Wimbledon. Die fünfmalige Wimbledon-Siegerin Venus Williams ist beim Tennis-Turnier in Wimbledon schon in der ersten Runde ausgeschieden. Sie will wiederkommen, aber es bleiben Fragen. Besser läuft es da für die Vorjahres-Halbfinalistin Sabine Lisicki.

Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid, wie immer aus der eigenen Kollektion. Vielleicht sollte man sich merken, wie Venus Williams in diesem Kleid auf dem Rasen Wimbledons aussah, denn es ist gut möglich, dass sie am Montagnachmittag zum letzten Mal im Einzel der All England Championships spielte. Ein einziges Mal in ihrer Karriere hatte die ältere der berühmten Schwestern in Wimbledon ein Spiel der ersten Runde verloren, 1997 beim allerersten Start. Nun verlor sie wieder in Runde eins, in zwei ernüchternd klaren Sätzen (1:6, 3:6) gegen die Russin Jelena Wesnina.

Fünfmal hatte sie das Turnier zwischen 2000 und 2008 gewonnen, hatte das Spiel auf Rasen lange Zeit dominiert, doch beim jüngsten Auftritt war es wieder offensichtlich, wie sehr ihr die Auto-Immun-Krankheit „Sjögren-Syndrom“ nach wie vor zusetzt, die im Herbst vergangenen Jahres diagnostiziert worden war.

Williams fehlt die Dynamik früherer Jahre

Sechs Monate lang hatte sie danach versucht, auf die Beine zu kommen, mit der Krankheit zu leben und sich auf die Rückkehr zum Tennis vorzubereiten. Seit März spielt sie nun wieder, doch bei keinem ihrer Auftritte hatte man den Eindruck, die richtige Venus Williams zu sehen. Sie mühte sich, aber sie wirkte oft kraftlos, und es war kaum noch etwas zu erkennen von der eindrucksvollen Dynamik früherer Jahre.

Bei den French Open kürzlich verlor sie in Runde zwei. Nun in Runde eins, aber sie war nicht bereit, daraus eine Art von Drama zu machen. „Ich habe auch in der Vergangenheit schon verloren“, meinte sie, „ich weiß, wie ich damit umgehen muss.“ Auf die Frage, wie es ihr im Moment gehe, antwortete sie: „Ich habe alles versucht, und sie hat gut gespielt. Es ist, wie es ist. Ich werde nicht aufgeben, sicher nicht. Das ist einfach nicht meine Art.“ Wie es ihr wirklich geht, verriet sie nicht, doch es war nicht zu überhören, dass alle Bemühungen vor allem einem Ziel dienen sollen: Dem Start bei den Olympischen Spielen Ende des Monats auf dem Rasen Wimbledons.

Lisickis Wanderung zwischen Berg und Tal

Williams’ Credo – „Ich werde nicht aufgeben“ – ist eine Aussage, die Sabine Lisicki nach all den Wanderungen zwischen Berg und Tal im Rahmen ihrer Karriere vermutlich übernehmen würde. Nach ihrer Rückkehr im Mai nach einer erneuten Knöchel-Verletzung hatte die Berlinerin viermal in der ersten Runde verloren, in Rom, Straßburg, bei den French Open in Paris und schließlich jüngst in Birmingham.

Angesichts dieser Vorgeschichte hatte ihr Sieg am Montag gegen die Kroatin Petra Martic (6:4, 6:2) schon eine spezielle Bedeutung als ein Zeichen dafür, dass die Dinge allmählich wieder in Ordnung kommen. Aus Birmingham war sie umgehend in ihre zweite Heimat nach Florida geflogen, um in der Akademie von Nick Bollettieri das zu tun, was ihr zuletzt gefehlt hatte – Bälle zu schlagen, Sicherheit zu gewinnen. Einer der ersten, der ihr am Montag zum Sieg gratulierte, war Bollettieri selbst, und sie selbst beantwortete die Frage, wo sie die Erinnerungen an die Enttäuschungen der vergangenen Wochen gelassen habe, kurz und prägnant so: „In Birmingham“.

Lisicki: "Ich möchte noch länger hierbleiben"

Diesmal spielte sie auf Platz 16, nicht wie zuletzt im vergangenen Jahr beim Weg ins Halbfinale auf dem Centre Court. So groß der Unterschied zwischen Platz 16 und dem Centre Court auch sein mag – es gibt kaum ein Fleckchen Grün im All England Club, an dem Sabine Lisicki nicht das Gefühl hat, an einem ganz besonderen Ort zu sein. Und nun ist es nicht auszuschließen, dass die Trainingseinheiten im US-Bundesstaat Florida in Verbindung mit der Begeisterung für Wimbledon zu jenem Aufschwung führen können, auf den sie in den vergangenen Wochen vergeblich gewartet hatte. „Ich möchte noch länger hierbleiben“, sagte Sabine Lisicki am Montag nach dem Sieg gegen Petra Martic. Es liegt in ihrer Hand.