New York. Souverän und ohne Satzverlust zog Angelique Kerber bei den US Open erstmals seit 2011 ins Viertelfinale ein. Vor fünf Jahren begann hier der Aufstieg der Tennisspielerin aus Kiel. Schritt für Schritt erhöht sie den Druck auf die Weltranglisten-Erste Serena Williams.

Über den möglichen Final-Showdown und ein direktes Duell um den Tennis-Thron sprechen Angelique Kerber und Serena Williams nicht. Schon öfter liefen sich die Nummer eins und zwei der Welt in den vergangenen Tagen auf der weitläufigen Anlage im Flushing Meadows Corona Park über den Weg. Mal trainierte die eine direkt vor der anderen, mal trafen sich die Weltranglisten-Erste aus den USA und ihre hartnäckigste Verfolgerin aus Kiel in der Umkleidekabine.

Kerber nähert sich Schritt für Schritt ihrem zweiten Grand-Slam-Titel

Ein bisschen Smalltalk, ein bisschen "Wie geht es so?" Mehr nicht. "Nee, nee, das macht man nicht", antwortete Kerber nach ihrem Viertelfinal-Einzug bei den US Open auf die Frage, ob sie mit ihrer Konkurrentin schon über ein Wiedersehen im Endspiel gesprochen habe.

Schritt für Schritt nähert sich die 28-Jährige aus Kiel in diesen Tagen in New York ihrem zweiten Grand-Slam-Titel. Drei Runden zum Aufwärmen gegen Polona Hercog, Mirjana Lucic-Baroni und Catherine Bellis und das letztlich souverän gewonnene Achtelfinale gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova haben die Rolle Kerbers beim vierten und letzten Grand-Slam-Turnier der Saison manifestiert.

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Zum zweiten Mal nacheinander durfte sie in der Night Session im Arthur-Ashe-Stadium antreten. Auch ein Ausdruck von Respekt und der Hoffnung der US-Open-Macher auf gute Unterhaltung für die teuer zahlende Kundschaft in der größten Tennis-Arena der Welt. Spätestens seit ihrem Australian-Open-Sieg, aber mehr noch seit ihrem knapp verlorenen Wimbledonfinale gegen Williams wird Kerber als seriöseste Herausfordererin der jahrelangen Dominatorin ernstgenommen.

"Es war ein langer Prozess", sagte Kerber nach ihrem 6:3, 7:5-Erfolg gegen Kvitova und analysierte selbstbewusst: "Heute weiß ich, dass ich die großen Turniere gewinnen kann, dass ich enge Matches gewinnen kann und dass ich auf den großen Plätzen gegen die Großen gewinnen kann." Bei den Australian Open feierte die Norddeutsche durch einen Finalsieg gegen Williams als erste Deutsche seit Steffi Graf einen Grand-Slam-Titel. In Wimbledon unterlag sie Williams im Endspiel knapp. Bei Olympia verlor sie das Spiel um Gold gegen Monica Puig.

Und jetzt wird ein Final-Szenario Kerber gegen Williams immer realistischer. "Das wollen alle sehen, das wäre wie gemalt, ein unglaubliches Endspiel", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner und lobte die "sehr gewachsene Persönlichkeit" Angelique Kerber: "Sie macht in fast allen Situationen fast immer das Richtige."

Auch deshalb verspricht nun die Turnier-Konstellation so viel Spannung, dass die Damen-Organisation WTA jeden Tag den Stand im Rennen um die Weltranglistenführung veröffentlicht. Durch Kerbers Viertelfinal-Einzug steht fest, dass Williams das Endspiel erreichen muss, um ihre Spitzenposition nicht zu verlieren. Sollten Kerber und Williams im Finale stehen, wäre die Siegerin auch die Nummer eins.

"Als Kind habe ich davon geträumt. Jetzt kann es passieren, aber ich darf mir deswegen keinen Druck machen und nicht zu viele Gedanken im Kopf haben", sagte Kerber, als sie am Sonntagabend um 23 Uhr Ortszeit den internationalen Berichterstattern Auskunft erteilen musste.

Bis zu einem möglichen Finale sind es auch noch zwei Schritte. Im Viertelfinale wartet am Dienstag Roberta Vinci. Die Italienerin hat im vergangenen Jahr im Halbfinale völlig überraschend Serena Williams aus dem Turnier geworfen - als alle nur noch vom bevorstehenden vierten Grand-Slam-Triumph in einem Jahr der Amerikanerin sprachen. Das Spiel hat Kerber damals nicht gesehen, aber sie ist gewarnt und sagt deshalb: "Es ist noch ein weiter Weg." (dpa)