Nove Mesto/Innsbruck. Die deutschen Biathleten haben beim Weltcup in Nove Mesto aufgetrumpft: Ein Sieg, drei weitere Podestplätze. Unser Wintersportsammler.
Klare Kampfansage: Die deutschen Biathleten sind vier Wochen vor der Weltmeisterschaft in toller Form. Erst der Sprint-Doppelerfolg durch Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand, dann schaffte Dahlmeier am Sonntag noch Platz drei in der Verfolgung von Nove Mesto. Platzierungen, die zeigen, dass das Damen-Team trotz Neuaufbaus schneller als erwartet auch in Einzelrennen siegfähig ist. Simon Schempp setzte mit Rang zwei in Sprint sowie Verfolgung seine beeindruckende Erfolgsserie fort und ist nun einer der WM-Favoriten.
"Wenn's läuft, dann läuft's. Es ist wirklich gigantisch", fasste Dahlmeier das Erfolgsrezept nach dem ersten Weltcupsieg und dem insgesamt dritten Podest ihrer Karriere zusammen.
Sie steht exemplarisch für die Stimmung im jüngsten deutschen Damen-Team der Geschichte: Akribisch und fokussiert arbeiten, an sich glauben und nicht von außen verrückt machen lassen. "Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Wir versuchen, das zu stabilisieren", sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig dem Nachrichtenradio "MDR Info".
Nach dem ersten Damen-Doppelsieg seit vier Jahren - Dahlmeier hatte am Samstag eine Sekunde vor ihrer Zimmerkollegin gelegen - zeigte die Bayerin im dichten Schneetreiben beim letzten Schießen ihre bekannte Nervenstärke. Sie zog auf der Schlussrunde noch an der Tschechin Gabriela Soukalova vorbei. Das erneut starke Teamergebnis rundeten Vanessa Hinz als Vierte und Luise Kummer als Zwölfte ab.
Franziska Hildebrand schießt auf die falschen Scheiben
Dass die deutschen Damen an Selbstbewusstsein gewonnen haben, zeigte auch die Reaktion von Hildebrand. "Das sollte nicht passieren, aber es passiert. Das muss ich abhaken", sagte die 27-Jährige und lächelte trotz eines folgenschweren Fehlers. Beim letzten Anschlag schoss sie beeinträchtigt durch die schlechte Sicht auf die falschen Scheiben und landete nach einer zusätzlichen Zeitstrafe nur auf Rang 50. Das sogenannte Crossfire war vor drei Jahren auch Magdalena Neuner in diesem Stadion passiert.
Mit den Erfolgen strafen die Athletinnen die Kritiker Lügen, die nach dem Rücktritt von Grande Dame Andrea Henkel den Frauen eine Durststrecke prophezeit hatten. Inzwischen stehen schon acht Podestplätze zu Buche, drei mehr als in der gesamten Vorsaison.
Sorgenkind bleibt Miriam Gössner. Nach den Plätzen 49 und 33 scheint die WM-Norm illusorisch. Die 24-Jährige nimmt es gelassen: "Selbst wenn ich nicht zur WM fahre, gebe ich nicht auf."
Gössners früherer Freund Schempp hofft, dass er seine überragende Verfassung bis zu den Welttitelkämpfen (5. bis 15. März in Kontiolahti) konservieren kann. "Ich will meine Form noch möglichst lange konstant halten. Bei mir läuft es gerade richtig gut", meinte der Dauerbrenner nach dem seinem achten Podestplatz der Saison.
Die starke Teamleistung aus dem Sprint untermauerten die Herren am Sonntag mit Andreas Birnbacher, Erik Lesser und Arnd Peiffer auf den Plätzen sieben bis neun.
