Essen. Rot-Weiss Essen setzt auch in der 3. Liga zum großen Teil auf die Abwehrspieler der Meistermannschaft. Aber nicht immer lief alles nach Plan.
Rot-Weiss Essen heißt der Meister der Regionalliga-Saison 2021/22, der ersehnte Aufstieg in die Dritte Liga ist perfekt. Längst planen die Verantwortlichen die neue Saison und werden auch ihre Analysen hinzuziehen. RWE ist nicht „Meister aller Klassen“. Die Essener erzielten zwar die meisten Tore, aber mit 32 Gegentreffern liegen sie hinter Münster (24), Wuppertal (28) und Fortuna Köln (31) nur auf Rang vier. Wir werfen einen Blick auf die Hintermannschaft der Vorsaison, die sich auch im aktuell 24-köpfigen Kader für die kommende Spielzeit zum Großteil wiederfindet.
Im Tor entscheidet sich Rot-Weiss Essen spät für eine neue Nummer eins
Daniel Davari: Er war der Souverän im RWE-Tor, die klare Nummer eins. In der vergangenen Saison hatte der Torhüter alle Liga-Spiele über die volle Distanz bestritten. Der Routinier war gesetzt, wurde sogar nach der Suspendierung von Dennis Grote Kapitän. Dann der Cut nach Spieltag 29. Davari hatte beim 0:2 in Ahlen zweimal ganz alt ausgesehen, hatte auch zuvor die eine oder andere Szene, in der er nicht gut aussah. Nach dem 1:0 in Wiedenbrück war Davari plötzlich raus. „Diva“ machte seinem Namen nach der Degradierung offenbar alle Ehre, reagierte jedenfalls nicht so professionell, wie es sich die Verantwortlichen vorgestellt hatten. Erst fehlte er krank, dann wurde er suspendiert (29 Spiele - elf davon zu Null/ 28 Gegentore).
Jakob Golz: Der junge Keeper (23) fügte sich nahtlos ein - reaktionsschnell und ebenfalls ruhig am Ball. Er hielt im Endspurt auch einige „Unhaltbare“, das, was die Kritiker seinem Vorgänger häufiger abgesprochen hatten (9 Spiele - fünf zu Null/ 4 Gegentore).
Raphael Koczor: Der Torhüter (33) kam als Nummer drei nicht zum Einsatz. Aber er „spielte“ mit, animierte seine Kollegen, klatschte ab, nahm sie in den Arm. Das macht ihn wertvoll. Zur Belohnung gibt’s noch einen Vertrag für die 3. Liga.
In der Verteidigung ist Bundesligaerfahrung hinzugekommen
Felix Herzenbruch: Als Torjäger war „Herze“ nie auffällig geworden. Umso so größer der Jubel, als er in der Nachspielzeit (90.+5) das Tor zum 2:1-Sieg gegen Aachen erzielte und auf dem Zaun von den Fans gefeiert wurde. Es war sein erstes Regionalliga-Tor für RWE, drei weitere sollten folgen. Auch sein 2:1 gegen Düsseldorf II (4:1) in Unterzahl war enorm wichtig. Er ist die gelebte Defensive, körperbetont, kompromisslos und mit ganzem Herzen dabei - die Fans lieben ihn (37 Einsätze - 4 Tore/ 4 Vorlagen).
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Felix Bastians: Dieser Mann hat schon Bundesliga gespielt. Aber mit 34 Jahren ein abgehalfterter Profi? Nie und nimmer. Rot-Weiss landete bei der Suche nach einem Ersatz für den verletzten Verteidiger Michel Niemeyer einen Transfer-Coup. Bastians belebte die linke Seite, vor allem auch offensiv. Noch im letzten Spiel gegen Ahlen warf sich der Routinier in die Bälle und grätschte mit aller Entschlossenheit. Sein Vertrag hat sich automatisch verlängert, er hat es sich verdient (28 von 34 möglichen Einsätze - 3 Tore, 1 Vorlage).
