Essen. Rot-Weiss Essen ist überzeugt, dass sich die Niederlage am Grünen Tisch sportlich nicht negativ auswirkt. Aber Urteil wirft viele Fragen auf.
An der Tabellenspitze der Regionalliga ist Rot-Weiss Essen ist von Preußen Münster verdrängt worden. Direkt am Freitagnachmittag, nachdem das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) das Urteil gesprochen hatte, wurde die Tabelle korrigiert und Preußen Münster an RWE vorbei auf den Thron gehievt. Dabei ist das Urteil noch gar nicht rechtskräftig, weil den Rot-Weissen ja noch die zweite Instanz bleibt.
Egal. Nach dem Abbruch des Regionalliga-Spitzenspiels RWE gegen Münster an der Hafenstraße haben die Preußen nun drei Zähler mehr auf ihrem Konto und es ist nur einer an diesem Spieltag hinzugekommen. Während RWE wegen des massiven Corona-Ausbruchs im eigenen Lager eine Zwangspause einlegen musste, kam Münster beim Wuppertaler SV nicht über ein 1:1 hinaus. Der Münsteraner Ausgleich fiel erst in der fünften Minute der Nachspielzeit. Der Tabellendritte Fortuna Köln patzte erneut und spielte ebenfalls 1:1 gegen VfB Homberg. Sportlich war es also ein durchaus angenehmer Spieltag aus Sicht der Essener.
Rot-Weiss Essen denkt bei Spielwertung über Berufung nach
Das juristische Geplänkel liegt allerdings schwer im Magen. Zu der „0:2-Niederlage“ am Grünen Tisch ist Rot-Weiss wegen des Böllerwurfs sowie Abbrennens von Pyrotechnik beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach II zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt worden, von der 7.500 Euro für gewaltpräventive Maßnahmen vorgesehen sind. Zusätzlich werden die Westtribüne und die Blöcke G1 und G2 der Stadtwerke-Tribüne für das erste Regionalliga-Heimspiel nach Rechtskraft des Urteils gesperrt.
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Der RWE-Vorsitzenden Marcus Uhlig spricht von einer harten Strafe für Rot-Weiss: „Wir haben darauf hingearbeitet, es zu einem Wiederholungsspiel kommen zu lassen. Das wäre das aus unserer Sicht sachgerechtere Urteil gewesen. Wir werden uns nun intern beraten, ob wir Berufung einlegen.“ Weiter kommentiert er diesen Teil der Strafe nicht. Noch ist das ganze halt ein laufendes Verfahren. RWE- Rechtsbeistand Thomas Hermes hatte in der Verhandlung auf eine Wiederholung der Partie plädiert, da beiden Vereinen kein schuldhaftes Verhalten zuzurechnen sei.
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RWE-Chef Marcus Uhlig hat Schnauze voll
Bei der Geldstrafe und der Tribünen-Sperre zeigen sich die Rot-Weissen eher verständnisvoll: „Ich kann die Haltung des Gerichts durchaus nachvollziehen“, sagt Marcus Uhlig. „Die Höhe der Geldstrafe und die Tribünensperrung ist eine Konsequenz aus den wiederholten Verfehlungen in den letzten Jahren. Das Sportgericht hat uns unmissverständlich mitgeteilt, dass das Maß irgendwann voll ist. Diesen Worten können wir uns an dieser Stelle nur anschließen.“ Und weiter: „Die Fans, die dafür verantwortlich sind, müssen sich wirklich hinterfragen und darüber nachdenken, welchen Bärendienst sie Rot-Weiss Essen erwiesen haben. Ich habe auf die Leute, die für die unterschiedlichen Verfehlungen verantwortlich waren, keine Lust mehr. Das sind Leute, die ,Wir sind RWE’ behaupten, aber dem Verein viel mehr schaden als helfen.“
Auch in dieser Hinsicht wolle RWE über Konsequenzen nachdenken und man werde vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückschrecken. „Jeder, der es gut meint mit RWE, sollte inne halten und überlegen, welchen Teil er zum Erreichen des großen gemeinsame Ziels beitragen kann. Und das sind sicher keine Pyro-Aktionen, keine Aufmärsche oder Prügeleien mit anderen Gruppierungen.“
Für Trainer Neidhart steht noch immer nur eine Niederlage
Das große gemeinsame Ziel ist der sportliche Aufschwung und kurzfristig der Aufstieg in die 3. Liga. Den hat RWE trotz der juristischen Niederlage nach wie vor auch noch selbst in der Hand. „Ich war schon geschockt, dass das Urteil so klar ausgefallen ist“, sagt Trainer Christian Neidhart. „Am Ende macht es uns aber nur noch kämpferischer. Wir lassen uns davon ganz sicher nicht unterkriegen und auch nicht aus der Ruhe bringen.“ Und überhaupt: Für den Cheftrainer zählt dieser Misserfolg am Grünen Tisch auch nicht wirklich. „Wir haben nach wie vor erst einmal verloren“, betont Neidhart.
Gleichwohl stand wieder einmal nicht der sportliche Erfolg, die außergewöhnlich gute Leistung der Mannschaft im Fokus, sondern dieser unsägliche Spielabbruch. Auch dazu findet Marcus Uhlig klare Worte: „Ich finde es zum Kotzen, dass wir bei RWE gerade noch am Rande über Sport sprechen. Wir haben einen überragenden Spirit in der Mannschaft und drumherum. Wir sind drauf und ran, die Sehnsucht aller RWE-Fans zu erfüllen. Und genau darum sollte es doch gerade hier viel mehr gehen.“
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