Nach dem letzten Schießen waren Doppelsieger Jakov Fak, Martin Fourcade und Schempp nahezu zeitgleich aus dem Stadion gelaufen. Am letzten Anstieg, als Fak davonzog, wollte Schempp an Fourcade vorbei und verhakelte sich mit dem Franzosen. Auch angesichts seines gewachsenen Selbstbewusstseins zog der Schwabe diesmal nicht zurück und ließ den Superstar, der im Gesamtweltcup nur noch sechs Punkte vor Schempp liegt, hinter sich. "Das war alles regulär. Wir haben schon gesprochen und alles ist gut", sagte Schempp "MDR Info". (dpa)
Dahlmeier wird in Verfolgung Dritte - Missgeschick von Hildebrand
Biathletin Laura Dahlmeier hat zum Abschluss des Weltcups in Nove Mesto den dritten Podestplatz ihrer Karriere geholt. In der Verfolgung über 10 Kilometer lief die 21-jährige Sprintsiegerin vom Samstag hinter Darja Domratschewa aus Weißrussland und der Finnin Kaisa Mäkäräinen auf Platz drei. Nach drei Fehlern hatte sie am Sonntag 14,9 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Das erneut tolle Mannschaftsergebnis rundeten Vanessa Hinz (2 Fehler/+ 25,6 Sekunden) als Vierte und Luise Kummer als Zwölfte (1/+ 56,8 Sekunden) ab. Für beide war es das bisher beste Ergebnis ihrer Karriere. Kummer schaffte damit die interne WM-Norm.
Derweil passierte Franziska Hildebrand ein seltenes Missgeschick. Im dichten Schneetreiben visierte sie beim finalen Schießen die falsche Bahn an und schoss statt auf ihre Scheiben auf die der Tschechin Veronika Vitkova. Nach dem sogenannten Crossfire, das in Nove Mesto vor drei Jahren auch schon Magdalena Neuner passiert war, hätte sie fünf Strafrunden laufen müssen. "Ich habe es nicht gemerkt und auch erst im Ziel davon erfahren", sagte Hildebrand im ZDF. Deshalb bekam die Sprint-Zweite am Ende fünf Strafminuten aufgebrummt und kam auf Rang 50. Miriam Gössner wurde nach sieben Fehlern 33., nach Platz 49 im Sprint wird für sie die WM-Qualifikation immer unwahrscheinlicher.
Hermann verliert Weltcup-Führung und verpasst EM-Podium
Skeletonpilotin Tina Hermann aus Königssee hat die Podiumsplätze bei den zwei Weltcup-Rennen in Innsbruck/Igls verpasst und ihre Führung im Gesamtweltcup verloren. Beim nachgeholten Rennen am Sonntag fuhr sie auf Rang fünf. Nach zwei Durchgängen hatte sie 0,59 Sekunden Rückstand auf die siegreiche Britin Lizzy Yarnold, die sich damit auch den Europameister-Titel sicherte.
Auf Rang zwei kam die Österreicherin Janine Flock, die ihre am Vortag übernommene Führung im Gesamtklassement vor Hermann ausbaute. EM- und Weltcup-Dritte wurde die Britin Rose McGrandle. Anja Huber-Selbach aus Berchtesgaden landete am Samstag und Sonntag jeweils auf Rang acht, die Suhlerin Sophia Griebel wurde als Weltcup-Zwölfte zugleich EM-Elfte. Das Rennen am Sonntag war neu angesetzt worden, nachdem der Weltcup in der Vorwoche in La Plagne wegen schlechter Bahnbedingungen ausgefallen war.
Bei Rennen am Samstag war es in Innsbruck noch knapper zugegangen. Da verpasste Hermann als Fünfte das Podium hauchdünn. "Drei Hundertstel fehlten auf Rang drei, das ist natürlich ärgerlich", sagte die Bayerin. Auch in diesem Lauf siegte Yarnold vor ihrer Teamkollegin Elisabeth Vathje. Dritte wurde Flock. Huber-Selbach kam auf Rang zehn, Griebel auf Rang 13.
