Essen. Der RWE-Kolumnist erinnert an selige Aufstiegsrunden-Zeiten im Mai 1993. Der mitspielende Torwart produziert heutzutage Schweißflecken.

Vielleicht war es bisweilen das ein oder andere Grad zu heiß, um von allerbesten Bedingungen zu sprechen. Das Trainingslager im, von der UEFA (Buuuh), zertifizierten Romantik-Hotel Aselager Mühle nahe Herzlake bot aber trotzdem die besten Bedingungen, um aus vielen neuen Fußballern und Trainern in ersten Einheiten die neue Mannschaft von unser aller RWE zu formen.

Allein bei dem Namen Herzlake in Verbindung mit dem 23. Mai 1993 kommen einem auch romantischen Gedanken: Zigtausende RWE-Fans bildeten an jenem Tag einen unendlich langen Lindwurm über die Landstraßen Richtung Samtgemeinde Herzlake und sorgten für den sicher ewig währenden Zuschauerrekord von 6.500 Fans (Zum Ligaspiel in jener Saison gegen unseren SV Eintracht Nordhorn kamen lediglich 600 Zuschauer. Darunter fast die Hälfte aus der Grafschaft. Das nur mal so zum Vergleich). Sehr gastfreundlich wurde man im Land von Schnaps und Korn aufgenommen, was sich im Nachgang sogar in Freundschaftsschals manifestierte.

Herzlake könnte man als positives Omen sehen

Auch wenn es an diesem Tag nur zu einem 1:1 Unentschieden gereicht hat, die Aufstiegsrunde wurde trotzdem als Gruppenerster überstanden und es konnte mal wieder ein Aufstieg gefeiert werden. Assoziiert man also Aselager Mühle nahe Herzlake mit Herzlake 1993, so könnte man das im ganz weiteren Sinne als positives Omen auslegen. Gut, letzte Saison wurde sich dort auch schon vorbereitet, aber das zählt im Hier und Heute nicht mehr. Wir gucken nur noch nach vorne. Siehe obigen Abschnitt.

Es lief wirklich gut im Trainingslager, und wenn es sich nur auslief. Der hoteleigene Greenkeeper, für den Notfall stets hart an der Grasnarbe, ausreichend Wasser immer in der Nähe. Von kleineren muskulären Problemen einmal abgesehen blieben glücklicherweise schwere Verletzungen aus. Wir atmen tief durch und klopfen auf Holz. Es wirkt alles sehr durchdacht, sehr professionell, aber auch mit Freude am Tun. Man merkt vielen Spielern die Vorfreude an, an der Hafenstraße zu „Adiole“ an Penny ihm sein Knie vorbei den Rasen zu betreten.

Der mitspielende Torwart erzeugt Schweißflecken beim RWE-Fan

Erreicht Christian Titz die Spieler so, wie aktuell uns Fans, dann kann er eine Mannschaft formieren, die sicher auch Härtefälle beinhalten, aber zusammenhalten wird. So mein erster Eindruck. Was unser neuer Trainer vielleicht noch wissen sollte, ist die Tatsache, dass alleine die Spielidee „mitspielender Torwart“ für Schweißflecken und Puls auf den Tribünen sorgen wird. Wir leben noch in Zeiten des sicheren Schnappers auf der Linie und dem unumstrittenen Herrscher von und zu Fünfmeterraum. Dieses moderne Mitspielen ist uns noch nicht ganz geheuer. Also nicht wundern, wenn es dann öfter mal unruhig wird.

Wenn es klappt, gewöhnen wir uns ganz schnell daran. Gewöhnen müssen wir uns nun auch an all die neuen Namen, die in Zukunft unser schönes Trikot tragen werden. Das wird in Anbetracht des großen Umbruchs dieser Tage eine richtige Fleißarbeit. Nicht, dass wir in der letzten Dekade nur wenige Spieler haben kommen und gehen sehen, aber so viele Namen auf einmal, das erfordert schon etwas Fleißarbeit. Aber, wir bekommen das schon hin. Am liebsten in Verbindung mit einem Torjubel.