Saarbrücken. Bei Rot-Weiss Essen macht sich die Abstiegsangst breit. Auch Dabrowski steht in der Kritik. Der RWE-Trainer hat sein glückliches Händchen verloren.
Saarbrücken war für Rot-Weiss Essen keine Reise wert, außer Spesen nichts gewesen. Aber die dicke Rechnung wird noch präsentiert, der Imageschaden ist immens nach diesen skandalösen Vorfällen rund ums Spiel, der finanzielle wird vom DFB noch genauer beziffert. Und es steht zu befürchten, dass die „Vandalz-Party“ zum 10-Jährigen den Verein eine Neuverpflichtung in der Winterpause kosten wird. Wenn es denn wenigstens sportlich stimmen würde, aber da sehen die Aussichten auch trübe aus.
Das 0:1 in Saarbrücken, das wahrlich nicht wie eine Spitzenmannschaft agierte und von einem couragierten Gästeteam zu packen gewesen wäre, zeigte einmal mehr die erschreckende Harmlosigkeit der Rot-Weissen in der Fremde. Sobald die Essener die Mittellinie auswärts überqueren, beginnt die große Ratlosigkeit. Leo Vonic ist als Wandstürmer restlos überfordert, wenn er im Angriff die Bälle gegen zwei, drei Gegenspieler festmachen soll, haut ihn jeder Windzug um. Auch auf den Flügeln ist jenseits der Hafenstraße von forschen Flankenläufen nichts mehr zu sehen. Etwas Gefährlichkeit strahlte da nur noch Julian Eitschberger aus, wenn er von Torben Müsel auf die Reise geschickt wurde.
Rot-Weiss Essen: Owusu und Boyamba völlig wirkungslos
Dagegen ist es mittlerweile einerlei, ob auf der anderen Seite Kelsey Owusu oder Joseph Boyamba beginnen, der Ex-Schalker ist auf der Leistungsstufe des Ex-Elversbergers angekommen, beide völlig wirkungslos. Owusu hat wohl den kleinen Seitenhieb seines Ex-Arbeitgebers mehr mitgenommen, als er sich wohl selbst eingestehen würde.
Und der Trainer? Den hat so ein wenig das Personalglück verlassen, hatte er doch in der Vergangenheit des öfteren mit seinen Einwechselungen den richtigen Riecher bewiesen. Die Überraschung des Tages gab es bereits Stunden vor der offiziellen Verkündung der Mannschaftsaufstellung, als durchsickerte, dass Lucas Brumme, unumstrittener Leistungsträger des Teams, diesmal auf der Bank Platz nehmen musste, er hatte unter der Woche zwei Trainingseinheiten canceln müssen. Den Zeitpunkt der Verkündung fand wiederum die sportliche Leitung höchst befremdlich. Dass dies im Vorfeld bekannt wurde, man kann sich die „Quelle“ ausmalen.
„Tommy Eisfeld ist momentan hinten dran, die Rolle von ihm ist ganz klar definiert und kommuniziert“
Resultat: Ersatz Eric Voufack machte seine Sache nach hinten ganz ordentlich, holte sich dabei eine Gelbe Karte ab. Ansonsten: Bei den handverlesenen Angriffsversuchen lag die linke Seite im RWE-Spiel brach, früher als sonst üblich justierte Christoph Dabrowski hier nach und brachte Brumme nach 57 Minuten ins Spiel. Von Kniebeschwerden, wie offiziell verkündet, war ihm in der Folgezeit nichts anzumerken.
Auch die Auswahl der durch den Sperre-Ausfall Arslans vakanten Position im Mittelfeld verlief an diesem frühen Abend suboptimal. Jimmy Kaparos war erster Nachrücker, verrichtete seine Defensivarbeit ordentlich, brachte aber nach vorne im Zusammenspiel mit Torben Müsel keinerlei Impulse. Erst mit der Einwechselung von Thomas Eisfeld erhielt das RWE-Spiel im Aufbau die nötige Struktur und Müsel die Freiheit, sich gefährlicher ins Angriffsspiel einzuschalten. Der vom „Fußballvolk“ mittlerweile vehement geforderte Startelf-Einsatz des Routiniers Eisfeld beginnt den RWE-Coach allmählich zu nerven.
Rot-Weiss Essen: Erst Thomas Eisfeld bringt Impulse
Sein Kommentar hierzu auf Nachfrage: „Tommy Eisfeld ist momentan hinten dran, die Rolle von ihm ist ganz klar definiert und kommuniziert. Ich finde, dass er bei seinen Einwechselungen der Mannschaft gute Impulse gibt. Ob er dann irgendwann von Anfang an spielt, das werden die nächsten Wochen dann zeigen.“ Da klang dann doch ein wenig vorsichtige Einsicht durch.
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Die nächsten Wochen, das bedeutet: Heimspiele gegen 1860 München und den VfB Stuttgart II, dazwischen das Auswärtsspiel beim Schlusslicht VfL Osnabrück, wo es bislang immer heiße Duelle gegeben hat. Da mag sich jeder selbst ausrechnen, was eine Ausbeute von, sagen wir mal, unter sieben Punken für die Winterpause bedeuten würde.....
Rot-Weiss Essen hat das Spielglück verlassen
Aber die Spiele müssen ja nicht immer durch ein unglückliches Eigentor wie nun in Saarbrücken zu Ende gehen, auch wenn sich die alte Weisheit des Fußball-Propheten Jürgen „Kobra“ Wegmann mal wieder bestätigte, der zu seiner aktiven Zeit dem Fußball Zeitloses hinterließ: „Erst hatte ich kein Glück - und dann kam auch noch Pech dazu.“ Ein ungeschriebenes Gesetz - gerade für Mannschaften im Tabellenkeller.