London. . Nach zuletzt vier Niederlagen in Serie hat sich Sabine Lisicki beim Turnier in Wimbledon zurück gekämpft: Gegen die Kroatin Petra Martic gewann die Vorjahres Halbfinalistin mit 6:4 und 6:2 und trifft in der nächsten Runde auf die Serbin Bojana Jovanovski. Auch Benjamin Becker steht in Runde zwei.

In Wimbledon gibt es einige unumstößliche Traditionen: Das Gras ist acht Millimeter lang, die Spieler tragen Weiß und der Herzog von Kent überreicht am Finaltag die Trophäe. Mit ihren 22 Jahren ist Sabine Lisicki auf dem Weg, ihre eigene Tradition auf dem heiligen Rasen des All England Clubs zu begründen. Egal wie die Saison zuvor gelaufen ist, beim wichtigsten Tennisturnier der Welt stimmt ihre Form. Gegen die Kroatin Petra Martic gewann Lisicki 6:4, 6:2 und feierte damit ihren ersten Sieg nach fast drei Monaten.

Ebenfalls in Runde zwei steht Benjamin Becker (Orscholz). Der Weltranglisten-124. setzte sich erstmals in seiner Laufbahn gegen James Blake (USA) 6:7 (4:7), 7:5, 6:0, 6:4 durch. Der 31-Jährige trifft nun auf Radek Stepanek (Tschechien/Nr. 28). Chancenlos war dagegen Tobias Kamke (Lübeck) beim 2:6, 2:6, 2:6 gegen Richard Gasquet (Frankreich/Nr. 18).

Lisicki hat Niederlagen hinter sich gelassen

Vier Auftaktpleiten in Serie musste Lisicki hinnehmen - drei auf dem ungeliebten Sandplatz, zuletzt aber auch auf dem Rasen von Birmingham. An Selbstvertrauen mangelte es der 22-Jährigen genauso wie an der nötigen Fitness. "Die Niederlagen habe ich in Birmingham gelassen. Hier denke ich nur an die positiven Erlebnisse aus dem vergangenen Jahr", sagte Lisicki.

In Wimbledon hatte sie 2011 das Halbfinale erreicht - ihr bislang bestes Ergebnis bei einem Grand-Slam-Turnier. "Seitdem liebe ich die Veranstaltung noch mehr. Die Atmosphäre ist genau mein Ding", sagte Lisicki und nahm die Glückwünsche ihres Coaches Nick Bollettieri entgegen. Der stets braungebrannte Trainer-Guru umarmte seinen Lieblingsschützling und strahlte beinahe mehr als Lisicki.

Bei 30 Grad unter der sengenden Sonne Floridas hatte sie in Bollettieris Akademie den Frust der vergangenen Monate abgebaut, ihn sich förmlich von der Seele geschossen. "Ich brauchte einfach viele Bälle, und Nick hat mir dabei geholfen", sagte Lisicki: "Heute war ich zu Beginn etwas nervös, habe dann aber vieles richtig gemacht und meine Chancen genutzt."

Lisicki will "Nummer eins der Welt" werden

2:4 lag Lisicki im ersten Durchgang gegen die 21-jährige Martic bereits zurück. Die Weltranglisten-45. galt vor der Begegnung als unangenehme Kontrahentin, hatte sie doch die deutsche Nummer eins Angelique Kerber (Kiel), die am Nachmittag gegen Lucie Hradecka (Tschechien) spielte, im Achtelfinale der French Open mit Serve and volley geärgert. Doch Lisicki degradierte die talentierte Kroatin zur Statistin und bewies, dass auch in diesem Jahr wieder mit ihr zu rechnen ist.

In Runde zwei trifft sie nun auf die Weltranglisten-117. Bojana Jovanovski (Serbien) - erneut eine lösbare Aufgabe, besonders bei den Zielen, die Lisicki verfolgt. "Die Nummer eins der Welt" wolle sie werden, hatte sie bereits vor Jahren keck verkündet. Trotz ihrer Erstrundenpleite in Paris erklärte sie selbstbewusst: "Nummer 13 der Welt zu sein, reicht mir nicht."

Um ihre Position unter den Top 20 zu verteidigen, muss Lisicki mindestens das Achtelfinale erreichen. Mindestens die zweite Woche ist bei ihrem selbst erklärten Lieblingsturnier ihr Anspruch, egal, wie viele Niederlagen sie in den vergangenen Wochen kassiert hat. "Wenn man hier schon durch das Tor fährt, kommt einem das Grinsen", sagte Lisicki: "Daher möchte ich lange hier bleiben." Und ihre eigene Tradition auf dem heiligen Rasen von Wimbledon begründen.