Krasnaja Poljana. Erst glorreich, dann enttäuschend: Jetzt sind wieder die viel gerühmten Comeback-Qualitäten von Maria Höfl-Riesch gefragt.

Nach Gold in der Super-Kombination und Platz 13 in der Abfahrt setzt die Doppel-Olympiasiegerin von 2010 im Super-G am Samstag beim dritten von fünf anvisierten Starts wieder auf Angriff. "Ich muss jetzt schauen, dass ich mir die Kräfte gut einteile", betonte die Vielfahrerin und bat ihre Fans um Unterstützung: "Daumen drücken!" Zusammen mit Höfl-Riesch am Start ist Viktoria Rebensburg.

Fünf Super-G gab es in diesem Winter, zweimal schaffte es Höfl-Riesch auf das Podest. Die große Favoritin zur Halbzeit der Alpin-Wettbewerbe ist aber eine andere: Lara Gut. Die Schweizerin nahm nach Bronze in der Abfahrt vom Mittwoch viel Schwung mit. "Das war ein guter Start für mich", erklärte die dreimalige WM-Zweite. "Aber ich würde es lieben, eines Tages in der Mitte auf dem Podest zu stehen. Ich werde alles geben und ich habe nichts zu verlieren." Das hat auch Höfl-Riesch nicht. Durch den Kombinations-Triumph und ihr insgesamt dritten Gold ist Olympia für sie ohnehin schon ein Erfolg.

Wenn etwas am goldenen Auftakt dieser Winterspiele für Höfl-Riesch ungewöhnlich war, dann der fehlende Rückschlag davor. Denn wer die Geschichte von Maria Höfl-Riesch bei Großereignissen kennt, weiß: Nach Enttäuschungen, wie es dieses mal die Abfahrt war, ist die 29-Jährige dank ihrer viel gerühmten Comeback-Qualitäten besonders stark. "Maria hat Gott sei Dank diese gute Gabe, dass sie immer dann, wenn man glaubt, sie ist weg, dann doch irgendwie zurückkommt - auch manchmal auf überraschende Weise", beschrieb Alpindirektor Wolfgang Maier einmal eine herausragende Eigenschaft seiner besten Alpin-Dame.

Seit der WM 2009 in Frankreich, als Höfl-Riesch nach gleich mehreren Tiefschlägen letztendlich im Slalom zum ersten WM-Gold fuhr, konnte sich die Partenkirchenerin immer auf ihre Stehauf-Stärke verlassen. "Ich denke, das ist eine Mischung aus Talent und einer starken Psyche. Bei einem Großereignis, wo der Druck ohnehin schon enorm hoch ist, darf man nicht daran zerbrechen", erklärte sie in einem dpa-Interview. "Diese Erfahrung, dass man es trotzdem schaffen kann, wenn man an sich glaubt, hat mich für die Zukunft gestärkt."

2010 bei Olympia war das nicht anders. "Das war alles nicht so ideal. Zum Glück kam dann die Kehrtwende", erinnerte Höfl-Riesch, die nach Rang acht in der Abfahrt zu Kombi-Gold fuhr. Bei der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen reichte es für die kranke Lokalmatadorin zu zweimal Bronze. Und auch in Schladming schlug Höfl-Riesch zurück. Drei Tage nach ihrem ernüchternden Super-G-Auftritt mit einem Aus nach 20 Sekunden wurde sie Kombinations-Weltmeisterin. Das Abfahrts-Ergebnis in Russland sollte sie daher keineswegs aus der Bahn werfen.