Essen. Der neue Vorstandsvorsitzende von Rot-Weiss bezog auf seiner ersten PK Stellung zu seinem Abgang bei den Löwen und umriss die Zielsetzung bei RWE

Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen hat wieder eine Führung auf Vorstandsebene: Marc-Nicolai Pfeifer trat am Montag seine Arbeit an der Hafenstraße und die Nachfolge von Marcus Uhlig an. Endlich, werden einige gesagt haben, hatte der alte Vorstandsvorsitzende ja schon vor einem Monat seinen Posten geräumt, seitdem hatte Alexander Rang, Vorstand Marketing und Vertrieb, inzwischen auch für Kommunikation und Personal zuständig, „den Hut“ bei den Rot-Weissen auf.

Warum es letztlich so lange dauerte, wieso sich Pfeifers Ex-Verein 1860 München zu einer Erklärung genötigt sah, in der behauptet wurde, der Ex-Geschäftsführer der Löwen hätte nie um seine Freigabe gebeten, dazu wollte sich der Neue bei RWE am liebsten gar nicht mehr äußern, reichte auf seiner ersten Pressekonferenz seinem alten Arbeitgeber die Hand zur Versöhnung: „Ich habe mich in den ganzen Tagen nicht wohlgefühlt, wenn über dich gesprochen wird und du dich selbst nicht äußern kannst. Ich würde das Ganze auch gerne hinter mir lassen, mich mit den handelnden Personen aus der Vergangenheit zusammensetzen, ihnen die Hand geben. Persönlicher Umgang und Wertschätzung sind mir sehr wichtig. Es wäre da nicht sehr hilfreich, zu sagen, wer da welche Aussage getätigt hat. Das würde die Basis für so ein Gespräch nicht verbessern.“ Der Vertrag sei seit dem 30. Juni beendet, aber: „wir sind noch nicht ganz über die Zielgerade.“ Auf der vertraglichen Seite sei man noch nicht ganz geschieden.

Fussball in Essen
Schaute sich an seinem neuen Arbeitsplatz um: Marc-Nicolai Pfeifer auf der Haupttribüne. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Neuer RWE-Boss war bei einigen Spielen vor Ort

In der freigestellten Zeit von Mitte Februar bis zu diesem Montag hatte der 43-Jährige somit genügend Zeit für andere Dinge. „Die Zeit der Freistellung habe ich ein Stück weit auf der persönlichen Ebene genutzt, um auch das Netzwerk zu aktivieren, für den Fußball war ich stets und überall unterwegs im Einsatz. Die Familie ist mir auch ein wichtiges Gut, die hat auch stärker stattgefunden. Und ich konnte auch etwas mehr Zeit mit meiner Verlobten verbringen, was mich sehr gefreut hat. Gleichzeitig war ich immer mal wieder bei dem einen oder anderen RWE-Spiel vor Ort.“

„Es beginnt heute eine neue Ära im Verein.“

Andre Helf, Aufsichtsrats-Vorsitzender bei RWE.

Die bisher Verantwortlichen bei Rot-Weiss waren jedenfalls erleichtert, Verstärkung an Bord zu bekommen. Aufsichtsratsvorsitzender Andre Helf, der noch einmal betonte, dass die Chemie, dass das Profil zwischen beiden stimme, gab das Zeichen zum Aufbruch: „Jetzt geht es aber erst los, es gibt sehr viel zu tun in unserer Geschäftsstelle. Bei Rot-Weiss Essen soll ja nicht nur der Sport ein Team bilden, sondern auch die Geschäftsstelle freut sich darüber, dass nun der neue Chef da ist. Wir haben wahnsinnige Projekte vor uns, wir wachsen massiv stark, wir sind noch nicht am Ende mit der Entwicklung des Vereins. Wir haben viele Deltas, in denen wir besser werden müssen. Und deshalb freuen wir uns, dass wir jetzt zwei bestens ausgebildete Manager auf dieser Position haben. Von denen erwarten wir natürlich auch, dass sie die Projekte massiv nach vorne bringen. Es beginnt heute eine neue Ära im Verein. Und wir sind gespannt, welche Ergebnisse sich ab heute einstellen werden.“

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Haben fortan das Sagen bei RWE: (v.l.) Vorstandsvorsitzender Marc-Nicolai Pfeifer, Aufsichtsrats-Vorsitzender Andre Helf und Alexander Rang, Vorstand Marketing und Vertrieb. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Welche Projekte genau vorangetrieben werden sollen, das wurde von den Verantwortlichen nicht weiter vertieft, auch die sportliche Zielsetzung der mittleren Zukunft blieb eher vage. Es wurde mehr über Wirtschaftlichkeit und Wachstum geredet. Pfeifer: „Ich möchte mich nicht in Details vertiefen, aber allgemeiner ausgedrückt: Aus meiner Überzeugung wird es wichtig sein, die Wechselwirkung mit einer gesunden wirtschaftlichen Basis und der Weiterentwicklung der Wirtschaftlichkeit sicherzustellen, damit der Sport gute Ergebnisse erzielt. Wir wollen gemeinschaftlich im Team schauen, ob wir aus den Umsätzen alles so effizient gestalten können, dass maximale Mittel im Sport ankommen. Wir wollen die Kollegen in den Teams einbinden, dass da alle an einem Strang ziehen, damit es im Umfeld klar und verständlich ankommt.“

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Dass der Neue dabei von seinem Umfeld ganz genau beäugt wird - schließlich kommt er von einem Klub mit einem Großinvestor, der das Sagen hatte - ist Pfeifer durchaus bewusst, aber da konnte er die RWE-Anhänger schon einmal beruhigen: „Ich hab es hier mit Vertragsunterschrift kurz wahr genommen, dass man sich im Umfeld die Frage gestellt hat, ob wir jetzt unsere Strategie verändern, ob wir unser Finanzierungsmodell hinterfragen. Das ist definitiv nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Ziel ist es, hier etwas Substanzielles, Nachhaltiges aufzubauen, aus den Gegebenheiten das Optimum rauszuholen.“

Rot-Weiss Essen: Irgendwann einmal die Liga verlassen

Auch die sportlichen Ziele seien letztendlich eine Folge dessen: „Wir wollen nicht nur eine finanzielle wirtschaftliche Weiterentwicklung, sondern wir wollen, dass es sich auch sportlich so entwickelt, dass wir irgendwann mal die Liga verlassen können - aber das ist nichts für die Schlagzeile von morgen“, so der neue RWE-Boss.

Und der noch eine Weisheit à la Vereinslegende Otto Rehhagel in petto hatte: „Nicht jede teure Mannschaft ist erfolgreich, aber jede erfolgreiche Mannschaft ist teuer.“ Nun denn.

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