Oslo. In Oslo feierte der Skisprung-Weltmeister einen Doppelerfolg und schloss mit dem 18. Weltcupsieg seiner Karriere zu Sven Hannawald auf.

Der erhoffte Besuch in der Königsloge fiel aus, doch das konnte Überflieger Severin Freund nach seinem spektakulären Doppelschlag am legendären Holmenkollen locker verschmerzen. Mit dem neunten Sieg in diesem Winter und dem insgesamt 18. Weltcup-Triumph seiner Karriere ist Deutschlands Top-Skispringer seiner Krönung zum Schanzen-König der Saison ganz nahe gekommen. "Ich habe keine Ahnung, warum es derzeit so gut läuft. Jetzt heißt es: Mit Vollgas nach Planica", sagte Freund nach dem vierten Sieg in Serie.

94 Punkte Vorsprung vor dem Slowenen Peter Prevc, der in Oslo Zweiter und Dritter wurde, nimmt Freund zum Weltcupfinale am kommenden Wochenende mit. "Es ist gigantisch, was hier abläuft", schwärmte Bundestrainer Werner Schuster. "Severin hat wieder fantastische Wettkämpfe gemacht und zur richtigen Zeit die besten Sprünge gezeigt."

In der Höhle des Löwen kann Freund als dritter DSV-Adler nach Jens Weißflog (1983/84) und Martin Schmitt (1998/99, 1999/2000) die Große Kristallkugel gewinnen. "Das Ergebnis motiviert mich natürlich. Jetzt heißt es weitermachen. Der Gesamt-Weltcup ist das Größte, was man gewinnen kann", sagte er vor dem Saisonfinale im slowenischen Planica.

Freund verwies Noriaki Kasai auf den zweiten Platz

In Oslo war der Weltmeister erneut eine Klasse für sich. Mit 132 und 128 Metern verwies er am Sonntag den 42 Jahre alten Japaner Noriaki Kasai auf Rang zwei. Prevc sprang im Finale vom 17. auf den dritten Platz vor, den er sich mit Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen teilte.

Am Samstag hatte sich Freund in einem Herzschlagfinale um 0,3 Punkte vor Prevc durchgesetzt. "Ich habe mich hier viele Jahre lang schwergetan. So macht es am Holmenkollen natürlich Spaß", frohlockte er danach. Mit Sprüngen auf 132 und 135,5 Meter wiederholte er seinen Vorjahreserfolg.

Der Gesamt-Dritte Stefan Kraft aus Österreich verlor als Zehnter und Fünfter viel Boden und verabschiedete sich aus dem Kampf um den Gesamtsieg. Der Vierschanzentourneegewinner liegt bereits 175 Punkte hinter Freund, der als Skiflug-Weltmeister auch auf dem Riesenbakken in Planica zu den Topfavoriten gehört.

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Auf dem Weg zu seinem großen Ziel setzte er an der Wiege des nordischen Skisports neue persönliche Bestmarken. Vier Siege in Serie schaffte zuletzt Sven Hannawald vor 13 Jahren bei seinem Vierschanzentournee-Grand-Slam. Mit 18 Weltcuperfolgen zog Freund auch in der deutschen Bestenliste mit Hannawald gleich.

Nur Weißflog und Schmitt feierten mehr Siege

Mehr Siege feierten nur Weißflog (33) und Schmitt (28), der auch als einziger mindestens neun Erfolge in einem Winter vorweisen kann. 1999/2000 stand der vorerst letzte deutsche Gesamtsieger elfmal ganz oben. Diesen Rekord kann Freund sogar noch einstellen, sollte er seine sensationelle Erfolgsserie in Planica fortsetzen. "Dafür habe ich keine Worte. Es macht derzeit einfach unheimlich viel Spaß", sagte der Bayer.

Weniger erfreulich verlief das Wochenende für die anderen DSV-Springer. Lediglich Markus Eisenbichler konnte sich am Samstag als Siebter in die Top Ten schieben. Alles andere war Mittelmaß. Marinus Kraus scheiterte sogar zweimal in der Qualifikation und war bei der Freund-Flugshow nur Zaungast.

In diese Rolle muss sich Andreas Wellinger in Planica fügen. "Ich wollte zum Skifliegen, aber die Trainer haben Nein gesagt", berichtete der nach einem schweren Sturz erst Anfang Februar auf die Schanze zurückgekehrte 19-Jährige. "Wir wollen kein Risiko eingehen", meinte Schuster. (dpa)