Yannick Langesberg: Vom Drittligisten SC Verl gekommen, galt der „Lange“ als Verstärkung für die Innenverteidigung. Er stand zum Saisonauftakt zweimal in der Startelf. Doch bei der schmählichen 1:4-Heimniederlage gegen Straelen am zweiten Spieltag, galt er als personifizierter Schwachpunkt. Er musste den Platz räumen für Rios Alonso und hatte nur noch Kurzeinsätze. Er darf RWE wohl trotz Vertrag verlassen (11 Einsätze).
Physis von Innenverteidiger Daniel Heber ist überragend
Daniel Heber: Hebers Physis ist überragend, sein Stellungsspiel, das Kopfballspiel und Zweikampfverhalten machen ihn zu einem der besten Innenverteidiger der Regionalliga, was auch das Interesse in höheren Ligen geweckt hat. RWE hat ihn nicht ohne Grund bis 2025 gebunden. Nach Davaris Ausmusterung trug Heber auch die Kapitänsbinde. Er ist eine Säule in der RWE-Defensive. Nur Corona und ein Wadenbeinbruch bremsten ihn aus. (27 Einsätze - 2 Tore/ 3 Vorlagen).
Sandro Plechaty: Der Rechtsverteidiger zählt zu den Dauerläufern. Er fehlte nur einziges Mal gelbgesperrt, stand aber 36 mal in der Startelf. Er belebt und beackert die rechte Seite, wirkte zwar eine Zeit lang überspielt, doch aus der Coronapause kam er sehr gut zurück und kurbelte die Offensive wieder an. Es gab (und brauchte) auch keine Alternative auf rechts. Dennoch sucht RWE noch einen Rechtsverteidiger (37 Einsätze - 4 Tore/ 9 Vorlagen).
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Der junge Rios Alonso gehört zu den Entdeckungen der Saison
David Sauerland: Der 24-jährige Rechtsverteidiger wurde vom Pech verfolgt. In der Vorsaison fiel er mit einem Kreuzbandriss komplett aus. In der abgelaufenen Spielzeit machten ihm muskuläre Probleme hartnäckig zu schaffen. In Wiedenbrück hatte „Saui“ einen Startelf-Einsatz, hinzu kamen nur vier Kurzeinsätze. Er bekommt vermutlich keinen neuen Vertrag (5 Einsätze).
Rios Alonso: Eine der Entdeckungen der Saison. Zum Aufakt in Bonn spielte er elf Minuten, beim Straelen-Debakel gar nicht - sein Glück. Alonso übernahm von Langesberg die Innenverteidigung und machte seine Aufgabe danach tadellos. 19 Spiele absolvierte er über die volle Distanz bis zur Gelb-Pause gegen Düsseldorf II. Alonso wurde auch einige Male im defensiven Mittelfeld oder als als rechter Verteidiger in der Dreierkette eingesetzt, doch dort konnte er längst nicht so überzeugen. Nach einer Corona-Erkrankung saß er die letzten vier Spiele auf der Bank. Der junge Mann hat Zukunft (29 Einsätze - 2 Tore/2 Vorlagen).
Talent Sascha Voelcke hat sich gut entwickelt und zeigt offensive Klasse
Sascha Voelcke: Das 20-jährige Talent hat sich sehr gut entwickelt, sein Tempo ist eine Waffe. Er ist als Linksverteidiger gelistet, doch Qualität zeigte er in der Offensive, wo er gegen Bonn (6:1) ein Tor erzielte und eines auflegte. Er verpasste leider verletzt (Syndesmosebandanriss) fast die gesamte Rückrunde (12 Einsätze, 1/1).
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Fabian Rüth: In der Winterpause von der TSG Hoffenheim II verpflichtet, kam er nur zu drei von 18 möglichen Einätzen, stand keine 30 Minuten auf dem Feld. Als linker Verteidiger und oder im zentralen Mittelfeld fand sich kein Platz.
Michel Niemeyer: Der zweitligaerfahrene Linksverteidiger ist der Pechvogel im RWE-Kader. Er wurde als Verstärkung verpflichtet, absolvierte aber kein Pflichtspiel. Er nimmt nun einen neuen Anlauf in der 3. Liga.
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