Essen.

Die wenigsten von uns Sport-Nerds sind gerade in London. Das ist zwar schade, aber grundsätzlich kein Problem. Denn Olympia war schon immer ein Fernseh-Ereignis, ein Fernseh-Erlebnis. Als Reporter zwischen Tower Bridge und Big Ben kriegst du im Zweifel eine, zwei Entscheidungen am Tag mit – am Fernsehen aber, daheim auf dem Sofa, oder aber im Bürostuhl, erlebst du alles live, hautnah, in Echtzeit. Oder nicht?

Diese Olympischen Spiele in London, so viel steht für mich fest, gehen als TV-Ärgernis in die Geschichte ein. 15 Stunden senden die Öffentlich-Rechtlichen Tag für Tag; Zeit genug für gute Reportagen, tiefe Einblicke, lange Live-Strecken. Aber was ist live? Was ist Aufzeichnung? Während der analoge Mensch (also ich) noch gebannt auf den Fernseher stiert, um zu sehen, ob Judoka Dimitri Peters womöglich sein Halbfinale gewinnt, rufen die digitalen Jungs nebenan mit dem geübt hektisch-hastigen Blick auf ihren Twitter-Facebook-Online-Account: „Der verliert. Der hat doch schon Bronze gewonnen.“ Eine Minute später stimmt die TV-Realität dann mit dem echten Leben überein. Schönen Dank auch.

Live, hautnah, in Echtzeit. Oder nicht?

Bei der Fußball-EM regten sich alle auf über die TV-Bilder, die mitten im Spiel den ballklauenden Jogi zeigten, obwohl der dem Balljungen die Pille doch vor den Anpfiff stibitzt hatte. Doch da lag’s an der bösen, bösen Uefa. Bei Olympia kriegen ARD und ZDF das allein hin.

Statt Sport, statt Rasanz, Athletik und Dramatik haben sich die Sender der Beschäftigungstherapie verschrieben. Gefühlt alle zehn Minuten bröselt da ein früherer Praktikant die Medaillen des Tages nach, bis ich denke, Britta Heidemann muss den Schrank voller Silbermedaillen haben. Und was ist mit Volleyball, Tennis? Kann ich mir ruckelig im mörder-modernen Live-Stream ansehen – weil ARD und ZDF mit ihren 712 Sparten-Festival-Power-Info-Neo-Lifestyle-Sendern offenbar keinen Platz mehr für analoge Menschen haben. Und so warte ich, bis die Online-Kollegen rüber rufen und mir den Spaß versauen. Danke, Jungs. Wäre nicht nötig gewesen.