Köln. Rot-Weiss Essen spielt bärenstarke Halbzeit, bringt aber dreimalige Führung nicht über die Runden. Darum ist Trainer Neidhart dennoch zufrieden.

Es waren turbulente 90 Minuten im Kölner Südstadion. Ein Spitzenspiel war angekündigt worden, und beide Seiten bedienten diese Erwartungen bereitwillig mit einer außergewöhnlichen Dramaturgie. Gastgeber Fortuna Köln und Rot-Weiss Essen luden die Besucher ein zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Dreimal gingen die Rot-Weissen in Führung und dreimal kassierten sie den Ausgleich. Am Ende stand ein 3:3 (2:1), mit dem alle ganz gut leben konnten. Die Essener vielleicht noch ein bisschen besser, denn sie haben immerhin einen Verfolger im Titelrennen auf Distanz gehalten. Drei Punkte liegt RWE weiterhin vor den Fortunen, die zudem ein Spiel mehr bestritten haben.

Hoch her ging es im Kölner Südstadion: Felix Bastians (li.) von Rot-Weiss Essen im Zweikampf mit dem Kölner Suheyel Najar
Hoch her ging es im Kölner Südstadion: Felix Bastians (li.) von Rot-Weiss Essen im Zweikampf mit dem Kölner Suheyel Najar © Unbekannt | Thorsten Tillmann

„Es war ein geiles Spiel, ein richtiges Spitzenspiel“, schwärmte RWE-Trainer Christian Neidhart. „Jeder, der heute hier war, wird es nicht bereut haben.“ Vor allem die Fans von der Hafenstraße waren in den ersten 45 Minuten begeistert von ihrer Mannschaft. Die trat auf, als hätte es nie eine fast dreiwöchige Corona-Pause gegeben. Von Rhythmusstörung keine Spur.

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Rot-Weiss Essen spielt eine bärenstarke Halbzeit

RWE dominierte, spielte zielstrebig, kombinierte sicher und besaß reichlich Chancen. Die hochgelobte Kölner Defensive hatte riesige Problem. „In der ersten Halbzeit haben wir eine Vielzahl an guten Kontermöglichkeiten und Torchancen. Wenn man heute bei uns einen Haken finden will, dann den, dass wir es da versäumt haben, das eine oder andere Tor mehr zu schießen und den Deckel draufzumachen“, meinte Neidhart.

Nur mit 2:1 führte der Gast durch Tore von Simon Engelmann (11.) und Isaiah Young (28.), der zuvor erst etwas ungelenk den Elfmeter zum 1:1-Ausgleich durch Marquet (26., FE) verursacht hatte, aber postwendend die Antwort lieferte. „Wir können mit dem Punkt gut leben, auch wenn man sich über die eine oder andere Sache oder die Gegentore ärgert.“

Trainer Neidhart ist mit dem ersten Auftritt nach der Pause zufrieden

Schließlich wussten die Rot-Weissen nach der Pause nicht, wo sie stehen. „Für uns war es wichtig, reinzukommen, wir wussten ja auch nicht, wie lange die Kraft reichen würde. Deshalb bin ich zufrieden, Kompliment an die Jungs.“

Es ging rauf und runter: Daniel Heber von Rot-Weiss Essen verfolgt seinen Widersacher Leon Demaj.
Es ging rauf und runter: Daniel Heber von Rot-Weiss Essen verfolgt seinen Widersacher Leon Demaj. © Unbekannt | Thorsten Tillmann

Unterm Strich konnte Kölns Trainer Alexander Ende hinter den Kommentar seines Essener Kollegen einen Haken machen. Genau so! „Jeder Zuschauer ist auf seine Kosten gekommen. Aber als Trainer legt man natürlich andere Maßstäbe an.“ Seine Mannschaft sei gar nicht gut ins Spiel gekommen. „Wir waren viel zu fehlerhaft. Wir kommen aus einer Phase, in der die Ergebnisse nicht so stimmten. und ein bisschen hat man das gemerkt in der ersten halben Stunde. Da hatten wir viel zu viele leichte Ballverluste.“

Für Fortuna Köln war der knappe Rückstand zur Pause das Positivste

Und allgemein Einigkeit herrschte auch darüber: „Wir konnten sehr, sehr gut mit dem Halbzeitergebnis leben“, räumte Ende ein. „Das war aus unserer Sicht noch das Positivste.“ Man habe aber auch gegen eine „bärenstarke“ Truppe“ gespielt. „Am Ende des Tages ist es das Schönste, wenn ein Trainer sagen kann, deine Mannschaft hat heute alles rausgeknallt. Wir haben gegen den Top-Favoriten ein 3:3 erkämpft, darauf bin ich auch stolz.“

Ein Wunschergebnis ist es für die Kölner nicht. Eine Niederlage hatte man zuvor ja schon als das Ende aller Aufstiegsträume bezeichnet. „Wir haben es nicht geschafft tabellarisch in Schlagdistanz zu kommen. Aber es ist ein gewonnener Punkt und für uns ist noch immer alles möglich“, war Alex Ende weiterhin im Kampfmodus. „Man muss nur immer daran glauben.“

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