Essen. Die öffentlich-rechtlichen Sender kommen ihrem Auftrag der „Grundversorgung“,die auch für die Sportberichterstattung gilt, wieder einmal nicht nach. Dass es von Wimbledon nicht einmal Kurzzusammenfassusngen gibt, ist ein Ärgernis. Ein Kommentar.
Man stelle sich vor: Es ist Wimbledon, und niemand in Deutschland schaut hin. Falsch: niemand kann hinschauen. Wieder falsch. Gilt doch die weitere Einschränkung: es sei denn, die Tennisfans sind bereit, fürs Fernsehen zu bezahlen (Sky).
Sicher, Steffi Graf hat sich längst ins Privatleben mit André Agassi und ihren Kindern zurückgezogen, Boris Becker seit Jahren nur noch ein Dauer-Abo in den Klatschspalten der Zeitungen und den Boulevard-Magazinen der Fernsehsender. Aber auch ohne deutsche Titelaspiranten (die Frauen mischen immerhin wieder in der Weltspitze mit) bleibt Wimbledon eines der spektakulärsten Sportereignisse weltweit, das auch hierzulande noch viele, wenn vielleicht auch nicht mehr Millionen Anhänger findet. Deren Bedürfnissen verweigern sich die öffentlich-rechtlichen Sender zum wiederholten Male komplett.
Nicht einmal um die – wohl kaum sündhaft teuer gewordenen – Zweitverwertungsrechte, die eine tägliche, sagen wir: 15-minütige Zusammenfassung am späten Abend (notfalls in den dritten Programmen oder bei ihren digitalen Ablegern) ermöglicht hätten, haben sich ARD und ZDF ernsthaft bemüht, nachdem die Spartensender DSF und Eurosport außen vor waren.
Es ist ein Wechsel von einem Extrem ins andere. Übertrugen die Öffentlich-Rechtlichen doch in den achtziger und neunziger Jahren, als mit Becker und Graf noch satte Quote zu machen war, Tennis bis zum Abwinken. Nicht wenige Kritiker warfen den Sendern damals – mit Recht, wie sich bald herausstellen sollte – vor, eine Sportart förmlich tot zu senden.
Wie eng oder weit man den Begriff „Grundversorgung“ auch fassen mag, der von unseren durch Zwangsgebühren finanzierten Anstalten immer wieder gern zur Verteidigung ihrer satten Einnahmen bemüht wird: Eine Berichterstattung über Wimbledon, und sei sie noch so sparsam, gehört definitiv dazu.
Null bewegte Bilder vom „heiligen“ Rasen im Mekka des Tennissports jedoch machen viele Sportfreunde rasend – vor Ärger. Zumal, wenn sie daran denken, dass ARD und ZDF über Jahrzehnte den deutschen Profibox-Zirkus mit Unsummen subventioniert haben.