London. Jasmin Schornberg aus Lippstadt verpasste im Wildwasser-Kanal die erhoffte Medaille bei den Olympischen Spielen in London. Sie übertünchte ihre Enttäuschung mit einem freundlichen Grinsen und hofft nun auf die Spiele in Rio de Janeiro in vier Jahren.

Das eine oder andere nasse Haar lugt unter ihrem weißen Helm hervor. Diesem wenig ästhetischen Etwas, das einzig durch Deutschlands Farben Schwarz, Rot und Gold von der Mitte zur unteren Kante hin etwas aufgepeppt wird. Nur das Gesicht Jasmin Schornbergs ist so „in echt“ zu erkennen.

Hübsch ist es. Und obwohl die 26-Jährige nur wenige Minuten zuvor als Fünfte des Finales im Slalom-Kanu der Frauen die nicht eingeplante, aber doch erhoffte Medaille bei den Olympischen Spielen in London verpasste, übertüncht sie ihre Enttäuschung mit einem freundlichen Grinsen. So, wie die herunter hängende Startnummer und ihr kurzarmiger dunkler Neoprenanzug die Körperkonturen Schornbergs verwischen.

Die Lippstädterin ist das Model, das sich durch die Fluten kämpft.

Gefährlich sieht die Strecke im Lee Valley White Water Centre vor den Toren Londons aus. Reißende Strudel, rollende Walzen. Keinen Meter kann Schornberg in diesem künstlichen Kanal Luft holen, ohne dass ihr Wasser in den Mund spritzt. Keine Sekunde darf sie unachtsam sein, denn dann verschlingt das brodelnde Element Kanu samt Sportler.

5,07 Sekunden Rückstand auf Olympiasiegerin Emilie Fer

Jede Menge Mut und Können ist also in den knapp zwei Minuten gefordert, welche die Slalom-Kanutinnen benötigen, um diese Strecke vor 12000 enthusiastischen Zuschauern zu bewältigen, ohne die Stangen der gut 20 Tore zu berühren oder gar eines auszulassen. Jasmin Schornberg besitzt diesen Mut – und die Kunst, sich durch einen Parcours zu kämpfen, beherrscht sie wie keine andere in Deutschland.

So stemmt sie sich auch im olympischen Endlauf gegen die Fluten, paddelt mit aller Kraft und schlängelt ihr Boot durch die Tore. „Ich muss das Wasser lesen können“, sagte Schornberg im Vorfeld der Spiele. Bis kurz vor Schluss enträtselt sie die Buchstaben. „Ich habe die letzte Welle nicht optimal getroffen“, erklärt sie später traurig, „das hat viel Zeit gekostet.“ Satte 5,07 Sekunden beträgt ihr Rückstand im Schlussklassement auf Olympiasiegerin Emilie Fer aus Frankreich (105,90). Lange vier Sekunden liegt sie hinter dem Bronzerang und rückt erst auf Platz fünf vor, weil der Slowakin Jana Dukatova nachträglich wegen einer Stangenberührung Strafsekunden aufgebrummt werden.

Bereits im Halbfinale deutet sich an, dass die Weltspitze bei diesen Olympischen Spielen noch etwas besser paddelt als die mittlerweile in Augsburg lebende Studentin und Sportsoldatin. Als Siebtplatzierte muss Schornberg um den Einzug in das Finale der besten Zehn zittern. „Sie ist ziemlich verhalten gefahren und hat sich da eher reingeschaukelt“, sagt Chef-Bundestrainer Michael Trummer im Anschluss. „Da ist noch massig Luft nach oben.“

Ähnlich analysiert auch Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, den am Ende fünften Platz. „Der letzte Biss hat gefehlt. Aber ich mache ihr keinen Vorwurf. Bei der Premiere ist ein fünfter Platz ein tolles Ergebnis im olympischen Finale.“

Und auch Schornbergs erste Enttäuschung verfliegt schnell. „Eine Medaille wäre schön gewesen“, sagt sie. „Aber ich habe mit Platz fünf mein Ziel erreicht und was nicht ist, kann ja noch kommen. In Rio könnte es ganz witzig werden.“ In Rio de Janeiro finden 2016 die nächsten Olympischen Sommerspiele statt. Mit Jasmin Schornberg, „wenn nicht jemand national unwahrscheinlich nachdrückt“, erzählt Chef-Bundestrainer Michael Trummer. Und natürlich nach gewonnener Qualifikation.

Kanu-Verband setzt auf Schornberg als "Deutschlands schönste Kanutin"

Der Kanu-Verband setzt vehement auf Schornberg als Deutschlands schönste Kanutin, als Aushängeschild dieser faszinierenden Randsportart. Sie trägt ihren Teil nicht nur durch starke Leistungen im Wildwasser-Kanal dazu bei. „Nach den Olympischen Spielen geht es erst nach Hause zu meiner Familie“, erzählt die Blondine, „und dann steht der Dreh eines Werbespots an.“

Das Model, das sich durch die Fluten kämpft, nutzt seine gestiegene Popularität weiterhin clever aus. Fotos mit Paddel, Boot und viel Haut gibt es mittlerweile einige. Vor ihrem Start äußert sich Schornberg außerdem locker über das, was sie drunter trägt. Den Vertragspartner freut’s. „Eine Kombination aus Pink und Blau hat sich bei den Europameisterschaften bewährt“, erzählt sie, „aber auch ein bunter Bikini ist noch im Rennen.“

Eine Anfrage allerdings lehnt sie auch in Zukunft ab. Nackt im Playboy will sich Jasmin Schornberg nicht sehen. „So etwas gibt es bei mir nicht.“ Dann lieber noch zig Bilder mit plätschigem Helm, schnödem Neoprenanzug und verrutschter Startnummer.