Düsseldorf. . Ein Student hat die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft beim WM-Turnier in Dortmund mit seiner Kamera begleitet. In seinem Film zeigt er intime Augenblicke, Selbstzweifel und Mannschaftsgeist.

Als der deutsche Tischtennisstar Timo Boll nach der Niederlage gegen China im Finale der Heim-WM in Dortmund mit niedergeschlagenem Blick gerade Interviews gab, fasste die deutsche Nummer Zwei, Dimitrij Ovtcharov, einen Entschluss. Pommes-Currywurst. Das musste jetzt sein.

Der Moment, wie der Bronze-Gewinner von Olympia Pommes ordert und dabei Autogramme auf Tischtennisschläger schreibt, ist stark. Aber bislang unbekannt. TV-Kameras haben diese Szene nicht eingefangen. Anders als Milan Skrobanek in seinem Film „Die Chinesen Deutschlands“.

Film gibt Einblicke in intime Momente der Tischtennis-Spieler

Der Student der Hochschule für bildende Künste in Hamburg begleitete für seine Abschlussarbeit die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft vor und während der Team-WM in Dortmund im März 2012. Klingt nach Söhnke Wortmann. Klingt nach WM-Sommermärchen. Das will der Film aber nicht sein. „Ich hatte einen ganz anderen Ansatz“, erklärt Skrobanek, der lange Jahre selbst aktiv spielte, „ich wollte zeigen, was diesen Sport ausmacht und nicht die Stimmung im Land einfangen.“

Dennoch ist sein Film emotional geworden. Er gibt Einblicke in intime Momente der Spieler und ihres Trainers Jörg Roßkopf. So wird Spieler Patrick Baum gezeigt, wie er nach einem Satzverlust mit sich hadert, sich als „zu schlecht für das hier“ bezeichnet. Ebenso ehrlich sieht man Roßkopf vor dem Turnier über seinen Top-Spieler Timo Boll urteilen: „Den muss ich mir mal angucken. Der Kerl ist nicht richtig fit.“ Eine Schulterverletzung hatte Boll damals zu schaffen gemacht. Pünktlich zur WM hatte er sie aber überwunden.

Nationalspieler gewöhnten sich schnell an die Kamera

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In dem Film hat jeder seine Rolle. Timo Boll, der nachdenkliche, der tragische Held, Bastian Steger und Patrick Baum, die Aufstrebenden, Dimitrij Ovtcharov, der Coole, Jörg Roßkopf, der Held in Jogging-Hose, der Analytiker, der seine Jungs immer antreibt. „Klar, man hat seine Rolle, aber das ist okay. So sind wir ja in der Realität“, sagte WM-Teilnehmer Bastian Steger nach der Premiere. Er und die anderen Protagonisten betonen, wie schnell sie sich an die Kameras und die Mikrofone gewöhnt hätten. „Am Anfang waren die Jungs sehr ruhig, so kannte ich sie gar nicht“, sagt Roßkopf, „mit der Zeit legte sich das aber.“

In der Konzentration gestört fühlte sich das Team durch die Anwesenheit von Milan Skrobanek nicht. „Er liebt Tischtennis, da wollten wir ihm das ermöglichen. Zumal wir darin auch eine Chance sahen, unseren Sport und die WM perfekt zu präsentieren.“

Im Endeffekt ist es Milan Skrobanek gelungen, mit einem Blick für das Besondere im Tischtennis viele, viele Details fernab der üblichen Vogelperspektiven zu zeigen.

Student Skrobanek investierte 30.000 Euro in das Film-Projekt

Dem Deutschen Tischtennis Verband kam diese ästhetische Herangehensweise gelegen, er unterstützte den Studenten. „Klar, geht es dem Verband darum zu zeigen, wie schön Tischtennis ist, wie man es auch medial darstellen kann“, erklärt Skrobanek, „ich glaube allerdings nicht, dass der Film etwas ändert und dass jetzt ein Boom ausgelöst wird.“

Für ihn sei nun vor allem wichtig, die immensen Kosten zu refinanzieren. 30.000 Euro hat er in dieses besondere Projekt investiert. Über die Note macht er sich übrigens keine Sorgen. „Bei uns kriegt man eh für alles eine eins.“