Als am Sonntag in London die letzten Medaillen vergeben wurden, gingen Olympische Spiele zu Ende, die in erster Linie als – gigantisches – Sportfest in Erinnerung bleiben. Was nicht gerade wie ein überschwängliches Kompliment klingt, lässt sich allemal positiv sehen.

Die Olympischen Spiele standen doch immer wieder im Schatten der Politik - zuletzt 2008 in Peking, von wo aus das fatale Signal gesendet wurde, Olympia in einer Atmosphäre der Repression sei akzeptabel.

Die britische Metropole, die mit ihrem Vielvölker-Status die Globalisierung der Welt lange vorweggenommen hat, bot die scheinbar perfekte Bühne für das Ideal der olympischen Völkerverständigung im Sinne des französischen Barons Pierre de Coubertin. Schade nur, dass diese weitgehend ungenutzt blieb. War doch der „olympic spirit“, der Geist der Spiele, in diesem Moloch, der alles zu verschlucken droht, beinahe ausschließlich an den Sportstätten zu spüren. Ausnahme: die diversen Straßenwettbewerbe (Marathon, Radrennen), die hunderttausende Londoner an die Strecken vor historischer Kulisse lockten.

Weil der Funke des olympischen Feuers, das bezeichnenderweise nur für die Besucher des Olympiastadions zu sehen war, ansonsten kaum übersprang, ging in der übrigen Zeit in London alles – getreu dem Motto „business as usual“ - seinen gewohnten, hektischen Gang. Fan-Treffpunkte an zentralen Plätzen wie in Sydney und Barcelona oder öffentliches „Rudelgucken“ (public viewing) wie bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland suchte der Olympia-Tourist vergeblich.

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Nüchtern betrachtet, ließe sich sagen: Olympia gehört nun einmal keinem Land und keiner Stadt, sondern der ganzen Welt. Und die entscheidende Botschaft der Spiele wird heutzutage eh übers Fernsehen transportiert, dessen spektakuläre, emotionale Bilder die Menschen in jedem noch so entlegenen Fleck der Erde bewegen und mit dem olympischen Virus infizieren. Da spielt der Austragungsort eine eher untergeordnete Rolle. In Rio 2016, da darf man sicher sein, werden sich die Bilder aus den Stadien von denen aus London kaum unterscheiden.

Allerdings ist auch und gerade die Rolle der TV-Sender kritisch zu hinterfragen. Erliegen diese doch allzu oft der Versuchung, jedes ohnehin schon unter die Haut gehende Drama noch zu überhöhen, wenn nicht gar zu schönen, um ganz großes Kino zu bieten. Wer einmal vor Ort erlebt hat, wie gnadenlos inzwischen mobile Kameraleute untröstliche Athleten verfolgen, um ja keine Geste der Verzweiflung zu verpassen, weiß, wovon die Rede ist.

Es ist der Preis für die Jagd nach dem Platz auf dem Olymp. Wo die Welt zuschaut, ist auch in seiner Enttäuschung niemand mehr allein.