Dortmund. . Die deutschen Tischtennis-Herren sind durch einen 3:1-Sieg gegen Japan ins Finale der Team-WM eingezogen. „Es war unser großes Ziel ins Finale zu kommen. Das haben wir gepackt“, freute sich Timo Boll, der am Sonntag mit seiner Mannschaft auf Topfavorit China trifft.

Die deutschen Tischtennis-Herren sind bei der Team-Weltmeisterschaft in Dortmund bislang nicht zu stoppen. Ohne Niederlage stürmten sie durch die WM-Woche ins Finale am Sonntag gegen China. Letzter Stopp dabei bisher am Samstag in der Westfalenhalle: Der 3:1-Halbfinalsieg gegen Japan.

Bundestrainer Jörg Roßkopf reagierte gelassen. „Das Finale war von Anfang an unser Ziel bei dieser WM. Wir hatten alles genau dafür so geplant“, meinte er nach dem Erfolg gegen Japan. „Der Druck war groß, aber wir haben auch das Halbfinale verdient gewonnen.“

Doch bevor dieses Halbfinale aber endlich begann, mussten die Spieler eine Stunde in der Aufwärmhalle schmoren. Um zehn Uhr am Morgen hatte am einzigen Tisch in der Westfalenhalle das Damen-Halbfinale zwischen Südkorea und Singapur angefangen. Im Anschluss sollte um 13 Uhr das Halbfinale der Deutschen folgen, doch die Damen aus Südkorea und Singapur fanden kein Ende. Es dauerte über vier Stunden, bis die Titelverteidigerinnen aus Singapur den Punkt zum 3:2-Sieg in der Tasche hatten.

Ovtcharov gewann in drei Sätzen

Es ist schwierig, in der Aufwärmhalle die Spannung zu halten, ohne zu wissen, wann genau es losgeht. Dimitrij Ovtcharov, die Nummer zwei im deutschen Team, musste zuerst an den Tisch. Gegen die japanische Nummer eins, den Weltranglisten-Achten Jun Mizutani, hatte er zuvor noch nie auf internationaler Bühne gewonnen. Ein dicker Brocken.

Doch Ovtcharov hatte während der Wartezeit die Spannung gehalten und blieb eiskalt. Er fand zwar etwas holprig in den ersten Satz, doch als seine Rückhand schließlich funktionierte, dominierte er die Partie. Eine der gefährlichsten Waffen von Ovtcharov ist der Angriff mit der Rückhand, die er als Cross über den Tisch feuert. Mizutani fand darauf keine passende Antwort, Ovtcharov siegte 3:0 (11:7, 15:13, 13:11).

Blieb eiskalt: Dimitrij Ovtcharov.
Blieb eiskalt: Dimitrij Ovtcharov. © Patrik Stollarz/AFP

Nach dem Matchball sank er auf die Knie und reckte die Arme jubelnd in Richtung Tribünen. „Ohne die großartige Unterstützung der Fans hätte ich meinen ersten Sieg gegen Jun Mizutani nicht geschafft“, bedankte er sich bei den 11.000 Zuschauern in der ausverkauften Westfalenhalle.

1:0 für Deutschland. Das Team, das zuerst drei der fünf angesetzten Einzel gewonnen hat, kommt ins Finale.

Boll kam nicht in Gefahr

Als zweiter Spieler kam Timo Boll an den Tisch. Die deutsche Nummer eins, mit Platz sechs auch bester Europäer in der Weltrangliste, ließ sich gegen den Japaner Koki Niwa auf keine Experimente ein. Boll hatte noch nie zuvor gegen die Nummer 20 der Welt gespielt, doch er hatte ihn in der Vorbereitung auf das Halbfinale studiert. Mit Erfolg, Boll siegte 3:0 (11:5, 11:7, 11:9), ohne dabei auch nur einmal in Gefahr zu kommen. Auf die große Anzeigentafel unter dem Hallendach passte Bolls Name nicht vollständig. Dort stand „Boll, Ti“, fast schon eine chinesische Variante seines Vornamens, und damit eine Verbeugung vor der Tischtennis-Übermacht China.

2:0 für Deutschland, doch auf der Tribüne zeigte Hans-Wilhelm Gäb noch Bedenken. Der Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes feierte am Samstag in der Halle seinen 76. Geburtstag, und er hat in der manchmal so verrückten Sportart schon alles erlebt. Also warnte er: „Die Japaner haben ihre Weltklasse bisher noch nicht richtig zeigen können. Sie werden jetzt alles daran setzen, wieder ins Spiel zu kommen. Wir dürfen uns trotz der 2:0-Führung nicht sicher fühlen.“

Timo Boll spielt mit seinem Team am Sonntag um den WM-Titel.
Timo Boll spielt mit seinem Team am Sonntag um den WM-Titel. © Wolfgang Rattay/Reuters

Gäb hatte Recht. Als dritter Deutscher ging Patrick Baum an den Tisch. Nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Schweden hatte Baum noch gesagt: „Wir sind leichter Favorit gegen Japan“, doch die Voraussage erfüllte sich in seinem Spiel nicht.

Baum verlor sein Spiel

Seiya Kishikawa, der mit Platz 17 in der Weltrangliste einen Rang besser als Baum steht, holte sich die ersten beiden Sätze und führte 2:0. Im dritten Satz hatte sich Baum auf den Japaner eingestellt, führte 7:0 und gewann den Satz 11:5. Nur ein kurzes Aufflackern, den vierten Satz verlor er 11:13. Das erste Spiel, das die Deutschen bei der WM bisher überhaupt abgegeben haben.

Japan hatte im Gesamtstand auf 1:2 verkürzt.

Damit musste erneut Timo Boll an den Tisch. Er bekam es mit Jun Mizutani zu tun, der zuvor schon gegen Ovtcharov verloren hatte. Boll ist bei der WM in bestechender Form. Der BVB-Fan hatte am Freitagabend sogar auf einen Besuch des 4:4 von Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart gegenüber von seinem Hotel verzichtet. „Wir sind bei einer WM und nicht auf der Kirmes“, hatte er den Verzicht auf Bundesliga-Fußball begründet. „Bei einer WM bleibt für andere Dinge keine Zeit.“

Seine Vorbereitung zahlte sich aus. Boll gewann die ersten beiden Sätze 11:6 und 11:8. Im dritten Satz vergab er zunächst zwei Matchbälle, doch am Ende gewann er 13:11. 3:0 für Boll, 3:1 im Gesamtstand für Deutschland. „Es war unser großes Ziel ins Finale zu kommen. Das haben wir gepackt“, freute sich Boll. „Jetzt bin ich erleichtert, und am Sonntag geht es weiter.“