Die deutschen Männer warten weiter auf den ersten Podestplatz in diesem Winter. Christopher Grotheer aus Oberhof kam am Samstag nach zwei Läufen zeitgleich mit dem Russen Sergej Schudinow auf Rang fünf. Den Sieg sicherte sich Martins Dukurs aus Lettland, der nach seinem sechsten Erfolg im siebten Rennen vorzeitig den Gesamt-Weltcup gewann. Zweiter wurde der Russe Alexander Tretjakow vor seinem Landsmann Nikita Tregibow. Axel Jungk aus Riesa kam auf Platz neun, Kilian von Schleinitz aus Königssee fuhr auf Platz 13. (dpa)
Weltcupsieg für Eissprinterin Hesse in Heerenveen über 500 Meter
Eisschnellläuferin Judith Hesse hat ihren ersten Sieg im Weltcup über 500 Meter gefeiert. Die Sprinterin aus Erfurt gewann am Sonntag in Heerenveen in 38,19 Sekunden. Damit war Hesse zwei Hundertstel schneller als Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea, Dritte wurde die Niederländerin Thisje Oenema in 38,23 Sekunden. Am Samstag war Hesse im ersten 500-Meter-Rennen Achte geworden. Vortagessiegerin Heather Richardson aus den USA hatte am Sonntag wie die tags zuvor drittplatzierte Teamkollegin Brittany Bowe auf einen Start verzichtet. Sie schonten sich mit Blick auf die am Donnerstag an gleicher Stelle beginnende Einzelstrecken-WM.
Hesse hatte dennoch nicht mit ihrem insgesamt zweiten Weltcup-Erfolg gerechnet. "Ich bin sehr überrascht. Ich habe gefürchtet, dass die Zeit das letzte Paar nicht übersteht", sagte die 32-Jährige. Doch die Weltcup-Führende Lee schaffte es im abschließenden Lauf nicht mehr, Hesses Marke zu unterbieten.
Die wesentlich bessere Zeit im Vergleich zum Samstag erklärte sie mit einem technisch besseren Rennen. "Ich habe gestern technische Fehler gemacht, die ich das ganze Jahr nicht gemacht habe", sagte Hesse, die vor einigen Jahren schon ein Weltcup-Rennen über die nicht mehr gelaufenen 100 Meter gewonnen hatte.
Eisschnellläufer Nico Ihle erneut Weltcup-Dritter in Heerenveen
Der Chemnitzer Eissprinter Nico Ihle hat auch in seinem dritten Rennen beim Eisschnelllauf-Weltcup in Heerenveen den dritten Platz belegt. Im zweiten 500-Meter-Lauf am Sonntag war Ihle in 35,06 Sekunden noch einmal etwas schneller als am Samstag. Im letzten Paar war er allerdings dennoch chancenlos gegen den Weltcup-Gesamtführenden Pawel Kulischnikow aus Russland, der in 34,62 Sekunden überlegen gewann und damit einen Doppelsieg am Wochenende feierte. Rang zwei ging an den Japaner Mo Tae-Bum. Der Olympiasieger von 2010 lief 34,94 Sekunden. In der Weltcup-Gesamtwertung belegt Ihle Platz fünf. (dpa)
Das Wintersport-Wochenende kompakt
SKISPRINGEN I: Severin Freund hat knapp zwei Wochen vor den Weltmeisterschaften in Schweden ein Wochenende mit äußerst unterschiedlichen Emotionen erlebt. Freund feierte beim Skisprung-Weltcup in Titisee-Neustadt am Samstag den vierten Saisonsieg. Der Skiflug-Weltmeister lag mit 138,5 und 140 Metern vor Vierschanzentourneegewinner Stefan Kraft aus Österreich und Peter Prevc aus Slowenien. Es war Freunds 13. Weltcuperfolg. Am Sonntag wurde Freund disqualifiziert. Er ging am Sonntag mit 137 Metern im ersten Durchgang zunächst in Führung, wurde wegen einer nicht regelkonformen Skilänge jedoch aus der Wertung genommen.
