Essen. Am 13. Oktober findet die Jahreshauptversammlung von Rot-Weiss Essen statt. Für den aktuellen RWE-Aufsichtsrat wird es Gegenwind geben.

  • Der Aufsichtrat des Drittligisten Rot-Weiss Essen bekommt Gegenwind. Eine Opposition drängt in das Kontrollgremium von RWE.
  • Der neue Aufsichtsrat wird erst im kommenden Jahr gewählt. Doch schon bei der Jahreshauptversammlung am 13. Oktober könnte es spannend werden.
  • Die Opposition machte sich erstmals beim Heimspiel gegen den BVB II bemerkbar. Es gab kritisische Plakate.

Das große Tuschelthema beim Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen wich beim letzten Heimspiel am vergangenen Mittwoch gegen die U23 von Borussia Dortmund ganz schnell der Begeisterung über das sportliche Geschehen. Denn nur wenige Minuten nachdem im Stadion an der Hafenstraße mehrere Plakate in die Luft gestreckt wurden, brannten die RWE-Profis auf dem Rasen ein Feuerwerk ab und schossen innerhalb von 14 Minuten drei sehenswerte Tore gegen den Dortmunder Nachwuchs. Das Problem wurde dadurch nur verschoben und nicht gelöst.

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    Mit der Botschaft, die auf den Transparenten übermittelt wurde, wird sich der Verein aber spätestens am 13. Oktober intensiver beschäftigen müssen. Dann findet im Saal Europa der Messe Essen die ordentliche Jahreshauptversammlung des Klubs statt. Spätestens nach der Palakat-Aktion ist klar, dass sich die Vereinsführung bei der JHV auf Gegenwind einstellen muss.

    Rot-Weiss Essen: Eine Opposition will in den Aufsichtsrat von RWE

    Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass sich eine Opposition gebildet hat, die im kommenden Jahr in den Aufsichtsrat gewählt werden möchte. Die Gruppe besteht nach Informationen dieser Redaktion aus langjährigen Unterstützern und Sponsoren des Vereins, die sich auf Nachfrage dieser Redaktion noch nicht zu ihren Plänen äußern wollten. Beim BVB-Spiel gab es aber den ersten öffentlichen Aufschlag mit einer doppeldeutigen Kritik gegen den Aufsichtsrat und Vorstandsmitglied Alexander Rang. Die Buchstaben „AR“, sowohl die Abkürzung für „Aufsichtsrat“ als auch Rangs Initialen, waren auf den Plakaten bewusst in roter Farbe markiert.

    Dem Kontrollgremium von Rot-Weiss Essen werden Pflichverletzungen, fehlende Transparenz und Untätigkeit vorgeworfen. Kritik am Aufsichtsrat kam erstmals in deutlicher Form im Sommer 2023 auf, als der Klub bei der Jahreshauptversammlung ein überraschendes Millionen-Minus in seiner Bilanz vorgestellt hatte. Dies hätte nach Meinung vieler Mitglieder durch das Einschreiten des Aufsichtsrates verhindert werden müssen.

    „VIP-Karte wichtiger als Kontrollfunktion?!“ - eine Botschaft an den Aufsichtsrat von Rot-Weiss Essen.
    „VIP-Karte wichtiger als Kontrollfunktion?!“ - eine Botschaft an den Aufsichtsrat von Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Die Probleme zwischen dem alten Vorstand um den früheren Vorsitzenden Marcus Uhlig und Ex-Finanzvorstand Sascha Peljhan und dem Gremium waren auch in der sportlich erfolgreichen letzten Spielzeit lästige Störfeuer. Dass der einstige „strategische Partner“ und Unterstützer Peljhan den Verein im Unfrieden verlassen und auch seine Sponsorentätigkeit bei Rot-Weiss mit seiner Immobilien-Firma Buteo eingestellt hat, ist mehr als nur ein Imageschaden für den Verein gewesen. Aktuell herrscht Funkstille zwischen beiden Seiten.

    RWE: Verein reagierte verwundert

    Von Vereinsseite wurde die Plakat-Aktion beim letzten Heimspiel mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Man hätte einen ersten kontruktiven Austausch erwartet, stattdessen gab es scharfe und unmissverständliche Kritik an den Amtsinhabern des Aufsichtsrates. Das birgt mit Blick auf die Versammlung in weniger als zwei Wochen viel Zündstoff. Auch ein Sieg der Profis am kommenden Samstag gegen Viktoria Köln (14 Uhr, MagentaSport) dürfte daran nicht viel ändern.

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    Obwohl der Aufsichtsrat erst im kommenden Jahr neu gewählt wird, verspricht die JHV am 13. Oktober viel Spannung, denn auf der Tagesordnung stehen neben den Geschäftsberichten auch die Wahlen zum Wahlausschuss an. Bei Rot-Weiss Essen besteht dieser aktuell aus fünf Mitgliedern, die für drei Jahre gewählt wurden und sich nun, sofern sie im Amt bleiben wollen, neuer Konkurrenz stellen müssen.

    Trainingslager Rot-Weiss Essen
    Lothar Oelert (l.) hat den Aufsichtsrats-Vorsitz bei Rot-Weiss Essen übernommen. © FUNKE Foto Services | Dennis Ewert/RHR-FOTO

    Denn wie die WAZ erfuhr, drängen Mitglieder der Opposition am 13. Oktober in den Wahlausschuss, um die Chancen auf eine Besetzung des Aufsichtsrates im kommenden Jahr zu erhöhen. Der Wahlausschuss hat laut Vereinssatzung die Aufgabe, Vorschläge zur Wahl des Aufsichtsrates zu machen. Den Wahlen bei der kommenden JHV kommt somit eine hohe Bedeutung zu. Wählbar sind RWE-Mitglieder, die dem Verein zum Zeitpunkt der Wahl seit fünf Jahren ununterbrochen angehören. Dieses Kriterium erfüllen mehrere Kandidaten der Opposition.

    Rot-Weiss Essen: Ex-AR-Chef André Helf tritt nicht mehr zur Wahl an

    Dem aktuellen Aufsichtsrat von Rot-Weiss Essen gehören aktuell neun Mitglieder an. Schon jetzt ist klar, dass der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende André Helf aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl antreten wird. In diesem Monat hatte Helf seinen Vorsitz an Lothar Oelert übergeben, der schon bei seiner Vorstellung angekündigt hatte, auch im nächsten Jahr kandidieren zu wollen. Das Gremium kann aus höchstens elf Mitgliedern bestehen, ein Mitglied wird von der Fan- und Förderabteilung für den Aufsichtsrat vorgeschlagen. Dieses Amt bekleidet aktuell Christian Ruthenbeck. Wie aus Kreisen der aktiven Fanszene zu hören ist, ist man mit seiner Arbeit im Aufsichtsrat nicht zufrieden. Veränderungen wird es wohl auch auf dieser Position geben.