Essen. Rot-Weiss Essen bangt in der 3. Liga um den Klassenerhalt und will sich im Winter verstärken. Unser Kolumnist Helmut „Happo“ Tautges übt Kritik.

Ach, wäre ich doch ein Karnevalist. Die befinden sich seit dem 11.11. ab 11:11 Uhr in Hochstimmung. Wie auf Knopfdruck. Als RWE-Fan bleibt derzeit nur der November-Blues. Obwohl, wenn man diesen Verein liebt, dann wirste Jeck. Doch anstelle einer roten Clownsnase, fängt sich die Mannschaft auswärts eine blutige Nase nach der anderen ein.

Helmut „Happo“ Tautges (69) ist der ehemalige Präsident der Uralt-Ultras. In seiner Kolumne spricht er über die enttäuschende Saison von Rot-Weiss Essen.
Helmut „Happo“ Tautges (69) ist der ehemalige Präsident der Uralt-Ultras. In seiner Kolumne spricht er über die enttäuschende Saison von Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mit „Mund abwischen und weiter geht’s“, wie auf der offiziellen Homepage von Rot-Weiss Essen nach der Niederlage in Aue gepostet wurde, ist es nicht getan. Klingt wie „Et hätt noch emmer joot jejange“ auf Essenerisch. Nein, so kann und darf es nicht weitergehen. Das sehen die Verantwortlichen offensichtlich ebenso, verwandelten den Sitzungsraum in einen Escape-Room, um gemeinsam Lösungen aus der Misere zu finden.

Rot-Weiss Essen: Dieser Kader braucht Verstärkungen

Anders als in der Politik, hilft kein einzelner starker Mann, um RWE wieder great again zu machen. Der Kader benötigt mehrere Verstärkungen, im Grunde genommen für sämtliche Mannschaftsteile. Lediglich im Tor steht mit Jacob Golz jemand, der bisher hält, was er versprach. So ändern sich die Zeiten. Früher, als Kiki, mussten immer die Gurken in den Kasten.

193368_1268_cover.jpg

Rot-Weiss Essen: Bittere Pleite in Aue deckt Kaderschwächen auf

Vonne Hafenstraße - Inside RWE

Egal warum, weshalb, wieso, es wirft kein gutes Licht auf die Arbeit der Sportdirektoren Marcus Steegmann und Christian Flüthmann. Zumindest der Zeitpunkt ihrer Vertragsverlängerungen, so kurz vor der Jahreshauptversammlung, ist diskussionswürdig. Dringender Handlungsbedarf bestand augenscheinlich nicht und auch die Begründung, der Mannschaft eine positive sportliche Entwicklung zu bescheinigen, stand auf wackligen Füßen. Ähnlich wie das Mannschaftsgerüst keinen stabilen Eindruck macht.

Rot-Weiss Essen: Enttäuschende Arbeit im Nachwuchsbereich

Ebenso kann ich keinen Fortschritt in der Nachwuchsarbeit erkennen. Die Jungs aus der U19 scheinen lediglich zur Einhaltung der U23 Regel sowie für Trainingszwecke einen Profivertrag erhalten haben. Das sind natürlich nur meine rein persönlichen Einschätzungen, als Fan, der von außen auf das Geschehen blickt. Marc-Nicolai Pfeifer verdeutlichte in unserem Kennenlerngespräch zeichnerisch eindrucksvoll, wie sehr die Höhe des Etats einer Profimannschaft die Platzierung beeinflusst. Demnach müssten die Dabrowski-Schützlinge am Ende zwischen Platz sieben bis zwölf die Saison abschließen. Würde ich sofort unterschreiben, nur ist Fußball wohl nicht ganz so leicht berechenbar.

Mehr News zu Rot-Weiss Essen

Unsere Mannschaft beweist dies Spieltag für Spieltag. Wenn es eine Konstante gibt, dann ist es die Unberechenbarkeit des Teams. Nun sollen Wintereinkäufe den Klassenerhalt sichern. Zweifel sind angebracht. Die halbe Fußballwelt sucht nach Torjägern, Spielgestaltern, Abräumern und das möglichst zu Niedrigpreisen. Geld muss so oder so in die Hände genommen werden. Hat der Verein überhaupt Spielraum für solche Nachbesserungen?

Tickets bei Rot-Weiss Essen: Das Ausdrucken nervt!

Seit Monaten stehen lohnende Abschlüsse mit solventen Sponsoren kurz bevor. Angeblich. Vielleicht fehlt ja auch nur Papier, Papier, das häufig für Überflüssiges verschwendet wird. Denke da zum Beispiel an die Print-At-Home-Tickets. Wenn schon digital, dann komplett. Wie auch immer, aktuell geht es ausschließlich darum, sportlich nicht unterzugehen, gerade weil das Wasser bis zum Halse steht.

Noch ist nichts verloren. Schon gar nicht die Pokalpartie in Sonsbeck und das nächste Meisterschaftsspiel die Woche drauf, gegen den temporären Spitzenreiter, SV Sandhausen. Aufgeben ist keine Option. Niemand erwartet Zauberfußball, aber Kampf bis zum Umfallen. Und was kann ich tun? Nun, einfach der Mannschaft helfen, weniger moppern, mehr anfeuern. Alles geben für den Klassenerhalt! Bleibt zuversichtlich, auch wenn´s schwerfällt. Der Happo.

+++ Berichte, Interviews, Hintergründe: Unsere RWE-Reporter berichten täglich. Bestellen Sie hier den kostenlosen WAZ-Newsletter zu Rot-Weiss Essen +++