Essen. Ramien Safi hatte Rot-Weiss Essen gegen RB Leipzig schon nach zwei Minuten in Führung gebracht, doch der Bundesligist ließ sich nicht schocken.

Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen schnupperte für einige Minuten an der Pokalsensation, dann nahm das Fußball-Schicksal seinen Lauf: Am Ende siegte der haushohe Favorit an der kochenden Hafenstraße mit 4:1 (2:1), nach einer mäßigen Vorstellung, ohne große Anstrengung. Trotz der zu hoch ausgefallenen Niederlage können die Gastgeber nach dieser Leistung den weiteren Aufgaben in Liga drei durchaus zuversichtlich entgegen sehen.

Die RWE-Fans hatten sich weit vor dem Spiel mit einem Protestmarsch bereits in Stimmung gebracht. Und die Atmosphäre setzte sich im Stadion fort, die rund 1000 RB-Fans hat wenig entgegenzusetzen. Und kurz nach dem Abpfiff wurde es im Gästeblock noch ruhiger: Rot-Weiss eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, Torben Müsel schickte ihn schnell in die Spitze, wo Ramien Rafi auf und davon ging. Der Flügelstürmer drang in den Strafraum ein und da Leipziger Abwehr wohl mit einem Pass rechnete, genoss Safi die Freiheit und setzte einen plazierten Flachschuss an: Vom Innenpfosten schlug die Kugel im Netz ein, Torhüter Gulacsi war machtlos. 1:0 für RWE nach genau zwei Minuten - war das der Tag der Tage?

RW Essen - RB Leipzig / DFB Pokal Essen, 17.08.2024, Stadion an der Hafenstrasse, Fussball, DFB Pokal, 1. Hauptrunde , F
Ramien Safi hatte den krassen Außenseiter schon nach zwei Minuten in Führung gebracht - Torhüter Gulacsi war machtlos. © IMAGO/Picture Point LE | IMAGO/Roger Petzsche

Aber das frühe Gegentor brachte den Champions League Teilnehmer nicht aus dem Rhythmus. In aller Ruhe baute das Team von Marco Rose seine Angriffe auf, passte viel in die Breite und ließ die Gastgeber laufen. Und als Leo Vonic am Strafraumeck nicht wirklich die Flanke von Amadou Haidara verhindern wollte, stand Benjamin Sesko am langen Pfosten - ungestört von Rios Alonso - völlig blank und nickte zum 1:1 ein (12.). Mit der ersten Chance hatte Leipzig den anfänglichen Betriebsunfall korrigiert.

Schwaches Abwehrverhalten bei den Leipziger Toren

Aber RWE spielte gut mit, Ahmet Arslan holte sich die Bälle an der Mittellinie ab und setzte seine Spitzen immer wieder gut in Szene. Der Ball lief zügig durch die Essener Reihen, auf rechts spielte Safi Eric Voufack in den Lauf, der flankte auf den zweiten Pfosten, wo Arslan den Ball mit Mut volley nahm - und verzog (19.). Auf der Gegenseite ging es teilweise zu leichtsinnig zu: Rios Alonso glaubte in der eigenen Hälfte mit zwei Leipzigern ins Dribbling gehen zu müssen, prompt verlor er den Ball. Xavi Simons ging auf und davon, bei seinem Abschluss fehlte nicht viel (23.).

Natürlich hatte der Bundesligist mehr Spielanteile, machte aber erschreckend wenig daraus. Als sich alle schon auf den Teilerfolg zur Halbzeit freuten, schlugen die Gäste doch noch zu, wieder begünstigt durch ein schwaches Abwehrverhalten: Den Pass von Haidara aus der eigenen Hälfte nahm Sesko gekonnt mit, und ehe Tobias Kraulich ihn am Flanken hindern konnte, hatte er schon Ikoma Openda am langen Pfosten gefunden: 1:2 (41.) - das ging zu schnell und zu einfach. Dennoch: Zur Pause war ja noch nichts verloren.

Nach dem Wechsel hielt Keeper Golz RWE im Spiel

Auch nach dem Wechsel schalteten die Sachsen keinen Gang höher, manchmal sah es nach einem Trainingsspiel aus. Und dennoch kamen sie zu ihren Chancen: David Raum hatte auf links zu viel Raum, flankte nach innen, wo Sesko, von einigen Abwehrbeinen bedrängt, den Ball drüber säbelte (58.). Dann kamen die zwei Minuten des Jakob Golz: Nicolas Seiwald spielte einen tödlichen Pass in die Schnittstelle, Openda kam frei durch, doch da zückte die Faust des RWE-Keepers raus. Und als Sesko eine Minute später aus drei Metern frei zum Kopfball kam, lenkte Golz die Kugel mit den Fingerspitzen über die Latte.

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Dann wurde es blutig: Thomas Eisfeld, gerade für Jimmy Kaparos eingewechselt, knallte im Leipziger Strafraum mit dem heranfliegenden Simakan mit den Köpfen zusammen, für den Essener Routinier ging es mit einem Turban weiter (70.). Die heimischen Fans gaben alles, „Oh immer wieder, RWE“, schallte der alte Schlachtruf von den Tribünen, man hoffte auf den Lucky Punch, die eine Chance zum Ausgleich. Die hatte dann Vonic nach 76 Minuten, plötzlich fiel ihm auf der Strafraumlinie der Ball vor die Füße, kurze Drehung, aber schwacher Abschluss - keine Mühe für Gulacsi.

Auf der Gegenseite ließ Leipzig die Entscheidung liegen: Schneller Konter über Sesko, der schob die Kugel an Golz vorbei, aber auch am rechten Pfosten (81.). Rot-Weiss kämpfte um die eine Chance, Müsel zog aus 25 Metern ab, Gulacsi schaute dem Geschoss nur hinterher - knapp am Winkel vorbei (83.). Und dann war es doch passiert: Neuzugang Antonio Nusa, gerade eingewechselt, ging auf links durch, diesmal passte der Schuss genau ins lange Eck: 1:3 - aus und vorbei. Das 4:1 durch Xavi Simons fiel bereits im Zugabenteil, als die Essener schon abgeschaltet hatten.

RWE: Golz, Voufack, Kraulich (86. Kourouma),Schultz, Rios Alonso (77. Celebi), Kaparos (67. Eisfeld/ 88. Swajkowski), Müsel, Arslan, Brumme, Vonic, Safi (67. Wintzheimer).
Tore: 1:0 Safi (3.), 1:1 Sesko (12.), 1:2 Openda (41.), 1:3 Nusa (85.), 1:4 Xavi Simons (87.).
Zuschauer: 17.000

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