.“

Vekiloglu habe ihm zudem den Spaß am Training zurückgebracht, vor allem aber einen Schlüssel gefunden, um vorhandenes, aber bislang nicht genutztes Potenzial zu heben. „Marco ist unglaublich intelligent im Ring und hat eine extrem gute Auffassungsgabe. Der Grund dafür, dass er wieder Spaß am Training hat, ist, dass er spürt, was noch alles in ihm steckt“, sagt der neue Chefcoach.

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Er hat versucht, Huck den Aufwärtshaken als probates Konterwerkzeug einzutrichtern und ihm schnelle Schlagkombinationen anstelle harter Einzelhände empfohlen. Und der als schlagstarker, aber technisch limitierter Haudrauf verschriene Champion will diesen Weg mitgehen, weil ihm sein Image zuletzt erstaunlich arg zusetzte. „Ich will mehr sein als eine Zerstörungsmaschine“, sagt er, „ich haue nicht mehr nur drauf wie ein Kesselflicker, sondern boxe viel intelligenter, wie ein Fuchs.“

Vom Kesselflicker zum Ringfuchs?

Vom Kesselflicker zum Ringfuchs – eine erstaunliche Wandlung wäre das, die der 32-Jährige nun natürlich im Kampf nachzuweisen hat. Marco Huck wäre nicht er selbst, wenn er nicht tatsächlich glauben würde, diese Wandlung schaffen zu können. Aber er weiß auch, dass dazu harte Arbeit nötig ist, dass er seinen Beruf ernster nehmen muss als in den vergangenen Jahren. „Ich werde nie mehr den Fehler machen, unvorbereitet in den Ring zu gehen“, sagt er, „deshalb denke ich auch nicht weiter als bis zum 19. November.“ Den Tag, an dem den Ansprachen Taten folgen sollen.