SKISPRINGEN II: Skisprung-Olympiasiegerin Carina Vogt ist beim Weltcup im rumänischen Rasnov nach zuvor sechs Podestplätzen in Serie leer ausgegangen. Die 22-Jährige landete am Sonntag mit 89 Metern nur auf Rang zwölf. Wegen zu starken Windes wurde der Wettbewerb nach einem Durchgang abgebrochen. Beste deutsche Springerin war Juliane Seyfarth, die als Fünfte ihr bestes Karriereergebnis feierte. Die 24-Jährige aus Ruhla kam auf 93 Meter. Die Japanerin Sara Takanashi kam mit 95 Metern zu ihrem dritten Saisonsieg.
SKI ALPIN: Deutschland wartet weiter auf eine Medaille bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Beaver Creek in den USA. Der Schweizer Patrick Küng gewann am Samstag den Titel in der Abfahrt, der Königsdisziplin. Auf Platz zwei raste der US-Rennläufer Travis Ganong mit einem Rückstand von 24 Hundertstelsekunden. Die Bronzemedaille holte sich Küngs Schweizer Landsmann Beat Feuz. Bester deutscher Abfahrer war Andreas Sander auf Rang 17. Titelverteidiger Aksel Lund Svindal aus Norwegen landete auf dem sechsten Platz.
BIATHLON: Vier Wochen vor den Weltmeisterschaften sind die deutschen Biathleten in Form. Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand erkämpften am Samstag einen Doppelerfolg. Im Sprint im tschechischen Nove Mesto feierte die 21-jährige Dahlmeier den ersten Weltcupsieg. Sie lag eine Sekunde vor Hildebrand. Am Sonntag lief Dahlmeier in der Verfolgung über 10 Kilometer hinter Siegerin Domratschewa aus Weißrussland und der Finnin Mäkäräinen auf Platz drei. Simon Schempp kam im Sprint über 7,5 Kilometer auf Platz zwei hinter dem Slowenen Fak.
EISCHNELLLAUF I: Judith Hesse hat den ersten Sieg im Weltcup über 500 Meter gefeiert. Die Sprinterin aus Erfurt gewann am Sonntag in Heerenveen in 38,19 Sekunden. Damit war Hesse zwei Hundertstel schneller als Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea, Dritte wurde die Niederländerin Thisje Oenema in 38,23 Sekunden. Am Samstag war Hesse im ersten 500-Meter-Rennen Achte geworden.
EISSCHNELLLAUF II: Mit drei dritten Weltcup-Plätzen weckt Eissprinter Nico Ihle kurz vor der Einzelstrecken-WM in Heerenveen Hoffnungen auf eine Medaille. Der Chemnitzer schaffte zunächst über 500 und über 1000 Meter je Platz drei. Die WM startet am kommenden Donnerstag. "Ich bin sehr zufrieden eine Woche vor der WM", sagte der Olympia-Vierte über 1000 Meter am Samstag. Im zweiten 500-Meter-Lauf am Sonntag war Ihle in 35,06 Sekunden noch einmal etwas schneller als am Vortag.
BOB: Francesco Friedrich ist beim Viererbob-Weltcup in Innsbruck/Igls auf Rang zwei gefahren. Friedrich musste sich mit seiner Crew nur dem Weltcup-Führenden Oskars Melbardis aus Lettland geschlagen geben. Melbardis fuhr am Sonntag den vierten Weltcup-Sieg der Saison ein. Nach zwei Läufen hatte Friedrich 0,13 Sekunden Rückstand auf den Letten. Dritter wurde Nico Walther aus Riesa. Viererbob-Weltmeister Maximilian Arndt kam auf Rang sechs und sucht drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in Winterberg weiter seine Stammbesetzung. (dpa)