Essen. Gegen Energie Cottbus wählt Rot-Weiss Essen diesmal die defensive Variante und setzte voll auf Konter. Die Rechnung geht auf - RWE siegt 4:0.
Befreiungsschlag für Drittligist Rot-Weiss Essen, ausgerechnet gegen Spitzenreiter Energie Cottbus. Mit einem im Vorfeld nicht für möglich gehaltenen 4:0 (2:0)-Sieg verschaffte sich das Team von Trainer Christoph Dabrowski erst einmal wieder Luft zu den Abstiegsplätzen und auch für den RWE-Coach dürften die nächsten Wochen wieder etwas ruhiger verlaufen.
Der Trainer hatte gegen den Überraschungsaufsteiger aus der Lausitz die richtige Taktik gewählt. Und war hinterher sichtlich erleichtert: „Gegen die beste Offensivmannschaft der Liga wollten wir heute wenig bis keine Chancen zulassen und mit Owusu, Safi und Vonic Nadelstiche setzen - das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt. Man hat gesehen, dass man mit relativ einfachen Mitteln das Stadion mitnehmen kann, dementsprechend haben wir heute einen wichtigen Schritt gemacht“, fasste Dabrowski zusammen.
Rot-Weiss Essen macht mit Fünferkette dicht
Fußball mal anders an der Hafenstraße: Die Gastgeber, ansonsten Freunde des Spiels mit dem Ball, hatten dieses Mal eine hübsche Fünferkette vor dem Tor von Jakob Golz aufgezogen - der Respekt vor dem Tabellenführer war groß. So defensiv hat man Rot-Weiss vor eigenem Publikum selten beginnen sehen, selbst die Stürmer standen so tief, dass sie vornehmlich mit Abwehrarbeit beschäftigt waren.
Die Cottbuser zogen somit fast ungehindert in die Essener Hälfte, aber spätestens 30 Meter vor dem RWE-Strafraum stand das imaginäre Schild „Durchfahrt verboten“. Die Brandenburger konnten mit ihrem Ballbesitz aber wenig anfangen, die Flanken versandeten, Golz wurde mit Schüssen so gut wie gar nicht gefordert. Wenn die Essener aber in Ballbesitz kamen, ging über die schnellen Spitzen Ramien Safi und Kelsey Owusu die Post ab.
Arslans Traumpass auf RWE-Torschütze Safi
So in der elften Minute: Ahmet Arslan, bis dahin Staubsauger vor der Fünferkette, schlug einen Traumpass auf Safi, der den Ball in abseitsverdächtiger Position annahm und in den Strafraum strebte. Die Nummer elf ließ einen nach dem anderen Abwehrspieler aussteigen, und als er die Mitte erreicht hatte, knallte er die Kugel unter die Latte: 1:0 - der erhoffte Start für RWE.
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In diesem Stil ging es weiter, weil alle auf dem Feld mächtig für den Nebenspieler arbeiteten. Da wurden sogar gewonnene Zweikämpfe abgefeiert. Und mit dem schnellen Umschaltspiel klappte es vorzüglich: Diesmal kam die Gefahr von der rechten Seite. Eric Voufack, der eine starke erste Hälfte ablieferte, ging auf und davon, seine weite Flanke erreichte am langen Pfosten Leo Vonic, der noch einen Haken nach innen schlug und dann flach unten links vollendete: 2:0 (24.). Zweite Chance, zweites Tor - das nennt man wohl Effektivität!
Rot-Weiss Essen: Vonic scheiterte auf dem Weg zum 3:0 an Bethke
Die in der 40. Minute ein wenig relativiert wurde: Diesmal setzte der ebenfalls sehr quirlige Owusu Vonic in Szene, der nur noch das große Torwart-Talent Bethke vor sich hatte - und an seiner Fußabwehr scheiterte. Und den Nachschuss setzte Safi aus 20 Metern knapp neben den linken Pfosten. Ein 3:0 zur Halbzeit hätte noch mehr Ruhe verschafft. Und direkt vor dem Halbzeitpfiff blieb die Pfeife von Schiedsrichter Konrad Oldhafer stumm, als Owusu im Strafraum einen Haken schlug und von einem Cottbuser Abwehrmann von den Beinen geholt wurde.
Chancen der Gäste zur Halbzeit? Fehlanzeige! Bis auf einen kümmerlichen Schussversuch von Henry Rorig blieb es ruhig im Torraum vor Golz.
Nach dem Wechsel wurde der Aufsteiger etwas gefährlicher: Nach einem schlechten Abwehrversuch kam Yannik Möker an der Strafraumgrenze frei zum Schuss, zog aber knapp über die Latte (55.). Hier war noch lange nichts entschieden, das spürten auch die Essener Fans, die den Support wieder steigerten. RWE zog sich in dieser Phase wieder komplett in die eigene Hälfte zurück und lauerte auf den entscheidenden Konter.
Torhüter Bethkes kapitaler Fehler vor dem 3:0
Energie mit dem hochgelobten Angriff blieb in der Folgezeit aber vieles in puncto Gefährlichkeit schuldig, Trainer Pele Wollitz hilflose Gesten am Spielfeldrand sprachen Bände. Aber die Entlastungsangriffe der Gastgeber wurden seltener - ein gefährliches Spiel, aber so lange die Abwehr ihren Job erledigte.....
Die Einschläge kamen näher: Mökers Schussversuch aus acht Metern wurde soeben zur Ecke abgefälscht (68.). Die Zeit der Wechsel brach an: Für den entkräfteten Voufack kam Robbie d‘Haese, für Owusu, der ebenfalls viel gelaufen war, Jimmy Kaparos. Ein Zeichen für noch mehr Defensive.
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Bis kurz darauf RWE das 3:0 in den Schoß fiel: Bethke, der Hochgelobte, leistete sich, im Versuch seinen Abwehrspieler anzuspielen, einen katastrophalen Ballverlust, Safi spritzte dazwischen, lief alleine aufs leere Tor zu und schob kurz davor ein: 3:0 (74.) - was sollte da noch schiefgehen?
Rot-Weiss Essen: Eisfeld setzt den Schlusspunkt
Nichts, denn Energie Cottbus fügte sich nun dem Schicksal, auch Pele Wollitz verfolgte die Darbietungen seiner Mannschaft draußen fast regungslos. Ein untrügliches Zeichen, dass diese Partie verloren war. Erst recht, als der eingewechselte Boyamba auf den gerade ins Spiel gekommenen Eisfeld passte, der den Ball an Bethke vorbei ins Tor chippte. So geht das, wenn alles geht.
Cottbus-Trainer Wollitz zeigte sich als fairer Verlierer: „Anerkennung an den Gegner, dass er für das heutige Spiel die richtige Taktik gewählt hat. Wir reden immer in der Liga davon, dass jeder jeden schlagen kann. Wenn die eine Mannschaft mal zwei Spiele nicht gewinnt, ist gleich Krise, ist alles falsch. Bei unseren Siegen war auch nicht immer alles toptoptop. Dann gehört auch so ein Lernprozess dazu, dass wir so ein Spiel wie heute zurecht verloren haben.“
Rot-Weiss Essen gegen Energie Cottbus: So lief das Spiel
RWE: Golz, Brumme, Kraulich, Schultz, Rios Alonso, Voufack (69. d‘Haese), Müsel (88. Eisfeld), Arslan, Safi (76. Boyamba), Vonic (76. Wintzheimer), Owusu (69. Kaparos)
Tore: 1:0 Safi (11.), 2:0 Vonic (24.), 3:0 Safi (74.), 4:0 Eisfeld (90.).
Zuschauer: 17.417
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