Gisin und Maze - Hand in Hand zum doppelten Olympia-Gold
•
Lesezeit: 3 Minuten
Krasnaja Poljana. . Bei der Abfahrt konnten sich die zeitgleichen Dominique Gisin aus der Schweiz und Tina Maze aus Slowenien als erste gemeinsame Olympiasiegerinnen in einer alpinen Disziplin feiern lassen. Sie taten es auf dem Siegerpodest Hand in Hand.
Die Geschlagene tauchte mit einer großen Brille auf. Dass die nur zum Schutz vor der Sonne diente, war schnell klar. Denn Maria Höfl-Riesch erweckte nicht den Eindruck, als ob sie ihre Augen verstecken müsste. Gefasst suchte sie nach einer Erklärung für das, was da gerade bei der olympischen Abfahrt passiert war. Die 29-Jährige vom SC Partenkirchen belegte nach einer verkorksten Fahrt weit abgeschlagen den 13. Platz. Mehr als eine Sekunden war sie langsamer als die Schweizerin Dominik Gisin und Tina Maze aus Slowenien, die sich den Sieg teilten. „Heute war leider nicht mein Tag“, stellte Höfl-Riesch fest. „Es lief einfach nicht rund.“
Nicht der Tag von Höfl-Riesch
Wenn bereits eine Goldmedaille im Zimmer liegt, mag eine Niederlage etwas leichter zu verkraften sein. Aber der Sieg in der Superkombination am Montag sollte eigentlich nur die Ouvertüre sein vor dem großen Auftritt. Doch wie schon im Training, kam die beste Abfahrerin des Winters mit der Piste nicht zurecht. „Bei Olympia herrschen eigene Gesetze. Da kann immer alles passieren“, sagte Maria Höfl-Riesch mit Blick auf die beiden Siegerinnen.
Tina Maze und Dominik Gisin standen bei der Flower-Zeremonie Hand in Hand vor dem kleinen Podest – vereint im Triumph. Dabei könnte die Geschichte der beiden kaum unterschiedlicher sein. Maze war im vergangenen Winter die dominierende Athletin gewesen, gewann mit der Rekordmarke von 2414 Punkten den Gesamtweltcup und landete in 34 Rennen 24-mal auf dem Podium, aber dann war dieser für sie so unglaubliche Winter vorbei und sie hatte plötzlich Probleme, sich zu motivieren. „Im Sommer war ich manchmal ratlos und habe mich gefragt, was soll ich eigentlich noch besser machen?“, erzählte sie. Manchmal hilft es schon, eine Kleinigkeit zu verändern. Das musste sie dann gezwungenermaßen tun, weil ihr Trainer Livio Magnoni nach Italien wechselte. Sie und ihr Lebensgefährte Andrea Massi, der fürs Konditionstraining zuständig ist und als eine Art Chefcoach fungiert, holten Walter Ronconi. Aber der kam mit der eigenwilligen Maze nicht zurecht, oder vielleicht war es auch umgekehrt. Jedenfalls trennten sich Maze und Massi Anfang des Jahres von Ronconi und holten den Schweizer Mauro Pini. Kurz darauf gewann die 30-Jährige wieder. Den Gesamtweltcup hatte sie da aber längst abgeschrieben. „Ich habe mich“, gibt sie zu, „dann ganz auf diese Spiele hier fokussiert.“
Gisin musste hingegen um ihren Start bangen. Die ausgebildete Jet-Pilotin gehört seit Jahren zu den besten Abfahrerinnen der Schweiz, aber öfters, als sie in ihrer Karriere auf dem Podium landete, lag sie im Operationssaal. Insgesamt neun Eingriffe am Knie hat die 28-Jährige aus Engelberg hinter sich, den letzten vor zwei Jahren. Damals verletzte sie sich, ohne zu stürzen, und das brachte sie ins Grübeln. „Danach hatte ich große Mühe, in jedem Rennen alles zu geben.“ Vor der olympischen Abfahrt musste sie eine interne Qualifikation bestreiten. Die Trainingsfahrten dienten als Ausscheidung „Das hat den Druck hochgeschraubt“, sagte Gisin. Um eine Chance zu haben, musste sie sich überwinden. Es ist ihr gelungen. Sie hat das Gefühl für das Risiko genau zum richtigen Zeitpunkt wiedergefunden.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.