Sotschi. Die Angriffe von Stephanie Beckert ließ sie abprallen, aber die ständigen Dopingkontrollen nerven Claudia Pechstein. Seit ihrer Ankunft in Sotschi sei sie bereits neunmal kontrolliert worden, behauptete Pechstein. Insgesamt fünfmal wurde ihr im olympischen Dorf und der Adler-Arena Blut abgenommen.

Drei Tage vor ihrem zweiten Olympia-Rennen in Sotschi über die ungeliebten 1500 Meter standen die Kontrolleure um 06.50 Uhr vor ihrer Zimmertür im olympischen Dorf, nahmen Blut- und Urin-Proben. "Ich bin so oft getestet worden wie kein anderer Athlet auf der Welt. Alle Proben waren sauber. Das wird auch bei der 1000. Kontrolle nicht anders sein", sagte die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin der Nachrichtenagentur dpa.

Seit ihrer Ankunft in Sotschi sei sie bereits neunmal kontrolliert worden, behauptete Pechstein. Insgesamt fünfmal wurde ihr im olympischen Dorf und der Adler-Arena Blut abgenommen, viermal wurde ihr Urin analysiert. Pechstein nerven nicht nur die ständigen Kontrollen, es stört sie sondern vor allem, dass andere Mitbewerber nicht annähernd so oft im Visier des Eislauf-Weltverbandes ISU, der Nationalen und Welt-Anti-Doping-Agentur oder wie bei Olympia des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) stehen.

"Die Kontrolleure kommen zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten, früh um sechs, abends um 22 Uhr. Das ist kein Spaß. Sich vor anderen zu entblößen und unter Beobachtung in ein Glas zu pinkeln ist ein erheblicher Eingriff in die Intimsphäre. Bei der Blutabnahme rammten mir manche Kontrolleure die Spritze brutal in den Arm", beklagte sie sich.

Alle Test-Protokolle hat Pechstein fein säuberlich aufbewahrt. Die 41 Jahre alte Berlinerin erklärt, dass sie in ihrer Laufbahn nunmehr 296 Urin- und 223 Blutkontrollen an 31 verschiedenen Orten in 16 Ländern über sich ergehen lassen musste - 519 Tests insgesamt. Immer mit dem gleichen Ergebnis: negativ.

Seit ihrem Comeback nach Ablauf ihrer Sperre wegen erhöhter Retikulozytenwerte steht sie besonders häufig auf dem Kontrollbogen der Instanzen. 161 Kontrollen erfolgten seit dem 9. Februar 2011 - damit wurde sie durchschnittlich mindestens einmal pro Woche getestet. "Das ist schon Routine. Fast jeden Tag klingeln Kontrolleure bei ihr", berichtete der deutsche Teamarzt Gerald Lutz aus Erfurt am Freitag.

Bereits vor der Abreise nach Sotschi hatte Pechstein vor Journalisten in Berlin ihre Befindlichkeiten offengelegt. "Es gibt auch unter den Kontrolleuren solche und solche", sagte sie. "Manche sind super freundlich und entschuldigen sich sogar dafür, dass sie manchmal alle drei Tage vorbeigeschickt werden. Andere sind rabiat und fühlen sich wie die Herrscher. Dann beschwere ich mich und lehne sie für das nächste Mal ab". Das habe so manches mal gefruchtet, offenbar sahen die Auftraggeber ihre Beschwerde als begründet an.

Ihr Manager Ralf Grengel machte in einer Kolumne für den "Berliner Kurier" folgende Rechnung auf: "Würde jeder Olympia-Starter in Sotschi tatsächlich gleich behandelt, hätten die IOC-Kontrolleure bei 2900 Teilnehmern bis zum Donnerstag bereits 26 000 Kontrollen nehmen müssen." Die Realität sehe anders aus: Bis zum Ende der Spiele sind 2453 Kontrollen durch das IOC geplant. (dpa)