Essen. . Andrew Luck ist einer der besten Quarterbacks der amerikanischen Football-Liga. Als Kind lebte er kurzzeitig in Düsseldorf. Und kennt die Südtribüne.
Pünktlichkeit ist eine Tugend, die den Deutschen nachgesagt wird. Andrew Luck ist zwar US-Amerikaner, doch ein bisschen Deutschsein steckt noch immer im Football-Star der Indianapolis Colts. Nicht verwunderlich, er hat in den 90ern einige Jahre seiner Kindheit in Düsseldorf verbracht, als sein Vater Oliver dort Vereinschef von Rhein Fire und Ligapräsident des europäischen NFL-Ablegers war. Das scheint Andrew Luck, inzwischen einer der besten Quarterbacks der US-Profiliga, mit geprägt zu haben. Auf die Minute genau klingelt das Telefon, mit tiefer Stimme und auf Deutsch legt der 26-Jährige los: „Servus!“
Hallo, Herr Luck, bei uns in Nordrhein-Westfalen sagt man gar nicht „Servus“, das ist bayrisch. Guten Tag, oder etwas salopper: Tach auch, passt eher.
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Andrew Luck: Okay, das wusste ich nicht.
Kein Problem, sprechen wir auf Deutsch weiter oder auf Englisch?
Luck: Auf Englisch, bitte, bitte. Vom Deutschen habe ich das meiste vergessen (bis dahin war tatsächlich alles einwandfrei, d.Red.).
Ich dachte, Ihr Berliner Mitspieler Björn Werner würde Ihnen Unterricht geben.
Luck: Das tut er auch, er ist ein guter Lehrer. Wenn wir zur Entspannung mal durch den Park laufen, bringt er mir immer wieder neue Wörter bei. Momentan dreht sich alles um die Familie. Björn und seine Frau haben gerade ein kleines Mädchen bekommen.
Klingelt’s bei Ihnen denn auch noch bei Wörtern wie Killepitsch, Altstadt oder Altbier?
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Luck: Killepitsch? Nein, was ist das?
Ein bekannter Schnaps aus Düsseldorf, die für ihre Altstadt und Altbier berühmt ist.
Luck: Bitte (lacht, d.Red.). Dann kann ich Killepitsch ja auch nicht kennen, weil ich noch zu klein war. Das war schließlich Mitte der 90er Jahre, ich habe damals den Kindergarten besucht. Ich muss gestehen, dass ich seitdem aber auch nicht mehr in Düsseldorf war. Wobei ich mich aber noch daran erinnern kann, wie ich mit meinen Schwestern oft im Park gespielt habe, mein Bruder war da noch nicht geboren. Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit. In diesem Sommer war ich aber in Frankfurt und Karlsruhe, ich habe dort Tanten und Onkel.
Was haben damals in Düsseldorf Ihre Freunde gesagt, wenn Sie den Fußball beiseite schießen und das Football-Ei herausholen wollten?
Luck: Verrückter Andrew (auf Deutsch und den Umlaut richtig ausgesprochen, d.Red.)! Die kannten nur Fußball. Es hat mir aber viel Spaß gemacht, ich liebe es, Fußball zu spielen. Oder es mir anzuschauen.
Welche Partie mit deutscher Beteiligung haben Sie denn zum Beispiel gesehen?
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Luck: Ich hatte letztes Jahr Karten für das WM-Spiel der USA gegen Deutschland. Wir haben das Spiel dann allerdings verpasst, weil es in Brasilien so unglaublich geregnet hat und wir ans Hotel gefesselt waren.
Haben Sie denn ein Lieblings-Team in Europa?
Luck: So richtig nicht, nein. Ich versuche viel mehr unsere US-Boys in Übersee zu verfolgen. Steven Cherundolo in Hannover zum Beispiel. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Fabian Johnson noch in Hoffenheim ist.
Ist er nicht, er spielt nun für Borussia Mönchengladbach.
Luck: Okay, danke. Wo Sie Borussia sagen. Als Kind habe ich die Dortmunder nie im Stadion, aber mit Vorliebe im Fernsehen gesehen. Diese Stimmung auf der Sud… (erneuter Deutschausflug, d.Red.)
Südtribüne.
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Luck: Genau. Ich habe schon mit mehreren amerikanischen Fußballern gesprochen, die in diesem Stadion aufgelaufen sind. Sie alle sagen, dass dort eine der überragendsten Atmosphären des ganzen Sports herrscht. Beim Champions-League-Finale gegen die Bayern habe ich Dortmund aber gesehen.
Dann überreden Sie doch mal Roger Goodell, den Chef der NFL, zu einem Spiel in Dortmund. Vier Teams spielen Ende des Monats ja auch wieder in London.
Luck: Das wäre natürlich cool. Wenn ich mich jetzt wieder an meine Kindheit und die NFL Europe erinnere, gab’s die beste Unterstützung für die Spieler immer in Deutschland. Im Frankfurter Waldstadion haben damals 50 000 Zuschauer richtig gerockt. Es scheint also genügend Deutsche zu geben, die sich für American Football interessieren.