Aachen. . Sönke Rothenberger und sein Wallach Cosmo wollen über den CHIO nach Rio reiten. Sie gelten als Ausnahmetalente - und sind zusammen erst 30 Jahre alt.

Cosmo schnaubt, der Sand unter seinen Hufen staubt. Der neunjährige Wallach hat sich wieder gefangen. Kurz zuvor hatte er für Schrecksekunden gesorgt, als er mitten im Dressurviereck des größten Reitturniers der Welt offenbar seinen Dienst quittieren wollte. Bockig bis unkontrolliert überquerte er da im Grand Prix die Bahn. So sollte also seine Empfehlung für die Olympischen Spiele aussehen? Wäre er ein Auto, er hätte jetzt zur Inspektion gemusst. Doch der 21-jährige Reiter Sönke Rothenberger kann mit dem impulsiven Temperament seines Pferdes umgehen. „Er ist ein Clown und hält alle auf Trab“, sagt er schon vor dem Stolper-Auftritt bei seinem Debüt im deutschen Nationalteam beim CHIO in Aachen.

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Applaus und Anerkennung gibt es dafür, dass er sein Pferd trotz aller Anspannung in diesem bedeutenden Wettkampf zur Ruhe bringen und wieder in die Spur lenken kann. Cosmo und Rothenberger gelten als die größten Nachwuchs-Hoffnungen in der deutschen Dressur. Gemeinsam sind Pferd und Reiter gerade einmal 30 Jahre alt. Sie steigern sich von Monat zu Monat. Zuletzt haben sie bei den Deutschen Meisterschaften in Balve Rang vier in der Kür geholt.

Sie könnten die Ergänzung sein in einem olympischen Team, das von seiner Erfahrung lebt. Isabell Werth, die auch in Aachen eine Klasse für sich ist, gehört zu den erfolgreichsten Dressurreiterinnen überhaupt. Sie ist gesetzt. An der 46-Jährigen aus Rheinberg galoppiert so schnell keiner vorbei. Auch Kristina Bröring-Sprehe und Dorothee Schneider hatten bereits 2012 zum deutschen Team gehört, das bei den Olympischen Spielen in London die Silbermedaille gewonnen hatte. Nun steht Rio vor der Tür und Sönke Rothenberger auf Cosmo will hindurchreiten.

Olympia kennt Familie Rothenberger schon

„Wenn es mit Olympia klappen würde, wäre das einmalig“, sagt der 1,90-Meter-Mann aus Bad Homburg, der in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften studiert. Er stammt aus einer Reiterdynastie. Mutter Gonnelien und Vater Sven Rothenberger sind gemeinsam in einer Mannschaft geritten und haben 1996 olympisches Silber mit dem niederländischen Team geholt. Ihr Sohn Sönke hat zwei Staatsbürgerschaften und sich entschieden, für Deutschland zu starten. Und dann gibt es noch die Töchter Sanneke (23) und Semmieke (16), die ebenfalls erfolgreich auf Pferden unterwegs sind. Sönke, Sanneke und Semmieke – mit diesen Vornamen könnten sie für eine Fortsetzung von „Ferien auf Immenhof“ gebucht werden oder in den Wendy-Heften landen.

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Ob Rothenberger in das Rio-Team berufen wird, soll sich Sonntag entscheiden. Nach dem Großen Dressurpreis von Aachen will Bundestrainerin Monica Theodorescu das Geheimnis lüften. Von den bisherigen Auftritten ihrer Kandidaten beim CHIO ist sie angetan: „Das war klasse. Trotzdem ist noch ein bisschen Luft nach oben“, sagt sie nach dem Grand Prix und der deutschen Führung in der Mannschaftswertung. Mit der „Luft nach oben“ dürfte sie wohl auf die Vorstellung der Youngster Sönke Rothenberger und Cosmo angespielt haben.