Essen. RWE-Kolumnist Uwe Strootmann über das Trainingslager in Herzlake und die besonderen Bedingungen in der Grafschaft. Geschlossene Tore in Verl.
Es dürfte irgendwas zwischen 6:0 oder 8:0 für Rot-Weiss Essen am Heidschlösschen zu Wielen im Vorbereitungsspiel gegen den gastgebenden ASC GW 49 gestanden haben, als ein weiteres Tor für unsere Roten aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung zurückgenommen wurde.
Wer jetzt dachte, diese Entscheidung würde aufgrund des eh schon deutlichen Ergebnisses, zudem in einem Testkick, lächelnd akzeptiert, der hatte nicht mit den Reaktionen der Routiniers Dennis Grote und Simon Engelmann gerechnet: Wie die berühmten Rohrspatzen wurde kurzzeitig Richtung Linienrichter geschimpft. Der Ehrgeiz also ungebrochen, das ist schon mal ein sehr gutes Zeichen.
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Überhaupt ließen die beiden RWE-Mannschaften in jeder Halbzeit bei ihrem allerersten Auftritt auf Grafschafter Fußballboden sich und den Ball gut laufen. Glücklicherweise wollten die Bezirksligakicker aus der 500-Seelen Gemeinde Wielen auch zeigen, was sie auf dem Platz draufhaben, so dass trotz der grundsätzlichen Überlegenheit des Regionalligisten inklusive deutlicher Torausbeute den vielen Zuschauern ein wirklich unterhaltsames Spiel geboten wurde.
Schöner Fußballabend in der Grafschaft
Es war aller Ehren wert, was alles im Umfeld des ASC GW 49 Wielen mit Leidenschaft und Herzlichkeit unternommen wurde, um Rot-Weiss Essen und seinen Anhängern einen schönen Fußballabend bei idealen Witterungsbedingungen zu bieten. Die gelegentlichen Sprachbarrieren, bedingt durch unser Grafschafter Platt, wurden ebenso überwunden wie das schwache Funknetz. Fußball in der Niedergrafschaft, da ist das Tornetz meistens das stabilere Netz.
Außerdem war der Duft von Bratwürstchen und das Geräusch der sich öffnenden Bierflasche doch das viel wichtigere Signal. Endlich wieder Senfflecken auf dem Trikot, nachdem für so viele Monate kein Grill rund um ein Fußballspiel angeschmissen wurde und die Senftuben verschlossen blieben. Nirgendwo findet man übrigens lässiger Menschen an einer Spielfeldbande stehen wie rund um einen Fußballplatz.
Bier und Bratwurst – die Essenz des Fußballs
Meistens ein Bein vorgestellt, den Poppes etwas nach hinten gekippt und eine Bierflasche in der Hand. Bier und Bratwurst also, die Essenz des Fußballs, umrahmten dieses Testspiel somit ebenso wie die etwa 450 Zuschauer aus Nah und Fern. Die aus der Ferne bekamen durch den Stadionsprecher zusätzlich noch neunmal eine Kostprobe für das „rollende R“ der Niedergrafschaft auf die Ohren. Es passte einfach alles.
Übrigens wurde man auch in Herzlake durch die dortigen VfL-Verantwortlichen rund um das sportlich nicht so erfolgreiche Testspiel gegen die lustigen Holzhackerbuam aus Emmen/NL mehr als freundlich aufgenommen. Herzlake hatte auch etwas Besonderes zu bieten: Entweder ist ein Eingangstor stundenlang geöffnet und jeder kann einfach so rein, oder es ist verschlossen und gefühlt jeder Vorbeikommende hat einen eigenen Schlüssel, um dann ebenfalls kurz reinzuschauen. Emsländische Besonderheiten halt.
Kein Einlass ins Stadion beim SC Verl
Gar keinen Einlass für das eigene Stadion bekommt aktuell der SC Verl in der 3. Liga. Nachdem man sich anfangs geschockt zeigte, hat der Präsident des SC Verl, Raimund Bertels, vergangenen Sonntag im Rahmen des Ligaauftakts gegen Türkgücü München sehr ehrlich klargestellt, dass Jammern letztendlich nicht gilt, denn man wusste natürlich um die Bedingungen des DFB in der Stadionfrage. Sehr schön, Danke dafür. Und ganz ehrlich, lieber DFB: Es gibt keinen Grund, ein Spiel wie zum Beispiel gegen TürkGücü nicht in Verl auszutragen.
Diese Regularien gehören hinterfragt, Genauso, wie aber auch sportlich aufstrebende Vereine nicht erwarten können, einfach so durchgewunken zu werden. Man sollte sich irgendwo in der Mitte treffen. An der Hafenstraße haben wir wenigstens diese Probleme nicht. Wir könnten durchmarschieren bis in die Erste Bundesliga, womit wir dann doch wieder bei unserem ureigenen Problem, überhaupt mal aufzusteigen, wären.
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