Essen. . Die Olympischen Winterspiele loten die Grenzen der Athleten aus – und gehen darüber hinaus. 18 Sportler aus unterschiedlichen Sportarten mussten bislang schwer verletzt aufgeben. Ein Kommentar.
Das Motto: „Schneller, höher, weiter“ gilt bei den Olympischen Winterspielen nicht mehr unbegrenzt. Es wandelt sich zu „Schneller, höher, gefährlicher“.
Die russische Skicrosserin Maria Komissarowa hat diese Entwicklung mit ihrer Gesundheit bezahlt. Sie stürzte beim Training auf der schwierigen Piste von Sotschi und brach sich einen Brustwirbel. In einer sechsstündigen Operation setzten die Ärzte der 23-Jährigen ein Metallimplantat ein. Ob die Operation ein Erfolg war, wird sich erst in mehreren Tagen zeigen.
Unfälle sind im Sport immer passiert, und sie werden auch immer wieder passieren. Selbst der Hobby-Jogger tritt im Wald auf eine Wurzel, knickt um und kommt mit einem Bänderriss in die Klinik.
Doch bei den Winterspielen steigt die Zahl der Unfälle unverhältnismäßig. Vor vier Jahren in Vancouver starb der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili. Er war beim Training vor einen Pfosten geprallt. In Vancouver hatten sie die schnellste Rodelbahn aller Zeiten gebaut. Was spektakulär sein sollte, war am Ende nicht mehr beherrschbar.
Ähnlich entwickeln sich die Trendsportarten Ski-Cross, Slopestyle und Halfpipe. Die Mädchen und Jungs auf den Brettern zeigen Vierfach-Sprünge mit unfassbarer Akrobatik. Das alles sorgt für Einschaltquoten, doch der Preis zur Halbzeit der Spiele in Sotschi lautet: 18 Athleten aus unterschiedlichen Sportarten mussten bisher schwer verletzt aufgeben.
Die Gefahr läuft nicht ohne Grund mit. Die Winterspiele kämpfen im Wettstreit um die Zuschauergunst weltweit mit großen Zuschauer-Magneten. In Deutschland stellt sich etwa die Frage: Was schalte ich ein? Winterspiele oder Fußball-Bundesliga? Das Internationale Olympische Komitee weiß: Je aufregender die Übertragung, desto mehr Zuschauer und desto mehr zufriedene Sponsoren. Also her mit dem Nervenkitzel.
Die Opfer dieses Quoten-Reflexes sind die Sportler. Am Wochenende zum Beispiel die Skicrosserin Maria Komissarowa.