Essen/Wuppertal. Die verdiente 1:3-Niederlage im Halbfinale des Niederrheinpokals ließ bei den Gästen viele ratlose Gesichter zurück. Der Glaube schwindet.

Als die Spieler von Rot-Weiss Essen nach dem Pokal-Aus in Wuppertal auf ihre Gästekurve zustrebten, hatten sie wohl ein Donnerwetter erwartet. Niederlagen in Wuppertal zählen bei den RWE-Fans bekanntlich doppelt, in jeder Hinsicht. Aber es blieb ungewöhnlich ruhig.

Daniel Heber lieferte danach die Erklärung. „Die Fans haben gesungen und uns getröstet, am Ende haben sie gesagt, dass wir uns am Samstag die Tabellenführung wiederholen“, gab der Kapitän die Stimmungslage in der Kurve wieder. Wie allerdings die Stimmung sein dürfte, sollte es für Rot-Weiss im letzten Heimspiel gegen RW Ahlen um nichts mehr gehen, konnte sich auch jeder ausrechnen.

Die Verfassung der Gäste am Dienstagabend ließ allerdings keine großen Hoffnungen auf die Wende an den letzten beiden Spieltagen aufkommen. Was hatte man im Vorfeld nicht alles versprochen, von „all in“ und „alles rausballern“ war geredet worden, am Ende waren es dann doch nur hohle Phrasen, die die Mannschaft nicht mit Leben füllen konnte.

Die Essener wirkten zu Beginn ungewohnt lethargisch

Die in den ersten 20 Minuten fast schon alles verspielte, lethargisch aufspielte und bereits 0:2 hinten lag, ehe so etwas wie Pokalcharakter aufkommen konnte. An der Warnung des Trainers habe es jedenfalls nicht gelegen, versicherte Christian Neidhart, er habe seine Mannschaft im Vorfeld eindringlich davor gewarnt, was auf sie zukommen werde. Und dann ließ sie sich einfach den Schneid abkaufen. „Wir waren nicht da, das würde ich die Jungs gerne selbst fragen, da habe ich keine Erklärung für“, meinte ein ratloser RWE-Coach.

Dass die Essener vom verdienten Sieger nachher schon Mitleid geschenkt bekamen, grenzte schon an Höchststrafe. WSV-Trainer Björn Mehnert: „Ich weiß, es ist keine einfache Situation – aber brutal. Wenn man in zwei Jahren hintereinander 180 Punkte holt und, ja, ich möchte es nicht aussprechen…..“. Anscheinend fehlt auch Mehnert der Glaube, dass RWE in der Schlussphase der Meisterschaft das Ruder noch einmal herumreißen kann.

Der Fokus bei RWE liegt nun auf Samstag

„Riesenenttäuschung, aber der Fokus liegt nun natürlich auf Samstag, wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen und müssen alles raushauen“, fand Thomas Eisfeld die altbekannten Worte. Warum die Essener diesmal ausgerechnet die Anfangsphase komplett verpassten, da konnte der Ex-Bochumer auch nur rätseln: „Man hat gemerkt, dass Wuppertal einfach griffiger war, sie haben die wichtigen Zweikämpfe gewonnen. Wir haben uns mehr zurückgezogen, wollten alles spielerisch lösen.“

Das funktionierte nicht, auch, weil die Wuppertaler im Angriff einfach viel entschlossener und durchschlagskräftiger agierten. Allen voran Roman Prokoph, der 36-Jährige, der zwei Tore selbst erzielte und das zweite durch Rodrigues Pires durch ein an ihm begangenes Foulspiel kurz vor dem Strafraum auch noch herausholte.

Sonderlob von Günter Pröpper

WSV-Coach Mehnert wurde später in den Katakomben von Günther Pröpper zur Seite genommen. Das mittlerweile 80-jährige Wuppertaler Fußballidol („Meister Pröpper“) beglückwünschte Mehnert zu diesem außergewöhnlichen Sturm. Dass Alter auch vor Leistung nicht zwingend schützen muss, bewies Prokoph, der schon so viele Spiele auf dem Buckel hat, durch seinen nimmermüden Einsatz und seine Brandgefährlichkeit vor dem RWE-Tor.

Auf der Gegenseite wurde nach 67 Minuten wieder einmal Zlatko Janjic eingewechselt. Der Ex-Verler, mit großen Erwartungen seitens der Fans im Sommer an die Hafenstraße gewechselt, wird in wenigen Tagen auch 36. Nur für den Fall, dass jemand seine Einwechselung in Wuppertal nicht mitbekommen hat. Kann ja leicht passieren.

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