Essen. Rot-Weiss Essen trennt sich zwei Spieltage vor dem Saisonende von seinem Trainer Christian Neidhart. Der Zeitpunkt überrascht. Ein Kommentar.

Nun also doch. Was vor einigen Wochen noch als Gerücht herumgeisterte, ist nun Fakt: Christian Neidhart, Cheftrainer von Rot-Weiss Essen, muss zwei Spieltage vor Saisonende die Trainerbank räumen. Das unbedingte Vertrauen, dass er den Aufstieg noch packen könnte, ist dahin. Die enttäuschende Vorstellung im Verbandspokal beim Wuppertaler SV hat offenbar allen den Rest gegeben. Man kann es verstehen.
Ein Saisonziel hat RWE mit der Pokalpleite bereits verpasst, und im Titelkampf hat Preußen Münster alle Trümpfe in der Hand. Auch in der Liga drohen die Rot-Weissen zu scheitern - wieder einmal trotz bester Voraussetzungen. Die Verantwortlichen haben nun die Reißleine gezogen, wie man so schön sagt, in höchster Not, in größter Verzweiflung. Bei einem Fallschirmsprung wäre das aus 3800 Metern Höhe ungefähr 200 Meter vor dem Boden. Da kann nur noch ein kleines Wunder helfen.

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Die Reaktion kommt spät, das Ganze klingt nach Bauernopfer. Die dunklen Wolken sind nicht erst in dieser Woche aufgezogen. Aber diese Freistellung dokumentiert eine fatale Hilf- und Ratlosigkeit. Immer wieder hat sich Rot-Weiss trotz aller Beteuerungen in den letzten Wochen unverständliche Auszeiten genommen, und sich selbst um den Lohn gebracht. Hätte jemand gewusst, warum das so ist, man hätte früher reagiert, ja reagieren müssen.

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Aber genau dieses Team wurde lange Zeit für seine spielerische Klasse, die Mentalität und den Willen gefeiert. Es schien alles rosa und intakt. Auch der Trainer wurde gelobt, für seinen Spielstil, für seine Auswechslungen. Man wird auch in dieser Saison wieder unter Neidharts Regie über 80 Punkte holen. Eine starke Bilanz, aber nicht gut genug. Und das allein zählt. Scheitert Rot-Weiss, sind alle und nicht allein der Trainer gescheitert.

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Rot-Weiss Essen: Wagner eine logische Lösung

Die Kernfrage ist: Warum ist die Formkurve angesichts der Qualität dieser Mannschaft vor allem in der Rückrunde mitunter in den Keller gesackt? Warum fehlten zeitweise Esprit und Leidenschaft? Neidhart sagte offen, dass auch er es nicht wisse. Aber natürlich steht er in der Verantwortung - vornehmlich für Training, Taktik und Fitness. Die Einstellung sollten, nein, müssen seine Jungs schon selbst mitbringen.
Man kann die Verantwortlichen verstehen, dass sie nichts unversucht lassen wollen, um den Traum doch noch zu realisieren. Noch einmal einen letzten Impuls setzen. Nur, was kann das bringen so kurz vor Schluss? Braucht jemand angesichts der Ausgangslage zusätzliche Motivation?

Vincent Wagner ins Boot zu holen, ist dennoch eine logische Lösung. Er kennt die Spieler, das Umfeld und ist Insider. Vielleicht findet er ja die richtige Antwort. Es bleibt nur die Hoffnung - und der Blick nach Münster.