Essen. . Kostenexplosionen und immer höhere Anforderungen an die Sportler. Die Olympischen Spiele stoßen überall an Grenzen, ohne dass jemand auf die Bremse tritt. Ein Beispiel ist die Sturzserie beim Snowboardcross am Wochenende. Ein Kommentar
Schneller, höher, stärker. Das olympische Motto lässt sich längst um die Begriffe „teurer“ und „gefährlicher“ ergänzen.
Über die Kostenexplosion ist in Sotschi, wo bis zu 50 Milliarden Euro verbaut wurden, viel diskutiert worden. Weniger dagegen über den Preis, den immer mehr Sportler für ihre Gesundheit zahlen müssen. Viele der in diesen Olympiatagen angestimmten Lobeshymnen auf die spektakulären neuen Trendsportarten unterschlagen oder bagatellisieren, dass es sich dabei auch um Risikosportarten handelt.
Formel 1 im Vergleich inzwischen fast risikoloses Vergnügen
Wer am Wochenende die Sturzserie beim Snowboardcross sah, dem stockte der Atem. Der über der Piste kreisende Rettungshubschrauber bot einen beklemmenden Kontrast zu der Menschenmenge, die den tollkühnen, im Extremfall aber lebensgefährlichen Flugeinlagen der Athleten zujubelte. Im Vergleich dazu ist die Formel 1 inzwischen ein fast schon risikoloses Vergnügen ...
Auch interessant
Dass es bei den alpinen Wettkämpfen in Sotschi noch keine schwerwiegenden Stürze gab, liegt nicht zuletzt daran, dass die Speed-Strecken nach den ersten Trainingsunfällen noch rechtzeitig entschärft worden sind. Dabei sind es nicht selten gerade die Topstars, denen es nicht schwierig genug sein kann. In solchen Fällen wird gerne von einer „selektiven Piste“ gesprochen. Soll heißen: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Womit billigend in Kauf genommen wird, dass die weniger guten Läufer – von den „Exoten“ ganz zu schweigen – dafür häufig bezahlen müssen.
Kaum ein Eiskunstläufer ohne Sturz
Wohin die steigenden Anforderungen führen, ist selbst bei einer Sportart zu beobachten, die traditionell eher für Ästhetik steht: dem Eiskunstlaufen. So kam bei den Herren, wo es ohne Vierfach-Sprünge nichts mehr zu gewinnen gibt, kaum ein Teilnehmer sturzfrei durchs Programm. Mehr noch: Die durchtrainierten Athleten wankten – wie der frühere Eiskunstläufer und heutige ARD-Experte Daniel Weiss treffend beobachtete – völlig ausgepumpt vom Eis. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.
Wohin wir jedenfalls auch sehen: Die Spiele stoßen überall an Grenzen. Aber es ist niemand zu sehen, der bereit ist, daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen.