Essen. . Vor dem Großereignis im August kämpft Rio de Janeiro gegen die Tigermücke. Das vom Insekt verbreitete Virus kann Sportler wettkampfunfähig machen.

Im August ist Olympia-Zeit. Bevor die Sportler gegeneinander antreten, kämpft Rio de Janeiro aber zunächst einmal mit einer Mücke: mit der Tigermücke. Dieses Tier trägt das Zika-Virus zu den Menschen. Ein Erreger, der unter dem dringenden Verdacht steht, besonders für Schwangere und ungeborene Kinder gefährlich zu sein. Grundsätzlich kann er aber jeden Leistungssportler für Tage schwächen und um einen Start bringen.

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Wenn es allein um die Aufregung geht, sind die ersten Funktionäre und Sportler längst infiziert. Der nordamerikanische Olympiaverband rät vor den Sommerspielen zu Vorsicht. Die olympischen Komitees von Australien und Neuseeland sagen Ähnliches: Besonders besorgte Athleten sollten in Erwägung ziehen, nicht anzutreten. Fußball-Torhüterin Hope Solo hat bereits kundgetan, dass sie womöglich auf Olympia verzichten will – ihre Zika-Angst ist größer als der Reiz der fünf Ringe. Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wird das Thema „absolut ernst genommen“, wie Präsident Alfons Hörmann sagt. Am Ende wolle sich der DOSB auf die Expertise seiner Mediziner verlassen.

Im April werden Olympia-Arzt Professor Bernd Wolfarth und die saarländische Mikrobiologin Professor Barbara Gärtner das medizinische Betreuungsteam, das die Sportler nach Rio begleitet, in Sachen Zika schulen. „Allen Schwangeren und denen, die schwanger werden wollen, rate ich von einer Reise zu den Olympischen Spielen ab. Das gilt für Sportler genauso wie für Touristen“, sagt Barbara Gärtner. Infiziert sich eine Schwangere mit dem Virus, bestehe die Gefahr, dass das Kind schwere Hirnschäden davontrage. Besonders gefährdet seien wohl Frauen zwischen dem ersten und dritten Schwangerschaftsmonat. „Für Nicht-Schwangere ist Zika in der Regel nicht gefährlich“, erklärt die Expertin.

Die Mücke kann olympische Träume zerstören

Bedrohlich ist eine Infektion also nur für eine Risikogruppe – olympische Träume zerstören kann sie aber theoretisch bei jedem Teilnehmer. Infizierte klagen über grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Glieder- oder Kopfschmerzen.

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Für Olympia-Sportler heißt das: „Sie werden wohl nicht zu ihrem Wettkampf antreten können“, sagt Barbara Gärtner. Die Inkubationszeit betrage wenige Tage. Eine Impfung gebe es nicht. Umso wichtiger sei die Prävention. Soll heißen: der Schutz vor einem Mückenstich.

Während die amerikanische Torhüterin Hope Solo ins Grübeln kommt, geben sich deutsche Athleten wie Sprinter Julian Reus ganz entspannt. „Ich mache mir keine großen Sorgen. Irgendein Problem gibt es ja immer, wenn Olympia ansteht“, sagt der Sportler des TV Wattenscheid und schnellste Deutsche. Der 27-Jährige verlässt sich auf die Ansagen der Ärzte und bereitet sich ungeachtet von Zika auf Rio de Janeiro vor, unter anderem mit einem Trainingslager in Florida im April.

Mückenmittel für alle Athleten

Nach Auskunft eines Sprechers hat der DOSB einen Vertrag mit dem Hersteller des Insektenschutzsprays Anti Brumm abgeschlossen. Das komplette deutsche Olympia-Team soll sich mit dem Mückenmittel eindecken. „Wichtig ist, nicht nur den Körper zu schützen, sondern auch die Kleidung zu imprägnieren“, rät Mikrobiologin Gärtner. Nur in der Kombination sei ein ausreichender Schutz vor einem Mückenstich gewährleistet.

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Experten gehen davon aus, dass das Zika-Virus durch ein anderes sportliches Großereignis in das Land der Olympischen Spiele eingeschleppt wurde: „Den Erreger gab es vorher in Afrika. In Brasilien wurde er Anfang 2015 entdeckt. Er wird stark mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 assoziiert“, sagt Gärtner. Sie will nicht ausschließen, dass sich das Zika-Virus eines Tages auch in Deutschland ausbreiten könnte. Einige Exemplare der Tigermücke hätten bei ihrer Reise um die Welt bereits in Süddeutschland Halt gemacht. Menschen, die sich innerhalb Deutschlands mit dem Virus infiziert haben, gebe es aber nicht. Noch nicht.