Essen. Steffen Simon hat das Derby zwischen Dortmund und S04 überraschend unaufgeregt kommentiert. Bei der Übertragung gab es nur einen kleinen Patzer.
Nur wer schon Fußball geschaut hat, bevor das Privatfernsehen das Geschehen finanziell zu dominieren begann, wird bei der Übertragung des Derbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 im Ersten einen kleinen aber feinen Unterschied zum Fußball-Alltag registriert haben. Steffen Simon, Reporter für das Erste, machte während des Spiels keine Werbung für irgendeine andere Fernsehsendung. Beim Sender Sky, der normalerweise Bundesligaspiele live überträgt, ist es Normalität, dass die Reporter auf irgendeine Eigenproduktion hinweisen. Schließlich haben die Mitarbeiter von Sky ein Produkt zu verkaufen, da gehören für den Zuschauer mittlerweile Fragen wie beispielsweise „was würden Sie machen, wenn Sie noch acht Tage zu leben hätten?“, zum Fußballerlebnis dazu.
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Rechteinhaber Sky entschied aus Vermarktungsgründen, das Revierderby in Dortmund gemeinschaftlich mit dem Ersten auszustrahlen, um sein Produkt, die Fußballübertragung, noch bekannter zu machen. Für den Fernsehzuschauer zunächst eine gute Nachricht, konnten doch auch diejenigen, die sich kein Sky-Abo leisten können – oder wollen, einmal ein Bundesligaspiel im Fernsehen zu sehen.
Als Fußball-Kommentator nicht immer unumstritten
Das Geschenk an die Fußballgemeinde kam allerdings aus Sicht vieler Fans mit einem Pferdefuß. Der hört auf den Namen Steffen Simon, ist Sportchef beim WDR, und als Fußball-Kommentator nicht immer unumstritten. Die Frage ist warum? Seine Fachkompetenz wird man ihm ja nicht ernsthaft anzweifeln wollen. Möglicherweise ist es seine Musterschüler-Attitüde, möglicherweise wirkt er immer etwas zu aufgeregt, wenn man ihn bei Spielen der Fußball-Nationalmannschaft hören muss. Man kann das natürlich auch mit einem Modewort „authentisch“ nennen.
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Vor der Blaupause des Bundesliga-Alltages auf Sky, deren Reporter gerne mal auch den durchschnittlichsten Pass im Niemandsland des Mittelfeldes über vier Meter, der sein Ziel erreicht, noch als „unfassbar brillanten“ Geniestreich des Urhebers frenetisch abfeiern, wirkt der ARD-Mann beim Derby überraschend unaufgeregt, geradezu sachlich. Simon muss halt kein Produkt verkaufen, zumindest nicht so direkt. Vermutlich half es dem WDR-Mann, dass er sich wegen seines Jobs in Nordrhein-Westfalen anders als bei Länderspielen zur sportlichen Neutralität verpflichtet sah. Jedenfalls vermittelte er sprachlich Spannung, ohne die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre weiter zu verstärken. Erst bei der zweiten Roten Karte für den BVB rutschte Simon jedenfalls ein erstes "unfassbar" heraus.
Metzelder erfüllt seine Aufgabe als Co-Kommentator
Die Zusammenarbeit zwischen Sky und dem Ersten bescherte dem Fernsehzuschauer im öffentlich-rechtlichen Programm aber einen zusätzlichen, vorher nicht absehbaren Hauptgewinn. Ex-Fußballprofi Christoph Metzelder, sonst in Diensten von Sky als Experte unterwegs, wechselte für das Derby die Seiten. Er trat als Experte neben Moderator Alexander Bommes auf und stand Steffen Simon als Co-Kommentar zur Seite. Der Vizeweltmeister von 2002 verkörperte während des gesamten Spieles am Mikrofon souveräne Gelassenheit, erfüllte seine Aufgabe, kühle Analyse beizutragen perfekt, heiß genug ging es im Stadion schließlich her.
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Und natürlich ging die Kooperation nicht völlig reibungslos über die Bühne. In der 51. Minute war für einige Sekunden ein Hörfunkreporter zu hören. Nicht schlimm, in Zeiten fortlaufender Häme in den sozialen Medien dennoch ein Thema. Steffen Simon löste es kurze Zeit später auf, entschuldigte sich. Aus Sicht der Übertragung der einzige „Aufreger“ bei einem Fußballspiel, dessen mediale Aufbereitung so positiv unauffällig ablief, dass der Fokus blieb, wo er hingehört. Auf dem Platz.